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  • Randfigur

270 Beiträge seit 11.01.2012

Re: Wenn das links sein soll

Zunächst mal ist der Rechts-Links-Schwachsinn in Kolumbien praktisch spiegelverkehrt zu hier: Jeder, der auch nur leichte Kritik an der regierenden Clique übt, ist dort ein Linker (Kommunist/Castro-Chavist) und wird damit zum Abschuss freigegeben. Im Gegensatz zu hier ist dieser Abschuss oft sehr wörtlich gemeint, nicht nur in sozialer und/oder beruflicher Hinsicht.
Kolumbien ist ein korrupter Staat durch und durch, mit der Spezialität, dass dort die Korruption noch zusätzlich durch den Drogenhandel befeuert wird. Die graue Eminenz, der ewige Präsident und mit praktisch diktatorischer Macht ausgestattete Ex-Präsident Uribe herrscht dort mit eiserner Faust über seine Marionetten, wie z.B. auch den (Sub-)Präsident Duque. Uribe hat mehr Dreck am Stecken als Pinochet oder Stroessner. Schon sein Vater war Drogenhändler, und er selbst hat als Chef der zivilen Luftfahrtbehörde generös Startbahnen für die Drogenbosse zugelassen. Er war als Gouverneur von Antioquia die maßgebliche Kraft bei der Gründung der paramilitärischen Banden. Es gibt tatsächlich das Wort Uribismus, und seine Anhänger bekennen sich stolz dazu, und wie gesagt, jeder nicht Uribist ist automatisch ein Feind. Uribe hat irgendwas wie 200 Gerichtsverfahren am Hals, wogegen die von Berlusconi im Vergleich lächerlich erscheinen. Er hat z.B. veranlasst, dass das Militär unschuldige Menschen zu tausenden gezielt umgebracht hat oder z.B. von den verbündeten Paras umbringen ließ, dann mehr recht als schlecht als Guerrilleros verkleidet und als "gefallene Gegner" stolz präsentiert. Über 6000 wurden bereits nachgewiesen, waren sicher extrem viel mehr. Da praktisch das gesamte Justizwesen inzwischen korrupt ist, weil die nicht-korrupten umgebracht oder mit Drohungen gegen die Familie ins Ausland vertrieben wurden, ist er praktisch sicher vor Verurteilung. In Kolumbien werden mit Abstand die meisten Journalisten, Führer sozialer Bewegungen, Gewerkschafter etc verfolgt und umgebracht, mal abgesehen von China vielleicht. Die Presse ist vergleichbar gleichgeschaltet wie hier.
In Kolumbien seit dem Machtantritt von Uribe noch von Demokratie zu reden, ist ein Witz. Die Deppen, die er nicht korrumpiert (Wählerstimmen kosten dort um die 12 Euro) wäscht er mit seinem Guter-Onkel-Gequassel das Hirn. Das kriegt er auf Grund seiner zugegebenermaßen scharfen Intelligenz und vor allem der Gabe des schon fast legendären hypnotisch-unterhaltsamen Gelabers der Paisas, Bewohner von Antioquia rund um Medellin, leider sehr gut hin.
Ich drücke den meist wirklich wunderbaren Menschen Kolumbiens die Daumen, dass sie das Joch Uribes abschütteln können. Vielleicht ist es ein Glück, dass er grade in Washington in Ungnade gefallen ist, wenn auch wahrscheinlich eher aus dem Grund, dass er keinen Sturz Maduros in Venezuela hinkriegt.

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