Die hier und andererorts immer wieder beobachtbare Verwirrung beim
Versuch unser Geldsystem zu verstehen, geht m.E. auf die Komplexität
des realen Systems zurück ohne gleichzeitig ein vereinfachendes,
verstehbares Modell zur Verfügung zu haben, von dem als Ausgangspunkt
man dann Vergleiche mit der Realität und schrittweise Verfeinerungen
anstellen könnte, um sich dem realen System anzunähern. Mit anderen
Worten: Ich schlage eine den Naturwissenschaften vergleichbare
Vorgehensweise der Modellbildung vor. Ich bin Laie und kann und will
hier nicht als Oberlehrer auftreten, aber möchte meine initialen
Modellbildungsversuche hier vorstellen und zu vergleichbaren
Betätigungen ermuntern, um das scheinbar mystische Geschehen der
Geldschöpfung zu verstehen.
Stellen wir uns eine hypothetische Kleingesellschaft vor. Sagen wir
ein Kreuzfahrtschiff mit ein paar tausend Leuten sinkt, die sich auf
eine unbewohnte Insel retten und aus irgendeinem Grund keine Rettung
von der Außenwelt erwarten können. Diese paar tausend Leute müssen
eine autarke Gesellschaft bilden und wir unterstellen, dass sowohl
die Insel die notwendigen Ressourcen bereit hält als auch dass die
Fähigkeiten der Gestrandeten so verteilt sind, dass die Gruppe
überleben kann. Meine Ausgangsfrage zur Modellbildung lautet: Wie
sollt ein gerechtes Geldsystem für diese Inselgesellschaft aussehen?
Zur Abkürzung des Gedankenexperimentes nehmen wir an, wir hätten
bereits eine ausdifferenzierte Arbeitsteilung und ein
Natural-/Warengeld (sagen wir Kokosnüsse), das wir aber wegen
offensichtlicher Nachteile (begrenzte Haltbarkeit, hohe physische
Transaktionskosten, Raubbau an den Kokospalmen) durch ein
symbolisches Geld ersetzen wollten. Mit "symbolisch" meine ich, dass
das Geld selbst an sich nicht konsumiert werden kann (wie etwa
Banknoten, Gold, Buchungssätze in einer Datei, ...).
Ich bin zu folgendem System für die Kleingesellschaft gekommen
(andere Vorschläge willkommen), das ich für fair halte: Wir errichten
eine (demokratisch legitimierte, öffentlich kontrollierte)
Zentralbank. Diese gibt aus dem Nichts heraus geschaffene Banknoten
als Kredit an die Wirtschaftsteilnehmer aus. Die Einheit heiße KN
(für Kokosnüsse) und solle wertmäßig an das bis dahin existierende
Kokosnuss-Warengeld anknüpfen, d.h. eine 1-KN-Note soll den Wert
einer Kokosnuss symbolisieren. Diese Information wird vor Erstausgabe
des Geldes öffentlich kommuniziert.
Grundmodell: Veranschaulichen wir uns die Funktionsweise des
Geldkreislaufs mit folgendem Spielbeispiel aus drei
Wirtschaftsteilnehmern plus Zentralbank (ZB): Der Metzger ist der
Erste, der bei der ZB einen Kredit über 100 KN nimmt, d.h. er erhält
eine frische 100 KN-Banknote gegen Unterschrift unter einen
Schuldschein, womit er sich verpflichtet, nach einer festgelegten
Zeit, 100 KN an die ZB zurückzuzahlen. Mit der 100 KN-Note kauft der
Metzger beim Schreiner einen Tisch (man hat sich auf diesen Preis in
der neuen Währung geeinigt, weil die ZB verkündet hatte, dass 1 KN
den Wert einer Kokosnuss symbolisieren solle). Der Schreiner kauft
sich mit den 100 KN Backwaren beim Bäcker und der Bäcker schließlich
Fleischwaren beim Metzger, womit am Ende dieses Kreislaufes der
Metzger wieder denselben 100 KN-Schein in den Händen hält und ihn
vereinbarungsgemäß an die ZB zurückzahlt. Das Geld ist damit aus dem
Kreislauf herausgenommen, es ist mit der Rückzahlung de facto
vernichtet und der Kreislauf kann auf's Neue beginnen.
