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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Ich versuche es mal mit einer anders gearteten Antwort.

Jeder Fahrzeugführer nimmt jedes mal, wenn er sich hinter das Steuer setzt, bewusst in Kauf, anderen Menschen andere Gesundheitsschäden zuzufügen, oder sie sogar totzufahren. Dies denke ich mir auch nicht aus, sondern es ist unter dem Begriff der abstrakten Gefährderhaftung rechtlich anerkannt.

Jeder Fahrzeugführer kann aber davon ausgehen, dass alle eine Ausbildung hinsichtlich der Regeln im Straßenverkehr erhalten haben, an die sich alle gleichermaßen halten und die für alle gelten.
Sicher gibt es Regelverstöße, die auch geahndet werden, aber der Risikokalkulation wird wohl die Annahme vorausgehen, es handelt sich dabei um die Ausnahme und nicht die Regel selbst.
D.h. es gibt ein übergeordnetes Regelwerk namens Straßenverkehrsordnung, an die sich alle Individuen bei ihren Handlungen halten (müssen).
Und damit kann ich rechnen.

Dennoch wurde Individualverkehr bislang nicht verboten, sondern man hat den Menschen das Recht eingeräumt, zum Zwecke der Mobilität die Gesundheit anderer gegen deren Willen in gewissen Rahmen zu gefährden. Und das ist auch gut so! Und ich werde auch weiterhin dafür eintreten, dass das so bleibt. Und ich werde auch weiterhin Menschen widersprechen, die das ändern wollen.

Letzteres teile ich ebenfalls und möchte darauf hinweisen, dass zum Individualverkehr bspw. auch die Radfahrer gehören. Was die angedachte "Abschaffung des Individualverkehrs" als ökologisches Vorhaben ein wenig bizarr macht und die sind eher Gefährdete als Gefährder; das nur am Rande.

Wie ich immer wieder schreibe:
Sicherheit ist nicht wichtiger als Freiheit.
Freiheit ist genauso wichtig wie Sicherheit.

Das hört sich erst einmal gut an, nur sollte man präzisieren: DEINE Freiheit ist genauso wichtig wie MEINE Sicherheit. EURE Freiheit ist genauso wichtig wie UNSERE Sicherheit.
Dann sind wir wieder bei dem, worum es eigentlich immer geht: Abwägung von Sicherheitsbedürfnissen und Freiheitsrechten.
Was es nicht sein sollte: ein Nullsummenspiel.

Ein ungeimpfter Mensch mit einem negativen Testergebnis setzt die anderen Restaurantbesucher auch keinem höheren Risiko aus als ein der Fahrzeugführer, der in Kauf nimmt, im ungünstigsten Falle jemandem totzufahren, nur um im Baumarkt eine Packung Schrauben zu kaufen.

Ein ungeimpfter Mensch mit gültigem negativem Testresultat setzt niemanden einem Risiko aus. Das ist ja traurige Witz.

Ich finde es schon sehr seltsam, dass es offenbar große Teile der Bevölkerung für gerechtfertigt halten, ihre Mitmenschen unabhängig von einer konkreten Gefährdung mit pauschalen nächtlichen Ausgangssperren und dergleichen zu behelligen, nur damit ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis gestillt wird.

Die Leute sind nervlich am Ende (Familien und home schooling besonders) und ratlos.
Das gilt für beide Lager.
Das musst du mit berücksichtigen.

Es sind haufenweise berufliche Existenzen (auch meiner Bekannten) zerstört worden oder immer noch in Gefahr. Bisher gehörte ich zu den Corona-Gewinnern, aber wenn das mit der Logistik und den Materialknappheiten so weiter geht, dann habe ich keine Ahnung, wie es für mich weitergeht.

Diese Ungewissheit killt, man macht sich Sorgen um Familie und Freunde (einige meiner haben Autoimmun-Erkrankungen), als Single fühlt man sich zwischendurch einsam.
Die Aussicht auf die Verlängerung des "Murmeltiertags" in den Winter hinein ist elend und die Tage werden kürzer.

Der dauergereizte Tonfall in diesem Forum kommt m.E. auch daher, dass die geradezu fanatische Beschäftigung mit diesem Thema ein Ersatz für all die anderen sinn- und wundervollen Dinge sind, die nicht stattfinden konnten.
Wenn einem Corona schon alles versaut hat, dann macht wenigstens die Beschäftigung mit Corona Sinn - so kann man es wohl formulieren: als Sinnersatz.

Hinter dem sich z.B. Ratlosigkeit, Existenzangst, Einsamkeit, Sorge und Überforderung verbirgt und da ist das "heiße Thema" eine willkommene - nun ja - Ablenkung.

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