Egal, wie die Sache letzten endes ausgeht, man kann nur ein völliges
Versagen des Wissenschaftsbetriebs feststellen:
Entweder die Arbeit war so schlecht, daß dafür 30 Jahre später der
Doktorgrad entzogen werden muß, dann hätte dies bereits im
Promotionsverfahren entdeckt werden müssen. Da dies nicht passiert
ist, müßte man in diesem Fall von einer schlampigen Üperprüfung
ausgehen. Und man muß davon ausgehen, daß dies der Regelfall ist/war
und so zig abgekupferte Doktorarbeiten zur Promotion ausreichten, da
heute nur Arbeiten von Promis neu unter die Lupe genommen werden.
Oder aber die Arbeit war ausreichend für eine Promotion. Dann ist die
Aberkennung des Doktortitels rein politisch motiviert zu sehen, was
ebenfalls ein denkbar schlechtes Licht auf die Universität wirft.
In beiden Fällen ist jedenfalls ein Versagen der Uni Düsseldorf
festzustellen.
Abgesehen davon stellt sich die Frage, was denn eine Doktorarbeit
ausmacht. Geht es um den Inhalt oder nur um das Einhalten von
Formalismen? Es wird immer nur auf das Nichteinhalten von
Zitierregeln verwiesen, niemals jedoch auf einen mangelhaften Inhalt.
Sind Doktorarbeiten in Geisteswissenschaften bereits so hohl, daß es
nur noch auf das Einhalten von Zitierregeln ankommt und der Inhalt
keine Rolle mehr spielt? Hätte Schavan den Doktorgrad behalten
können, wenn sie bei gleichem Inhalt nur die Zitate besser
gekennzeichnet hätte? Was ist das für eine Wissenschaft, bei der es
mehr um korrektes Zitieren als um das Entwickeln neuer Erkenntnisse
geht? Und was sind das für Doktorväter, die in einer Arbeit nicht
einmal feststellen können, ob neue Erkenntnisse vorliegen oder nicht?