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Re: Eigenverantwortung des Individuums und Grenzen

crumar schrieb am 19.11.2021 14:54:

Ich schrieb: "Wenn ich auf einer abgesperrten Rennstrecke mit einem Rennwagen fahre, dann setze ich mich einem Risiko aus und alle anderen Rennfahrer auch, die aber individuell bereit sind, dieses Risiko einzugehen."

Das mag sein, aber Dein impliziter Umkehrschluss, dass im öffentlichen Straßenverkehr ohne Rennwagen keine Menschenleben riskiert werden, ist völlig falsch.

Jeder Fahrzeugführer nimmt jedes mal, wenn er sich hinter das Steuer setzt, bewusst in Kauf, anderen Menschen andere Gesundheitsschäden zuzufügen, oder sie sogar totzufahren. Dies denke ich mir auch nicht aus, sondern es ist unter dem Begriff der abstrakten Gefährderhaftung rechtlich anerkannt.

Dennoch wurde Individualverkehr bislang nicht verboten, sondern man hat den Menschen das Recht eingeräumt, zum Zwecke der Mobilität die Gesundheit anderer gegen deren Willen in gewissen Rahmen zu gefährden. Und das ist auch gut so! Und ich werde auch weiterhin dafür eintreten, dass das so bleibt. Und ich werde auch weiterhin Menschen widersprechen, die das ändern wollen.

Und ich glaube, du verwechselt hier zwei Dinge - bei meiner Analogie ging es mir um die individuelle Bereitschaft Risiken einzugehen.
Bei der ersten Variante bin nur ich von dem Risiko betroffen (und meine Mitstreiter), bei der zweiten Variante setze ich andere ungefragt einem Risiko aus.

Wie ich immer wieder schreibe:
Sicherheit ist nicht wichtiger als Freiheit.
Freiheit ist genauso wichtig wie Sicherheit.

Ein ungeimpfter Mensch mit einem negativen Testergebnis setzt die anderen Restaurantbesucher auch keinem höheren Risiko aus als ein der Fahrzeugführer, der in Kauf nimmt, im ungünstigsten Falle jemandem totzufahren, nur um im Baumarkt eine Packung Schrauben zu kaufen.

Für mich fällt das unter allgemeines Lebensrisiko, "ist halt so", "Pech gehabt".

Deshalb die "Einsicht, dass meine Freiheit da seine Grenze haben muss, wo ich (Freiheits-) Rechte anderer Individuen verletze oder einschränke gehört zu meinem Individualismus dazu.

Das gilt aber für das Sicherheitsbedürfnis gleichermaßen. Ich finde es schon sehr seltsam, dass es offenbar große Teile der Bevölkerung für gerechtfertigt halten, ihre Mitmenschen unabhängig von einer konkreten Gefährdung mit pauschalen nächtlichen Ausgangssperren und dergleichen zu behelligen, nur damit ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis gestillt wird. Auch das Sicherheitsbedürfnis sollte dort seine Grenzen finden wo es für Andere zur Zumutung wird.

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