Rudolf Maresch schrieb am 6. Januar 2002 17:38
> Lieber Tloen,
>
> die Systemsoziologie ist im besagten Artikel doch nur ein
> "Nebenkriegsschauplatz" - um im Bild zu bleiben. Gern kann sie ihre
> Spielchen weiter spielen. Und das tut sie ja auch. Nichtbeachtung
> heißt
> da die Devise. Insofern unterscheidet sie sich nicht von anderen
> Theorien.
Der besagte Artikel ist aber nur einer in einer Serie und knüpft an den
vorigen an, in dem die Theorie nicht bloß Nebenschauplatz war. Man kann
eine Theorie übrigens nur ignorieren, indem man sie ignoriert und nicht
ständig, darauf herumreitet, wie unzulänglich sie ist.
>
> Weder will ich sie durch eine Theorie des Raums ersetzen noch will
> ich
> sie damit übertrumpfen.
>
So viel Bescheidenheit ist lobenswert.
> Worum es mir allerdings geht, ist es, ihre Reichweiten und Grenzen
> aufzuzeigen. Immerhin definiert sie sich als Supertheorie, will
> also
> alle sozialen Phänomene der Welt aus ihrem Fundus erklären. Und die
> scheinen mit im vorliegenden Fall gegeben. Wenn es um Machtpolitik
> geht, scheinen mir ihre Aussagen doch sehr begrenzt.
Aber es scheint eben nur so, weil sich der Diskurs gar nicht ehrlich zu
ihr hinbewegt. Ich vermute auch, dass Gewalt nicht unter Kommunikation,
ganz gleich, wie abstrakt man sie fasst, subsummiert werden kann und
dass das Militär als gesellschaftliches Subsystem in dieser
Begrifflichkeit gar nicht zu verstehen ist. Aber das ist ein
theoretisches Problem. Vielleicht ist es fruchtbar, vielleicht erledigt
sich die Theorie auch oder zumindest ihr Anspruch auf Universalität und
sie wird wieder zur Organisationssoziologie, wo sie wohl auch herkommt.
Das ist aber letztlich ein akademisches Problem und wenn man es
ignorieren möchte, so muss man es auch tun.
> Da hilft es
> nichts, wenn du ihre zehn Gebote gebetenmühlenhaft wiederholst.
Ich hätte auch die Newtonschen Axiome aufsagen können, um dann zu
zeigen, inwieweit sie unzulässige Vereinfachungen enthalten.
Ich bin nicht so auf die Systemtheorie fixiert, dass ich mir schon bei
der Aufzählung ihrer Axiome übel wird.
> Diese
> Strategie der Luhmaniacs ist bekannt. Sie erinnert mich
> gelegentlich an
> meine Religionslehrer in der Schule.
Ich wusste nicht, dass die Traumatisierung so tief sitzt. Vielleicht
hätte ich hier doch vorsichtiger formulieren sollen.
>
> Im Übrigen hege ich doch durchaus Sympathie für sie. Allerdings
> mehr
> für den Meister als für ihre Schüler. Die liegen mir ihr zu sehr zu
> Füßen. Aber das ist wiederum ein anderes Problem.
Möge ein neuer wahrer Meister kommen :)
> Rudolf Maresch
>
Tloen
> Lieber Tloen,
>
> die Systemsoziologie ist im besagten Artikel doch nur ein
> "Nebenkriegsschauplatz" - um im Bild zu bleiben. Gern kann sie ihre
> Spielchen weiter spielen. Und das tut sie ja auch. Nichtbeachtung
> heißt
> da die Devise. Insofern unterscheidet sie sich nicht von anderen
> Theorien.
Der besagte Artikel ist aber nur einer in einer Serie und knüpft an den
vorigen an, in dem die Theorie nicht bloß Nebenschauplatz war. Man kann
eine Theorie übrigens nur ignorieren, indem man sie ignoriert und nicht
ständig, darauf herumreitet, wie unzulänglich sie ist.
>
> Weder will ich sie durch eine Theorie des Raums ersetzen noch will
> ich
> sie damit übertrumpfen.
>
So viel Bescheidenheit ist lobenswert.
> Worum es mir allerdings geht, ist es, ihre Reichweiten und Grenzen
> aufzuzeigen. Immerhin definiert sie sich als Supertheorie, will
> also
> alle sozialen Phänomene der Welt aus ihrem Fundus erklären. Und die
> scheinen mit im vorliegenden Fall gegeben. Wenn es um Machtpolitik
> geht, scheinen mir ihre Aussagen doch sehr begrenzt.
Aber es scheint eben nur so, weil sich der Diskurs gar nicht ehrlich zu
ihr hinbewegt. Ich vermute auch, dass Gewalt nicht unter Kommunikation,
ganz gleich, wie abstrakt man sie fasst, subsummiert werden kann und
dass das Militär als gesellschaftliches Subsystem in dieser
Begrifflichkeit gar nicht zu verstehen ist. Aber das ist ein
theoretisches Problem. Vielleicht ist es fruchtbar, vielleicht erledigt
sich die Theorie auch oder zumindest ihr Anspruch auf Universalität und
sie wird wieder zur Organisationssoziologie, wo sie wohl auch herkommt.
Das ist aber letztlich ein akademisches Problem und wenn man es
ignorieren möchte, so muss man es auch tun.
> Da hilft es
> nichts, wenn du ihre zehn Gebote gebetenmühlenhaft wiederholst.
Ich hätte auch die Newtonschen Axiome aufsagen können, um dann zu
zeigen, inwieweit sie unzulässige Vereinfachungen enthalten.
Ich bin nicht so auf die Systemtheorie fixiert, dass ich mir schon bei
der Aufzählung ihrer Axiome übel wird.
> Diese
> Strategie der Luhmaniacs ist bekannt. Sie erinnert mich
> gelegentlich an
> meine Religionslehrer in der Schule.
Ich wusste nicht, dass die Traumatisierung so tief sitzt. Vielleicht
hätte ich hier doch vorsichtiger formulieren sollen.
>
> Im Übrigen hege ich doch durchaus Sympathie für sie. Allerdings
> mehr
> für den Meister als für ihre Schüler. Die liegen mir ihr zu sehr zu
> Füßen. Aber das ist wiederum ein anderes Problem.
Möge ein neuer wahrer Meister kommen :)
> Rudolf Maresch
>
Tloen