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  • Magnar Hirschberger

mehr als 1000 Beiträge seit 19.05.2005

normale Kriegsmüdigkeit

Natürlich ruft niemand in der Ukraine "Hurra, es ist Krieg, polieren wir Onkel Wladi die...!". Die Bevölkerung leidet sehr unter dem von Russland begonnenen Krieg und es gibt wohl niemanden, der gern an der Front sein Leben riskierte. Im Laufe so eines langen Krieges mit immensen Verlusten und Leid hält sich die "Kriegsbegeisterung" der Bevölkerung immer mehr in Grenzen.

Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass das Kiewer Internationale Institut für Soziologie unegachtet des Kriegsrechts solche Umfragen durchführen und deren Ergebnisse veröffentlichen konnte.

Die gleiche Umfrage in Russland auf der Krim oder in Belgorod durchgeführt, käme (ohne den Druck des Putin-Regimes) kaum zu besseren Umfragewerten. In Moskau, Wladiwostok oder Irkutsk sähe das natürlich anderes aus. Freilich erscheinen in Russland derzeit solche unabhängigen Erhebungen unmöglich.

Präsident Selenskyj tut einfach genau das, was die Verfassung verlangt: Nämlich alles, um sein Land zu verteidigen. Dazu braucht er die Hilfe aus Drittstaaten, denn allein könnte die Ukraine gar nicht ausreichend Waffen und Munition herstellen, um der materiell haushoch überlegenen russischen Armee die Stirn zu bieten. Hierzu zählt auch die Erhebung der Forderung nach Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine.

Ich bin mir sicher, würde Putin der Ukraine ein tragfähiges Angebot machen (Donezk und Luhansk vollautonom und Rückgabe der Krim, Handels- und Zollunion, demilitarisierte Ostukraine und demilitarisiertes russisches Grenzgebiet, Reisefreiheit in den OVKS-Staaten, Beitritt zum selbigen Bündnis, etc.) so würde Selenskyj nicht zögern, darauf einzugehen. Dann bräuchte es noch eine Einigung zu den Wiederaufbaukosten und Drittstaaten als glaubwürdige Garantiemächte. So käme die Ukraine auch nicht in die NATO, bliebe aber EU-assoziiert.

Interessant diese Angabe im Artikel "Die rund 6,5 Millionen Geflüchteten in anderen Ländern sowie diejenigen, die in den von Russland besetzten Ostgebieten leben, sind von den Befragungen ausgeschlossen worden." Bleibt die Frage, wie das Institut denn diese Umfrage in den von Russland besetzten Gebieten hätte durchführen können...

Grundsätzlich gab es in der Ukraine immer ein gewisses Verstehen von Russland, nur brach die russische Aggression eben jenes Vertrauen "Wir dachten, die Russen sind unsere Brüder...".

Tendenziös geriert sich der Artikel aber hier "Das sollten Washington, Brüssel, Paris und Berlin nutzen, um mit der Ukraine eine Friedensperspektive zu finden, die der Bevölkerung die Chance gibt, das Land wiederaufzubauen". Weder die USA noch Belgien, Frankreich oder Deutschland haben die reale Macht, den Abzug der russischen Armee unmittelbar herbeizuführen. Deren Oberbefehlshaber ist immer noch Wladimir Wladimirowitsch Putin.

Nach wie vor steht das Recht der Ukraine, sich selbst gegen diese Aggression zu verteidigen. Dafür benötigt sie unsere Hilfe, solange diese erforderlich ist.

Lasst Euch nicht ablenken und verarschen, Putin ließ angreifen, nicht etwa Uncle Sam. Ja, Uncle Sam führte (nicht nur) in der jüngeren Geschichte viele böse Kriege, leider meint nun Putin "Das dürfen wir auch!". Eine armseelige Rechtfertigung, die wir nicht hinnehmen müssen!

Warum es wohl so viele Staaten in die NATO zog und noch zieht? Jene NATO, die Macron 2018 noch als "hirntot" bezeichnete. Und wer weiß, wenn Putin diesen Krieg nicht begonnen hätte, ob es die NATO dann so überhaupt noch gegeben hätte? Zumal ausgerechnet Uncle Sam seine Rolle als NATO-Führungsmacht - vor allem was die Rüstungsausgaben betrifft - schon seit Trump überdenkt und von uns Europäern eine deutlich höhere Selbstbeteiligung fordert. Die USA konzentrieren sich immer mehr auf die Spannungssituationen im Westpazifik.

Ich meine hier, Putin verrechnete sich gründlich, sonst hätte er den Finger von seiner "militärischen Spezialoperation" gelassen!

Grüsse

Magnar

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