Fragen:
1. Warum akzeptieren Schreiner und Bäcker ein Stück Papier (die 100
KN-Note), d.h. ein nicht konsumierbares Symbol, im Austausch gegen
ihre realen Produkte? Anders gefragt: Wodurch erhält die 100 KN-Note
ihren Wert? Antwort: Durch den Rückzahlungszwang. Die Pflicht des
Metzgers zu einem bestimmten Zeitpunkt ein für sich genommen
wertloses Stück Papier bei der ZB einreichen zu müssen, verleiht
diesem den Wert. D.h., als Verkäufer (z.B. als Bäcker) kann ich ein
solches Papier von meinem Käufer (dem Schreiner) akzeptieren, weil
irgendjemand (der Metzger) dieses Papier benötigt und deshalb bereit
ist, im Austausch für dieses Papier eine reale Leistung zu erbringen.
2. Wie bestimmt sich initial, d.h. bei Ersteinführung der neuen
symbolischen Währung dessen Wert? Wovon hängt es ab, ob ich für 100
KN ein Brot oder ein Haus kaufen kann? Antwort: Von der öffentlichen
Aussage der ZB, dass ein KN, den Wert einer Kokosnuss symbolisieren
solle. Dies fixiert die initiale Preisbildung.
Erster Abgleich mit unserem realen System: Unsere ZBs funktionieren
im Prinzip so. Sie geben neues, aus dem Nichts geschöpftes Geld als
Kredit aus. Aber, erste Kritik, die Rückzahlung wird nicht wirklich
von allen Kreditnehmern der ZBs (insbesondere nicht von allen
privaten Geschäftsbanken) erzwungen. Stellen wir uns in unserem
Inselmodell zwei Bewohner A und B vor. Sie schließen eine Wette über
1 Mrd. KN ab, ob es morgen regnet oder nicht. Weder A noch B besitzen
1 Mrd. KN, aber als Privatleute können sie untereinander beliebig
unsinnige Verträge eingehen, nicht wahr? B gewinnt, d.h. A schuldet B
nun 1 Mrd. KN, kann diese aber natürlich nicht zahlen, ist also
bankrott. So weit, so what? Nun, A wird für systemrelevant erklärt,
muss also gerettet werden. D.h. die ZB stellt nun (auf politische
Weisung hin) eine frische 1 Mrd. KN-Banknote aus, händigt diese dem A
aus (rettet ihn also vor dem bankrott) und A gibt diesen an B weiter.
Sobald sich nun B entscheidet, mit einem nennenswerten Teil dieser
neu erhaltenen 1 Mrd. KN einkaufen zu gehen, wird eine Hyperinflation
ausbrechen. Warum? Weil die 1 Mrd. nicht durch einen entsprechenden
Leistungserbringungszwang von A gedeckt ist. Selbst wenn A sich
formal verpflichtet, die 1 Mrd. KN zurückzuzahlen, wird er dies
faktisch (zum bis dahin existierenden Preisniveau) nicht können.
Versuch unser Geldsystem zu verstehen, geht m.E. auf die Komplexität
des realen Systems zurück ohne gleichzeitig ein vereinfachendes,
verstehbares Modell zur Verfügung zu haben, von dem als Ausgangspunkt
man dann Vergleiche mit der Realität und schrittweise Verfeinerungen
anstellen könnte, um sich dem realen System anzunähern. Mit anderen
Worten: Ich schlage eine den Naturwissenschaften vergleichbare
Vorgehensweise der Modellbildung vor. Ich bin Laie und kann und will
hier nicht als Oberlehrer auftreten, aber möchte meine initialen
Modellbildungsversuche hier vorstellen und zu vergleichbaren
Betätigungen ermuntern, um das scheinbar mystische Geschehen der
Geldschöpfung zu verstehen.
Stellen wir uns eine hypothetische Kleingesellschaft vor. Sagen wir
ein Kreuzfahrtschiff mit ein paar tausend Leuten sinkt, die sich auf
eine unbewohnte Insel retten und aus irgendeinem Grund keine Rettung
von der Außenwelt erwarten können. Diese paar tausend Leute müssen
eine autarke Gesellschaft bilden und wir unterstellen, dass sowohl
die Insel die notwendigen Ressourcen bereit hält als auch dass die
Fähigkeiten der Gestrandeten so verteilt sind, dass die Gruppe
überleben kann. Meine Ausgangsfrage zur Modellbildung lautet: Wie
sollt ein gerechtes Geldsystem für diese Inselgesellschaft aussehen?
