bitfit schrieb am 30. Juli 2005 17:59
> > erkennen und die Naturgesetze nicht ändern, sondern nur für mich
> > ausnutzen kann.
>
> Ehrlich gesagt, kapier ich nicht, was du mir damit sagen willst.
Die Unzufriedenheit mit der Welt, wie sie ist, lässt den Wunsch
aufkommen, es möge ein höheres Wesen geben, dass die Macht hat, den
Lauf der Welt zu beeinflussen - möglichst auch noch zum eigenen
Vorteil. Manch einen Wunsch könnte ein Gott aber nur erfüllen, wenn
er zumindest vorübergehend ein elementares Naturgesetz außer kraft
setzt oder gar umkehrt. Wenn mir z.B. eine Tasse runterfällt, dann
wünsche ich mir ja auch, die Schwerkraft möge für einen kurzen Moment
aufhören zu wirken, damit die Tasse weich landet. Nun stell dir mal
vor, ein Gott würde mich erhören - in dem Augenblick würde das
gesamte Universum auseinanderfliegen (daran habe ich nun wirklich
kein Interesse, da lass ich lieber die Tasse zerknallen). Meine
Schlussfolgerung ist: Das Universum existiert nur deswegen noch, weil
Gott bisher noch kein Naturgesetz - und sei es nur für einen kurzen
Moment - außer kraft gesetzt hat. Nur: um etwas so zu lassen, wie es
ist, dazu braucht man keinen Gott. - Daraus hab' ich für mich
weitergefolgert, dass es auch keinen Sinn hat, sich einen Gott auch
nur zu *wünschen*. Und daraus wiedrum folgte, dass man das, was an
Naturkräften da ist, einfach nehmen und vor seinen Karren spannen
sollte und gut. Deswegen verstehe ich nicht, warum die Religionen so
ungeheure Anstrengungen und - mit Verlaub - Verrenkungen machen, um
einen Gott auf Teufel :-) komm raus in dieses Universum
reinzupressen. Vernünftige Gründe kann ich dafür einfach nicht
entdecken.
> Aber das spielt für dich ja keine Rolle, wail du die Bibel im
> Gegensatz zu mir nicht als göttliche Authorität anerkennst. Also
> brauchen wir darüber nicht weiter zu reden.
Genau.
> Bitte genau lesen: "Dabei ist Gott viel größer als wir uns das im
> entferntesten vorstellen können"
Ja, hab' ich auch so verstanden, das ändert nichts wesentlich an
meiner Aussage. Salopp gesagt: wenn Gott 100 mal größer (komplexer)
ist, als ich nachvollziehen kann, dann bleiben mir 99% von Gott
verschlossen. Das eine Prozent wäre mir dann doch zu wenig, um eine
ganze Religion drumherumzubauen, die Gott paradoxerweise irgendwie
doch erklären zu können vorgibt. Die anderen 99% kann doch auch der
Papst nur raten. Wenn ich es *prinzipiell* nicht wissen kann, können
es andere doch auch nicht.
> Ich glaube, dass die Bibel Gottes Botschaft an uns ist
Gut, wie abgesprochen, übergehen wir das.
> z.B. den sündigen Zustand des Menschen bekomme
> ich jeden Tag in den Nachrichten bestätigt
Das zur Zeit im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los ist, ist mir
auch nicht entgangen, aber das ist ein gutes Stichwort, um mal kurz
zu erläutern, warum ich für nichts und nirgends einen Gott brauche.
Natürlich liegt mir manchmal auf den Lippen, "da möge der Herr mit
Blitz und Donner zwischenfahren", aber dann denk' ich: ruhig Blut,
das Universum lässt sich von Pappnasen nicht ver*rschen und auch
nicht austricksen. Die Naturgesetze, die dieses Universum antreiben,
also der "Gang der Dinge" wird auf lange Sicht keine Rücksicht auf
Pappnasen und Sonderinteressen nehmen und über alles hinwegwalzen,
was dumm im Weg steht. Anders gesagt, das Universum, wie es ist,
zwingt uns seine Mission (Höherentwicklung) unerbittlich auf, sodass
Irrwege im Gesamtüberblick nur Fußnoten sind. Ich habe dieses
Urvertrauen, weil ich die "unerschütterliche" Konstanz der
Naturgesetze für gegeben annehme (gäbe es aber einen allmächtigen
Gott, der da rein theoretisch "reinpfuschen" könnte, würde ich mich
sehr sehr unsicher fühlen). Aber so - salopp gesagt: Alles wird gut,
weil es schlecht nicht werden kann.
