> ...dienst gedroht.
Das wäre durchaus ein interessanter Schachzug gewesen. Denn eine Orientierung Richtung Russland würde eine Stärkung Russlands bedeuten, und das ist genau das, was Amerika nicht will. Ich bin jedoch sicher, dass die USA mehr Mittel und Wege kennen, Druck auf Deutschland auszuüben, als Deutschland, um diesem Druck zu begegnen. Es ist denkbar, dass unsere Spitzenpolitiker das ähnlich sehen. Die Frage ist jedoch, ob sie diesem Druck begenen wollen - das macht Arbeit, richtig Arbeit - oder sich lieber in internen Partei- und Wahlquerelen ergehen wollen - was sie gewohnt sind, und ihrer Karriere wohl mehr förderlich ist als sich einen eigenständigen Weg zu erkämpfen. Und letzteres wird nur durch ein starkes Europa möglich sein.
> Bei Terrorgefahr hört der Spass schließlich auf,
Welche Terrorgefahr? Ich bitte dich. Terroristen sind wirklich unser geringstes Problem.
> wenn so eine Keule aus dem Keller holt und keine
> Gefahrenmeldungen weitergeben will, muss man
> auch mit noch Größerem/Unglaublicheren dagegenhalten.
Nein. Man muss versuchen, sich aus Abhängigkeiten zu lösen. Und zwar nicht, in dem man einen eigenen Überwachungsapparat in der Größenordnung der NSA aufbaut, sondern in dem man sich für ein friedliches Miteinander in Europa und dem Rest der Welt einsetzt. Und dabei meine ich nicht, dass man auf Militär verzichtet, sondern dass man den Menschen Chancen einräumt, ihr Leben eigenständig und sinnvoll zu gestalten. Dinge, die - wieder mal - in den letzten Jahrzehnten zu Gunsten umfangreicher geschäftemacherei völlig aus dem Fokus geraten sind. Siehe z.B. Griechenland, Spanien, Italien, ja sogar Deutschland wenn man will.
> Wobei man jenseits des Atlantiks ja sogar vor einer
> deutsch-russ. Zusammenarbeit Angst hat, das wäre
> vielleicht sogar eine wirkungsvolles Drohgebärde gewesen.
Klar. Denn ein Erstarken Russlands ist nichts, was diese Welt irgendwie besser machen würde. Konflikte wären vorprogrammiert. Das weiß die USA. Das weiß Deutschland. Das weiß auch Russland. Und damit sind wir beim Kernproblem. Staaten und interstaatliche Beziehungen basieren nicht auf Weisheit, sondern auch Macht. Innenpolitische und außenpolitische Entscheidungen werden nicht auf eine bestimmte Weise getroffen, weil sie in irgend einer Form hilfreich für alle sind, sondern weil sie persönlichen (Macht)Interessen entsprechen. Der Artikel zeigt dies im Fall der USA auf, doch wäre es höchst naiv anzunehmen, dass sich auch nur irgend eine Nation dieser Erde - am allerwenigsten Russland - anders verhält. Selbst innerhalb von Europa ist das so, wie man an innereuropäischen Verhandlungen in der Vergangenheit erkennen konnte. Ein sinnvolles Miteinander kann auf solch einer Basis jedoch nie gelingen. Daher ist eine Schwächung oder eine Stärkung der amerikanischen oder russischen Position nicht geeignet um die Situation zu verbessern, sondern einzig und allein ein Erstarken Deutschlands gepaart mit der Entschlossenheit, zu Gunsten eines größeren Ziels - einem vernünftigen Miteinanders - das eigene, egoistische Vorteilsstreben zu reduzieren. Ein Umdenken in USA und Russland - ja sogar in Teilen Europas - wird dabei nur erfolgen, wenn wir zeigen, dass es möglich ist, einen anderen als einen egoistischen Weg zu gehen. Europa muss daher als Chance begriffen werden statt als Last: Zerfällt Europa, verschwindet die Möglichkeit eines solchen sinnvollen Miteinanders. Die Demontage Europas, wie es manche auch hier auf TP betreiben, ist daher hochgradig kontraproduktiv, und zeugt meiner Meinung nach von einem fehlenden Verständnis dieser Kräfte und dieser Prozesse.