Karsten W. schrieb am 2. August 2005 3:55
> Ist wie bei
> Billiard-Anstoß: Wenn man den auf Video aufnimmt und dann mal
> vorwärts, mal rückwärts laufen läßt, dann sieht man sofort, was die
> richtige Richtung ist. Warum? Weil es extrem unwahrscheinlich ist,
> daß zig Bälle so zusammenstoßen, daß sie exakt zum Stillstand kommen
> und nur die weiße Kugel exakt zum Anstoßpunkt rollt, wo sie dem Queue
> eien Stoß gtib und damit selbt stehenbleibt. Anders herum ist es
> dagegen kein Problem.
Schönes Beispiel. Es illustriert besonders deutlich, worauf ich
eigentlich die ganze Zeit hinauswill: wenn ich mich für eine der
beiden Versionen (-> für eine von zwei Theorien) entscheiden muss,
dann nehme ich natürlich die, deren Wahrscheinlichkeit höher ist, und
das auch gut begründbar. Gesetzt den Fall, ich entscheide mich für
die unwahrscheinlichere Theorie, was ja nicht *absolut* falsch ist,
denn auch der unwahrscheinliche Fall kann ja eintreten. Allerdings
müsste ich meine Wahl dann begründen, und wieder angenommen, ich
könnte das. Jetzt habe ich mir aber ein gigantisches Problem
eingehandelt: Ich müsste jetzt alle meine bisher getroffenen
Entscheidungen revidieren (sofern diese auf irgendeine
wahrscheinlichere Theorie gefallen sind) - die Begründung dafür,
warum ich das tun muss, habe ich ja gerade geliefert.
Nun bauen viele Entscheidungen ja aufeinander auf, man könnte fast
sagen: kausal. Wenn ich die "Wurzel"-Entscheidung revidiere, fällt
alles darauffolgende in sich zusammen. Es scheint mir unmöglich, aus
lauter falschen Entscheidungen überhaupt irgendeine Kausalkette
bilden. Im Gegenteil. Ich habe mir mal eine Hohl-Welt-Theorie
vollständig reingezogen, es war zum Gotterbarmen :-) Mit jeder
falschen Lösung eines Problems sind der Hydra zwei neue Probleme
gewachsen, nach deren Lösung warens dann schon vier usw. Der Irrsinn
ist lawinenartig angewuchert, und hat im Grunde das ganze
Gedankengebäude unter sich begraben.
Angesichts solcher Effekte bleibt einem nichts anderes übrig, sich
immer für die wahrscheinlichere Lösung/Theorie zu entscheiden, denn
mal so mal so wäre wie würfeln und jede Begründung dieser Willkür
wäre selbst willkürlich. Die Forderung der IDler nach Bevorzugung
ihrer eigenen Theorie ist daher leichter gesagt als getan. So einfach
und banal ist es wirklich nicht zu machen.
André
> Ist wie bei
> Billiard-Anstoß: Wenn man den auf Video aufnimmt und dann mal
> vorwärts, mal rückwärts laufen läßt, dann sieht man sofort, was die
> richtige Richtung ist. Warum? Weil es extrem unwahrscheinlich ist,
> daß zig Bälle so zusammenstoßen, daß sie exakt zum Stillstand kommen
> und nur die weiße Kugel exakt zum Anstoßpunkt rollt, wo sie dem Queue
> eien Stoß gtib und damit selbt stehenbleibt. Anders herum ist es
> dagegen kein Problem.
Schönes Beispiel. Es illustriert besonders deutlich, worauf ich
eigentlich die ganze Zeit hinauswill: wenn ich mich für eine der
beiden Versionen (-> für eine von zwei Theorien) entscheiden muss,
dann nehme ich natürlich die, deren Wahrscheinlichkeit höher ist, und
das auch gut begründbar. Gesetzt den Fall, ich entscheide mich für
die unwahrscheinlichere Theorie, was ja nicht *absolut* falsch ist,
denn auch der unwahrscheinliche Fall kann ja eintreten. Allerdings
müsste ich meine Wahl dann begründen, und wieder angenommen, ich
könnte das. Jetzt habe ich mir aber ein gigantisches Problem
eingehandelt: Ich müsste jetzt alle meine bisher getroffenen
Entscheidungen revidieren (sofern diese auf irgendeine
wahrscheinlichere Theorie gefallen sind) - die Begründung dafür,
warum ich das tun muss, habe ich ja gerade geliefert.
Nun bauen viele Entscheidungen ja aufeinander auf, man könnte fast
sagen: kausal. Wenn ich die "Wurzel"-Entscheidung revidiere, fällt
alles darauffolgende in sich zusammen. Es scheint mir unmöglich, aus
lauter falschen Entscheidungen überhaupt irgendeine Kausalkette
bilden. Im Gegenteil. Ich habe mir mal eine Hohl-Welt-Theorie
vollständig reingezogen, es war zum Gotterbarmen :-) Mit jeder
falschen Lösung eines Problems sind der Hydra zwei neue Probleme
gewachsen, nach deren Lösung warens dann schon vier usw. Der Irrsinn
ist lawinenartig angewuchert, und hat im Grunde das ganze
Gedankengebäude unter sich begraben.
Angesichts solcher Effekte bleibt einem nichts anderes übrig, sich
immer für die wahrscheinlichere Lösung/Theorie zu entscheiden, denn
mal so mal so wäre wie würfeln und jede Begründung dieser Willkür
wäre selbst willkürlich. Die Forderung der IDler nach Bevorzugung
ihrer eigenen Theorie ist daher leichter gesagt als getan. So einfach
und banal ist es wirklich nicht zu machen.
André