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  • m-br_ck

505 Beiträge seit 04.03.2011

Der EU-Emissionshandel funktioniert

Unser hoher Strompreis, siehe Diskussion "Industriestrompreis", ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich insb. Kohlestrom / (Braunkohle) doch merklich verteuert, Gasverstromung braucht auch CO2-Zertifikate. In UK hat ein Preis von umgerechnet > 100 EUR / t CO2 dazu geführt, dass ohne große Kohleausstiegszahlungen die Kohleverstromung praktisch auf 0 zurückgegangen ist.

In der Industrie, wo Investitionsentscheidungen von Nachkommastellen des Strompreises abhängen, funktioniert es "gut". Es findet eine schleichende Deindustrialisierung statt, neue Investitionen gehen vor allem ins Ausland, in Deutschland wird nicht investiert, es wird vor allem Vorhandenes verkauft (siehe Viessmann). Viele Produktionsstätten laufen nur noch im Teilbetrieb. Genannt wird dies Carbon-Leakage, die Produktion wandert dahin, wo die niedrigsten Umweltstandards gelten. Eine Lösung wäre eine CO2-Grenzbesteuerung für Länder, die keinen CO2-Preis haben, aber selbst das bekommt die EU nicht hin. Zumal die EU es noch nicht einmal geschafft hat, alle Sektoren einem CO2-Preis zu unterziehen.

Dass viele Leute lieber Mrd. EUR für Öl und Gas bezahlen anstelle auf eine Wärmepumpe zu gehen, die Diskussion hatten wir in den letzten Wochen zuhauf. Allein die (alte) Thematik, die derzeitigen 30 EUR / t CO2-Abgabe für Gas und Ölheizung je nach Gebäudeenergieffizienzklasse zwischen Mietern und Vermietern aufzuteilen, reicht schon, für böses Blut zu sorgen, da viele nicht klimaaffine Bürger*innen ein Recht einfordern, möglichst unbesteuert fossile Rohstoffe für Heizzwecke einsetzen zu dürfen.

Derzeit haben wir ein Strom / Gas- Preisverhältnis von ca. 3 zu 1. Wärmepumpen schaffen in manchen Altbauten aber nur eine Jahresarbeitszahl von 2,7 oder 2,8. Effizienztechnisch kein Weltuntergang, aber für manche Personen schon, wenn sie dann auf einmal monatlich anstelle von 160 EUR Gas, 180 EUR Stromkosten für die Wärmepumpe zahlen sollen. Für viele darf der Kampf gegen die Klimakrise genau 0 Euro kosten, sonst gehen sie auf die Barrikaden. Siehe CDU-Kampagne "verheizt nicht meine Rente".

Auch in diesen Fällen würde es helfen, wenn der Gaspreis über den EU-Emissionshandel dann bei ca. 100 EUR liegen würde. Das würde das Verhältnis Strompreis Gaspreis vielleicht auf 2,5 zu 1 ändern und schon wären auf einmal viele Wärmepumpen in Bestandsbauten wieder "wirtschaftlich". Und die Pfennigfuchser, die eben noch gegen die Wärmepumpe demonstriert haben, stellen sich (mit Förderung) eine Wärmepumpe in den Vorgarten, weil sie so clever sind und monatlich Geld sparen können.

Nein, der EU-Emissionshandel schafft kein grünes Eldorado, aber die (derzeitigen) 100 EUR auf *alle Sektoren* inkl. 100 EUR CO2-Grenzsteuer auf alle EU-Importe aus Ländern, die weniger als 100 EUR CO2-Preis (auf alle Sektoren) erheben, würden für das Klima schon einmal verdammt viel bringen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.05.2023 09:09).

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