> Thiede hat nachgewiesen, dass das
> Matthäusevangelium vor 68 n.Chr. entstanden sein muss und dass es
> sich somit um Augenzeugenberichte handelt.
Öm, ich bezweifelte nicht, dass die Bibel *textlich* authentisch
überliefert ist oder dass Matthäus das nach ihm benannte Evangelium
als Augenzeuge geschrieben hat. Das ist auch nicht der Punkt. Aber:
wie wollen wir heute, nach 2000 Jahren, nachweisen, dass z.B.
Matthäus wirklich alles, was er aufgeschrieben hat, selbst gesehen
und erlebt und vor allem auch richtig wahrgenommen hat? Ich kenne
seinen Text nicht, aber wenn darin etwas stehen sollte, was nur durch
Wunder und Offenbarungen erklärbar ist, dann bliebe mir nichts
anderes übrig, als zu *glauben*, was er schreibt. Und das will und
werde ich eben nicht.
> Genau das versuchen die Evolutionisten aber doch schon von Anfang an!
> Ihre Bemühungen, die Welt ohne Gott zu erklären, entspricht dem
> Versuch, die Nichtexistenz Gottes zu beweisen
Würde ich andersrum formulieren: Die Existenz Gottes zu widerlegen.
Das ist zwar (-> Letztbegründung) wahrscheinlich genauso unmöglich,
aber zumindest kann man ein Indiz nach dem anderen sammeln, bis ein
Gott *so* unwahrscheinlich geworden ist, dass man ihn auch gleich
ganz aus seinem Gedächtnis streichen kann (und als Entität aus allen
seinen Formeln). Ein Weg dahin ist, ein Wunder nach dem anderen zu
widerlegen, in dem man den betreffenden Vorgang mit den ganz
"normalen" Naturgesetzen schlüssig erklärt. Und wenn das letzte
Wunder dann erklärt ist, besteht kein Anlass und auch kein Indiz
mehr, weiterhin einen Gott zu postulieren. - Man könnte es dann auch
so formulieren: Ob Gott existiert oder nicht, kann uns egal sein, da
er nicht mit unserer Welt interagiert. Das heißt, wir "beweisen"
nicht seine Nichtexistenz, sondern seine Irrelevanz.
André
> > erkennen und die Naturgesetze nicht ändern, sondern nur für mich
> > ausnutzen kann.
>
> Ehrlich gesagt, kapier ich nicht, was du mir damit sagen willst.
Die Unzufriedenheit mit der Welt, wie sie ist, lässt den Wunsch
aufkommen, es möge ein höheres Wesen geben, dass die Macht hat, den
Lauf der Welt zu beeinflussen - möglichst auch noch zum eigenen
Vorteil. Manch einen Wunsch könnte ein Gott aber nur erfüllen, wenn
er zumindest vorübergehend ein elementares Naturgesetz außer kraft
setzt oder gar umkehrt. Wenn mir z.B. eine Tasse runterfällt, dann
wünsche ich mir ja auch, die Schwerkraft möge für einen kurzen Moment
aufhören zu wirken, damit die Tasse weich landet. Nun stell dir mal
vor, ein Gott würde mich erhören - in dem Augenblick würde das
gesamte Universum auseinanderfliegen (daran habe ich nun wirklich
kein Interesse, da lass ich lieber die Tasse zerknallen). Meine
Schlussfolgerung ist: Das Universum existiert nur deswegen noch, weil
Gott bisher noch kein Naturgesetz - und sei es nur für einen kurzen
Moment - außer kraft gesetzt hat. Nur: um etwas so zu lassen, wie es
ist, dazu braucht man keinen Gott. - Daraus hab' ich für mich
weitergefolgert, dass es auch keinen Sinn hat, sich einen Gott auch
nur zu *wünschen*. Und daraus wiedrum folgte, dass man das, was an
Naturkräften da ist, einfach nehmen und vor seinen Karren spannen
sollte und gut. Deswegen verstehe ich nicht, warum die Religionen so
ungeheure Anstrengungen und - mit Verlaub - Verrenkungen machen, um
einen Gott auf Teufel :-) komm raus in dieses Universum
reinzupressen. Vernünftige Gründe kann ich dafür einfach nicht
entdecken.
> Aber das spielt für dich ja keine Rolle, wail du die Bibel im
> Gegensatz zu mir nicht als göttliche Authorität anerkennst. Also
> brauchen wir darüber nicht weiter zu reden.
Genau.
