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  • Zahlen helfen

mehr als 1000 Beiträge seit 03.05.2020

Der Kapitalismus ist ein schöner Sündenbock

Man könnte auch zuspitzen, dass eine der reichsten kapitalistischen Ökonomien und der deutsche Staat als ideeller Gesamtkapitalist nicht Willens oder in der Lage sind, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Um davon abzulenken, braucht der Kapitalismus immer wieder Sündenböcke. Heute sind es die Ungeimpften.

Nun, ob der Kapitalismus der Sündenbock ist, zu den ihn der Hr Nowak gerne stempeln möchte, kann man füglich bezweifeln. Aber dieser Sündenbock hätte definitiv den Vorteil, dass man über das groteske Versagen der Linken, beginnend schon in der SPD und dann bis ganz nach links reichend, nicht diskutieren müsste, die voller Begeisterung den sozial verheerenden Maßnahmen (Lockdown, Schulschließungen etc) zugestimmt haben und noch Härteres (Nix Covid, den härtesten Lockdown aller Zeiten, "wir impfen euch alle" etc) forderten.

Der Kapitalismus war aber nun mal leider nicht Gesundheitsminister, nicht Präsident des RKI und trat auch nicht als Virologe verkleidet in Talkshows auf. Das waren tatsächlich Menschen, auch wenn man sich zugegebenermaßen beim Hr Lauterbach nicht immer sicher ist. Und diese Menschen erzählten Geschichten aus 1001 Nacht, von denen sie sich politische Vorteile versprachen, auch wenn diese Geschichten keinerlei belegte Grundlage hatten. Auf der Basis dieser Geschichten wurden dann politische Entscheidungen getroffen, wieder durch Menschen und nicht durch den Kapitalismus, welche natürlich falsch waren, weil ja schon die Basis falsch war.

Die zentrale Märchengeschichte war: die Impfung wird immer schützen und zwar sowohl gegen schwere Erkrankung wie auch gegen die Weiterverbreitung von Viren. Das war schon immer mehr Märchen als Geschichte, weil es noch nie in der Geschichte der Menschheit eine Impfung gegen HNO-Viren gab, die, wenn überhaupt, länger als ein paar Monate gegen irgendwas geschützt hat. So wie es übrigens noch nie in der Geschichte der Menschheit Menschen gab, die das eigene Immunsystem länger als ein paar Monate gegen HNO-Infektionen geschützt hat. Jeder weiß das aus eigener Erfahrung, Mediziner wissen das, das RKI weiß das, aber das Märchen war halt zu schön. Nicht der Kapitalismus hat einen Amtseid abgelegt, sondern die Regierung, weshalb es für sie nach dem Prinzip der Risikominimierung zwingend gewesen wäre, auch für die Impfung gegen Corona das anzunehmen, was die Menschheit seit Jahrtausenden weiß, nämlich dass es keinen länger anhaltenden Schutz gegen HNO-Viren gibt. Aber politische Punkte hätten sich damit nicht machen lassen, wenn man den Leuten sagt, das ihre Impfung nach aller Erfahrung nicht länger als ein paar Monate anhalten wird. Und nur so nebenbei: dass die Impfung gegen schwere Erkrankung schützt, kann man auch nicht nach ein paar Wochen anhand von Antikörper-Titern beweisen, sondern erst dann, wenn man genügend Daten aus der Realität hat. Und dass die Impfung wirksam gegen die Weiterverbreitung von Viren schützt, hat noch nie irgendjemand auf irgendeinem Weg bewiesen -- das geht nämlich aus prinzipiellen Gründen gar nicht.

