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  • Geheimer

mehr als 1000 Beiträge seit 24.04.2003

die normative Kraft des Faktischen

Der Autor hat Recht wenn er meint, dass hier jene gefördert werden die eigentlich keine Förderung benötigen. Aber er verliert dabei das Ziel der Förderung aus den Augen.

Wenn man Förderung nur als "Geld für die meinen" begreift, wie es in linken Kreisen leider so häufig praktiziert wird, liegt er natürlich richtig. Die Förderung soll aber primär die Probleme der fehlenden Infrastruktur angehen, die sich bremsend auf die Mobilitätswende auswirken.

Unabhängig von der Finanzierung gilt:
Private Wallboxen erhöhen die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten. Entweder für den Eigner selbst oder aber für andere, weil der Eigner andere öffentliche Ladepunkte nicht mehr belegt. Die Auflage BEV als Netzreserve zu nutzen erhöht die Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien und zwar für alle Bürger, unabhängig vom BEV.
Es bleibt also festzuhalten: private Wallboxen stärken die verfügbare Infrastruktur für alle Bürger und damit die Mobilitätswende.

Natürlich kann der Staat die notwendige Infrastruktur auch selbst bereitstellen. In diesem Fall muss er selbige aber zu 100% finanzieren. Einschließlich Immobilien, PV Anlagen und Speicher. Mit einer Förderung benutzt der Staat, wie bei einer Anschubfinanzierung, einen Hebel. 15% Staatskapital und 85% Eigenkapital. Die Infrastrukturverbesserung ist damit, bei gleichem Kapitaleinsatz, ganze 5,65 mal höher als bei einer staatlichen Infrastruktur. Gehen wir nun davon aus, dass jeder 2. Empfänger die Investition ohnehin durchgeführt hätte, was im Hinblick auf Stromspeicher und Netzreserve bereits großzügig bemessen ist, reduziert sich der Vorteil auf das 2,8fache.
Wir sehen, trotz Mitnahmeeffekte ist der Faktor immer noch größer als 1.

Für eine Verbesserung der Infrastruktur ist Kapital notwendig. Kapital, über welches die "unteren" Einkommensklassen nicht verfügen. Der Staat kann also entweder sozial gerecht die Mobilitätswende mit Faktor 1 fördern oder aber er nutzt sozial ungerecht den Hebel auf die Vermögen der "oberen" Einkommensklassen für einen Faktor von 2,8.

Im Grunde ist es letztlich die gleiche Entscheidung wie bei der Frage nach der Wirtschaftsordnung:
Sozialistische Armut für alle oder aber
kapitalistischen Wohlstand für alle und für einige wenige noch etwas mehr

Ich persönlich finde ja letzteres um Längen besser.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.09.2023 13:20).

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