amagde schrieb am 02.07.2024 07:19:
Aus dem Artikel:
Auch wenn man nicht sagen kann, wie die Flüchtlinge gegenüber den maximalistischen Kriegszielen eingestellt sind, haben sie doch in gewisser Weise mit den Füßen abgestimmt und sich gegen eine aktive Teilnahme am Krieg entschieden.
Das klingt logisch. Allerdings hat die Entscheidung, nicht selbst an Kriegshandlungen teilzunehmen, keinerlei Bedeutung in Bezug auf die Zustimmung zu Kriegshandlungen.
Die Geflüchteten werden sich genauso in die teilen, die am liebsten sofort und zu allen Bedingungen Frieden haben wollen, jenen die die volle Aufopferung bis zum letzten (anderen) Mann fordern und allen Varianten dazwischen.
Dass die eigene Nichtteilnahme keinerlei Ablehnung kriegerischer Auseinandersetzung bedeutet, sollte eigentlich klar sein. Wem das nicht klar ist, der muss sich nur mal im politischen Umfeld oder hier im Forum umschauen.
Mein Gefühl ist eher: Je weniger eigene Teilnahme, desto extremer können die geforderten kriegerischen Maßnahmen ausfallen. Müssen ja andere ihr Leben für opfern, nicht man selbst.
Sie meinen den Erdogan-Effekt, dass die in Deutschland lebenden türkischen Wahlberechtigten signifikant mehr Erdogan gewählt haben, weil sie die Nachteile in der Türkei selbst ja nicht erdulden müssen. Da ist was dran.
Es gibt noch mehr Beispiele, die in dieselbe Richtung weisen.
So wird das Töten z.B. in einem Drohnenkrieg einfacher, sprich mit weniger moralischen Bedenken, weil man den Gegner nicht mehr direkt sieht.
Das ist auf TP mehrfach thematisiert worden, z.B. https://www.heise.de/hintergrund/Missing-Link-Die-Zukunft-der-Kriegsfuehrung-mit-Drohnen-und-KI-9633361.html
Trotzdem hat der Autor in gewissem Sinne recht. Die Wahl Erdogans hatte tatsächlich konkrete Auswirkungen, also mehr Stimmen für Erdogan in einer konkreten Wahl.
Eine angenommene kriegerischere Einstellung von Exilukrainern beeinflusst die politischen Entscheidungsträger in der Ukraine vermutlich wenig oder zumindest anders, da Wahlen ja gar nicht stattfinden und Exilukrainer auch nicht auf politischen Demonstrationen in Kiew zu finden sein werden. Und wie will die ukrainische Regierung deren Stimmen nutzen? Entschiedeneren Krieg fordern, ohne sich selbst zu beteiligen? Das ist wohl kaum vermittelbar.
Und militärisch sind die Exilukrainer irrelevant, da ein Mitkämpfen ja ausgeschlossen werden kann.