Spätestens seit September wissen wir jetzt aus den Sterbefallziffern aus Israel und UK, dass auch die Impfung gegen Corona nicht länger als ein paar Monate schützt, weil sich die Sterbefallzahlen bei den beiden Impfweltmeistern halt nicht anders erklären lassen. Das hätte erst recht keine politischen Punkte eingebracht und schon gar nicht vor der Bundestagswahl, also wurden die Zahlen einfach tot geschwiegen. Oder es wurde, wieder ohne den Hauch eines Belegs, behauptet, dass nur Ungeimpfte verstorben sind, was aber nun mal leider nicht erklärt, warum die Zahlen insbesondere in Israel exakt so aussahen wie in 2020, wo es nur Ungeimpfte gab. Stattdessen wurde die Kampagne "die Ungeimpften sind unser Unglück" (Achtung Anspielung!) gestartet und um diese unter Druck zu setzen, 2G/3G Regelungen eingeführt und die Testung von Geimpften abgeschafft. Damit war das Kind aber endgültig in den Brunnen gefallen, weil auf diesem Weg nahezu 50 % der Bevölkerung, nämlich die Geimpften, deren Schutz gegen die Verbreitung von Viren schon unter optimistischen Annahmen lange verschwunden war, ohne jegliche Testung und Beschränkungen ihre Viren verbreiten konnten. Eine "Pandemie der scheinbar Geimpften" war die Folge, weshalb wir heute da stehen, wo wir stehen, was aber dummerweise der Regierung auch keine politische Punkte einbringt. Kopf in den Sand zahlt sich halt selten aus, sowohl in der Politik als auch im privaten Leben.

Ausgerechnet Söder, der Meistererzähler der Märchen aus 1001 Corona-Nacht und Oberhetzer gegen Ungeimpfte, hat dies anscheinend verstanden, wenn er jetzt einen Verfall von Impfbescheinigungen nach einigen Monaten ins Gespräch bringt und "Booster" (= de facto Neuimpfungen) nach 5 Monaten fordert. Es wird ihm keine politischen Punkte bringen, sondern nur die Frage provozieren, warum er nicht schon früher auf diese Idee gekommen ist. Seine späte Erkenntnis wird absehbar Zehntausende das Leben kosten, die mit einer rechtzeitigen Neuimpfung Chancen auf das Überleben gehabt hätten. Aber wie antwortete er bekanntermaßen und einfühlsam einem Kind auf die Frage während des letzten Lockdowns, warum es die Oma nicht sehen darf: weil du sonst die Oma umbringst. Nun, das Kind wäre dafür nicht notwendig gewesen, die Politik des härtestmöglichen Corona-Bekämpfers aller Zeiten reichte völlig aus.

2G plus ist jetzt der erste sinnvolle Gedanke seit langem, aber er wird halt auch keine politischen Punkte bringen. Damit das nicht so auffällt, wird parallel heftig über eine Impfpflicht diskutiert, die aber keinen Sinn macht, weil halt auch Geimpfte Viren verbreiten, egal ob einem das gefällt oder nicht. Man muss sich langsam auf der Zunge zergehen lassen, was hier gefordert wird: es wird mit 2G plus anerkannt, dass auch Geimpfte Viren verbreiten und gleichzeitig wird die Impfpflicht für Pflegepersonal etc gefordert, damit das nicht mehr der Fall ist. Da fragt man sich unwillkürlich, was jemand, der so etwas fordert, vorher geraucht hat.

Ich habe inzwischen die Hoffnung auf Einsicht in der Politik aufgegeben und meine Hoffnung auf Erkenntnis beim BVerfG oder generell der Richterschaft ist auch nahezu verschwunden. Und wenn ich mir die Beiträge in diesem Forum ansehe, dann gibt es auch keinen Grund für Hoffnung auf Einsicht in der Wählerschaft. Vielleicht wäre es ja wirklich besser, wenn wir den Kapitalismus zum Kanzler wählen würden. Der Hr Nowak redet ja ständig von der Logik des Kapitalismus, das wäre doch mal ein Hoffnungsschimmer: eine Regierung, die über Logik verfügt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.11.2021 10:10).

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