> Bitte genau lesen: "Dabei ist Gott viel größer als wir uns das im
> entferntesten vorstellen können"
Ja, hab' ich auch so verstanden, das ändert nichts wesentlich an
meiner Aussage. Salopp gesagt: wenn Gott 100 mal größer (komplexer)
ist, als ich nachvollziehen kann, dann bleiben mir 99% von Gott
verschlossen. Das eine Prozent wäre mir dann doch zu wenig, um eine
ganze Religion drumherumzubauen, die Gott paradoxerweise irgendwie
doch erklären zu können vorgibt. Die anderen 99% kann doch auch der
Papst nur raten. Wenn ich es *prinzipiell* nicht wissen kann, können
es andere doch auch nicht.
> Ich glaube, dass die Bibel Gottes Botschaft an uns ist
Gut, wie abgesprochen, übergehen wir das.
> z.B. den sündigen Zustand des Menschen bekomme
> ich jeden Tag in den Nachrichten bestätigt
Das zur Zeit im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los ist, ist mir
auch nicht entgangen, aber das ist ein gutes Stichwort, um mal kurz
zu erläutern, warum ich für nichts und nirgends einen Gott brauche.
Natürlich liegt mir manchmal auf den Lippen, "da möge der Herr mit
Blitz und Donner zwischenfahren", aber dann denk' ich: ruhig Blut,
das Universum lässt sich von Pappnasen nicht ver*rschen und auch
nicht austricksen. Die Naturgesetze, die dieses Universum antreiben,
also der "Gang der Dinge" wird auf lange Sicht keine Rücksicht auf
Pappnasen und Sonderinteressen nehmen und über alles hinwegwalzen,
was dumm im Weg steht. Anders gesagt, das Universum, wie es ist,
zwingt uns seine Mission (Höherentwicklung) unerbittlich auf, sodass
Irrwege im Gesamtüberblick nur Fußnoten sind. Ich habe dieses
Urvertrauen, weil ich die "unerschütterliche" Konstanz der
Naturgesetze für gegeben annehme (gäbe es aber einen allmächtigen
Gott, der da rein theoretisch "reinpfuschen" könnte, würde ich mich
sehr sehr unsicher fühlen). Aber so - salopp gesagt: Alles wird gut,
weil es schlecht nicht werden kann.
> Thiede hat nachgewiesen, dass das
> Matthäusevangelium vor 68 n.Chr. entstanden sein muss und dass es
> sich somit um Augenzeugenberichte handelt.
Öm, ich bezweifelte nicht, dass die Bibel *textlich* authentisch
überliefert ist oder dass Matthäus das nach ihm benannte Evangelium
als Augenzeuge geschrieben hat. Das ist auch nicht der Punkt. Aber:
wie wollen wir heute, nach 2000 Jahren, nachweisen, dass z.B.
Matthäus wirklich alles, was er aufgeschrieben hat, selbst gesehen
und erlebt und vor allem auch richtig wahrgenommen hat? Ich kenne
seinen Text nicht, aber wenn darin etwas stehen sollte, was nur durch
Wunder und Offenbarungen erklärbar ist, dann bliebe mir nichts
anderes übrig, als zu *glauben*, was er schreibt. Und das will und
werde ich eben nicht.
> Genau das versuchen die Evolutionisten aber doch schon von Anfang an!
> Ihre Bemühungen, die Welt ohne Gott zu erklären, entspricht dem
> Versuch, die Nichtexistenz Gottes zu beweisen
Würde ich andersrum formulieren: Die Existenz Gottes zu widerlegen.
Das ist zwar (-> Letztbegründung) wahrscheinlich genauso unmöglich,
aber zumindest kann man ein Indiz nach dem anderen sammeln, bis ein
Gott *so* unwahrscheinlich geworden ist, dass man ihn auch gleich
ganz aus seinem Gedächtnis streichen kann (und als Entität aus allen
seinen Formeln). Ein Weg dahin ist, ein Wunder nach dem anderen zu
widerlegen, in dem man den betreffenden Vorgang mit den ganz
"normalen" Naturgesetzen schlüssig erklärt. Und wenn das letzte
Wunder dann erklärt ist, besteht kein Anlass und auch kein Indiz
mehr, weiterhin einen Gott zu postulieren. - Man könnte es dann auch
so formulieren: Ob Gott existiert oder nicht, kann uns egal sein, da
er nicht mit unserer Welt interagiert. Das heißt, wir "beweisen"
nicht seine Nichtexistenz, sondern seine Irrelevanz.
André