Die neoliberale Art des Wirtschaftens (jaja, die ersten Neoliberalen, wie Walter Eucken waren Ordoliberale ...) faselt die ganze Zeit vom Markt. Die Ordoliberalen meinten damit erstaunlicherweise nicht eine völlig frei drehende, unregulierte Wirtschaft, sondern eine "freie Wirtschaft" in einer für alle transparenten, klar begrenzten und kontrollierten Wirtschaft. U.a. dazu gehörend gesellschaftliche Ziele, wie Vollbeschäftigung, keine Marktmanipulation durch Monopole, daher die Idee und die nicht ideal funktionierende Praxis von Kartellämtern, ja und auch Gewerkschaften. Gäbe es einen idealen Markt für alles, ist natürlich auch die Arbeitskraft ein Teil davon, der das Recht hat sich zu organisieren, um seinen "Marktwert" zu verbessern.
Aber wir leben seit längerem nicht mehr in diesem Setting. In Deutschland beherrschen ca. 2% der Unternehmen, ungefähr 70% des Umsatzes. Das sind die Konzerne. Den fest angestellten Mitarbeitern dieser Konzerne geht es i.d.R. ganz gut, VW-Konzern-Mitarbeiter bekommen nicht nur Top-Löhne, sondern sogar Gewinn- bzw. Umsatzbeteiligungen. Deswegen kommt auch aus dieser Ecke, und deren Gewerkschaften, relativ wenig System-Kritik. Nur, ca. 80% aller Arbeitsplätze sind hier in kleinen und mittleren Unternehmen, die sich um die verbleibenden 30% der Umsätze balgen. Und die Cororna-Maßnahmen der Regierung hat diese Zustände noch weiter dramatisiert. Wahrscheinlich sind mittlerweile 80% und mehr des gesamten Wirtschaftens hier in Konzern-Hand, aber deren Anzahl an Beschäftigten ist kaum gestiegen, deren Löhne mit Sicherheit auch nicht. Der größte Anteil der Arbeitnehmer konkurriert um immer weniger Arbeits- und damit Lohnplätze. Ein neoliberales Ideal. Mittelstand ist oft eine lokal abhängige Veranstaltung, Konzern ist eine globale Veranstaltung. Daher gibt es trotz gleicher Grundideen, doch einige Kontroversen.
Und quasi klassisch dazu, gibt es das neoliberale Ideal, keine Gewerkschaften. Interessant dabei, der "Marktteilnehmer" Arbeit und dessen Interessenvertretungen, wie eben Gewerkschaften, wird gehasst - aber sonst wird Marktwirtschaft auch nicht besonders geachtet. Mit großen Kapitalgebern versucht man, wie u.a. seit Uber bekannt, mit Dumping bestehenden, klassischen Wirtschaftsstrukturen das Wasser abzugraben. Damit zerstört man natürlich auch gewachsene Gleichgewichte, wie Löhne und Gewinne via Tarifverträge, um mehr Rendite für Aktionäre raus zu holen. Und wie wir wissen, ist unsere Regierung seit ca. mindestens 30 Jahren auf der falschen Seite, sie stellt gerade in einem Xten Akt, nach Riester und Rürup, die umlagefinanzierte solidarische Rente auf Aktionärs-Pensions-Fonds um, und bewegt damit nochmal Arbeiter-Kapital gegen Arbeitnehmerrechte, in der irren, verlogenen veröffentlichten Annahme, das Arbeitnehmer-Kapital als Spielmasse der Aktienmärkte und Finanzmarkt-Jongleure irgend etwas an Arbeitnehmerrechten verbessern würde.
Zeitgenössisch hat Merkel das, worum es exakt geht, mit "marktkonformer Demokratie" bezeichnet. Eigentum in unbegrenzter Höhe ja, aber Arbeitnehmerrechte nein. Und Gorillas sind nur eine Blüte dieser Denke. Und tritt man diesen Entwicklungen nicht entgegen, wie es hier seit 1990 eben nicht der Fall ist, wird es immer mehr davon geben. Wie schon seit den 90ern bekannt, wird Deutschland als noch Hoch-Technologieland niemals für alle sinnvoll reüssieren, wenn Rikscha-Fahrer auf Mindestlohn-Niveau am Brandenburger Tor der Kern der wirtschaftlichen Kompetenz sein werden. Aber genau darauf hin arbeitetet man und frau aus der Politik. Teilweise aus Unverständnis, und manche aus Boshaftigkeit und Eigennutz.
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