Es ist der alte, ausgelutschte AA-Ansatz, die völlige Abstinenz zum einzig akzeptablen Ziel zu erklären. Übrigens interessant, dass es zwar für alle möglichen Suchterkrankungen dezidierte Zwölf-Schritte-Programme gibt, jedoch keines explizit für Nikotin(ab)usus. Braucht es ja auch nicht, wenn die einzigen vertretenen Maßnahmen dagegen singulär auf dieser Ideologie fußen und keinerlei Alternativen zugelassen werden sollen.
Gerne unterschlagen wird dabei der Hintergrund, dass AA einen sehr protestantisch-calvinistischen Hintergrund haben, was man auch an der stark betonten Spiritualität und "Transzendenz", mit der Selbstkasteiung und Überwindung menschlicher Schwäche zum ersatzreligiösen, gruppendynamisch verankerten, Zweck erhoben wird.
Dass mittlerweile die Suchtmedizin eher zu einem bewussten, tolerablen und sich allmählich abschwächenden Konsummodell tendiert, also kurzum einer Entwöhnung, wo der einzelne Rückfall nicht mehr zu einer persönlichen emotionalen und psychosozialen Krise aufgebauscht wird, blendet man dabei gerne ebenso aus.
Und genau hier würde ja die Substitution von Zigaretten (um die geht es ja primär in allen Kampagnen, wohingegen Zigarren- und Pfeifenraucher (noch) relativ wenig belästigt werden, die "Einstiegsdroge" Wasserpfeife (Shisha) auch eher "unter ferner liefen") durch das Dampfen ansetzen, wo zum einen eine allmähliche fortwährende Reduktion des Suchtmittels Nikotin ebenso vorliegt, wie auch die Möglichkeit gelegentlichen "klassischen" Tabakkonsums, der aber dann auch meist als eher unangenehm empfunden wird und von daher eher nicht zum Versagen des Prozesses führt. Wenn Dampfer wieder zurückkehren zum Glimmstengel, dann meist aufgrund fehlenden "Kicks" und gewohntem Geschmacks (hier besteht tatsächlich noch Verbesserungspotenzial beim Dampfen, gerade bei ersterem (eigene Erfahrung)), aber auch angesichts der jetzt anstehenden massiven Verteuerung des Substituts.
Politisch gewollt ist halt der vollständige Verzicht auf jede Art von Suchtmittel (außer Alkohol ;o) , ausgerechnet! (Kulturgut, Wirtschaftsfaktor,...)), was in bester puritanischer Tradition ex cathedra vorangetrieben werden soll.
Was ist der Unterschied zwischen einem Katholiken und einem Calvinisten? Der erstere darf auch beim Rauchen beten, der letztere aber auch beim Beten nicht rauchen...
Übrigens glaube ich an die ach so sehr herbeigesehnte (temporär auf vier Jahre) Legalisierung von Cannabis nicht wirklich, so wie jetzt medial von allen Seiten dagegen angeschrieben wird. Mal sehen, wer neue(r) Bundesdrogenbeauftrage(r) wird... Könnte mir da durchaus jemanden mit kirchlichem reformierten Hintergrund vorstellen... Und dann war es dass mit Liberalität und Freigaben. Eher verbietet man dann noch den Broccoli, als "das Hanf" freizugeben (Ströbele)...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.12.2021 09:51).