Zur Abkürzung des Gedankenexperimentes nehmen wir an, wir hätten
bereits eine ausdifferenzierte Arbeitsteilung und ein
Natural-/Warengeld (sagen wir Kokosnüsse), das wir aber wegen
offensichtlicher Nachteile (begrenzte Haltbarkeit, hohe physische
Transaktionskosten, Raubbau an den Kokospalmen) durch ein
symbolisches Geld ersetzen wollten. Mit "symbolisch" meine ich, dass
das Geld selbst an sich nicht konsumiert werden kann (wie etwa
Banknoten, Gold, Buchungssätze in einer Datei, ...).
Ich bin zu folgendem System für die Kleingesellschaft gekommen
(andere Vorschläge willkommen), das ich für fair halte: Wir errichten
eine (demokratisch legitimierte, öffentlich kontrollierte)
Zentralbank. Diese gibt aus dem Nichts heraus geschaffene Banknoten
als Kredit an die Wirtschaftsteilnehmer aus. Die Einheit heiße KN
(für Kokosnüsse) und solle wertmäßig an das bis dahin existierende
Kokosnuss-Warengeld anknüpfen, d.h. eine 1-KN-Note soll den Wert
einer Kokosnuss symbolisieren. Diese Information wird vor Erstausgabe
des Geldes öffentlich kommuniziert.
Grundmodell: Veranschaulichen wir uns die Funktionsweise des
Geldkreislaufs mit folgendem Spielbeispiel aus drei
Wirtschaftsteilnehmern plus Zentralbank (ZB): Der Metzger ist der
Erste, der bei der ZB einen Kredit über 100 KN nimmt, d.h. er erhält
eine frische 100 KN-Banknote gegen Unterschrift unter einen
Schuldschein, womit er sich verpflichtet, nach einer festgelegten
Zeit, 100 KN an die ZB zurückzuzahlen. Mit der 100 KN-Note kauft der
Metzger beim Schreiner einen Tisch (man hat sich auf diesen Preis in
der neuen Währung geeinigt, weil die ZB verkündet hatte, dass 1 KN
den Wert einer Kokosnuss symbolisieren solle). Der Schreiner kauft
sich mit den 100 KN Backwaren beim Bäcker und der Bäcker schließlich
Fleischwaren beim Metzger, womit am Ende dieses Kreislaufes der
Metzger wieder denselben 100 KN-Schein in den Händen hält und ihn
vereinbarungsgemäß an die ZB zurückzahlt. Das Geld ist damit aus dem
Kreislauf herausgenommen, es ist mit der Rückzahlung de facto
vernichtet und der Kreislauf kann auf's Neue beginnen.
Fragen:
1. Warum akzeptieren Schreiner und Bäcker ein Stück Papier (die 100
KN-Note), d.h. ein nicht konsumierbares Symbol, im Austausch gegen
ihre realen Produkte? Anders gefragt: Wodurch erhält die 100 KN-Note
ihren Wert? Antwort: Durch den Rückzahlungszwang. Die Pflicht des
Metzgers zu einem bestimmten Zeitpunkt ein für sich genommen
wertloses Stück Papier bei der ZB einreichen zu müssen, verleiht
diesem den Wert. D.h., als Verkäufer (z.B. als Bäcker) kann ich ein
solches Papier von meinem Käufer (dem Schreiner) akzeptieren, weil
irgendjemand (der Metzger) dieses Papier benötigt und deshalb bereit
ist, im Austausch für dieses Papier eine reale Leistung zu erbringen.
2. Wie bestimmt sich initial, d.h. bei Ersteinführung der neuen
symbolischen Währung dessen Wert? Wovon hängt es ab, ob ich für 100
KN ein Brot oder ein Haus kaufen kann? Antwort: Von der öffentlichen
Aussage der ZB, dass ein KN, den Wert einer Kokosnuss symbolisieren
solle. Dies fixiert die initiale Preisbildung.
Erster Abgleich mit unserem realen System: Unsere ZBs funktionieren
im Prinzip so. Sie geben neues, aus dem Nichts geschöpftes Geld als
Kredit aus. Aber, erste Kritik, die Rückzahlung wird nicht wirklich
von allen Kreditnehmern der ZBs (insbesondere nicht von allen
privaten Geschäftsbanken) erzwungen. Stellen wir uns in unserem
Inselmodell zwei Bewohner A und B vor. Sie schließen eine Wette über
1 Mrd. KN ab, ob es morgen regnet oder nicht. Weder A noch B besitzen
1 Mrd. KN, aber als Privatleute können sie untereinander beliebig
unsinnige Verträge eingehen, nicht wahr? B gewinnt, d.h. A schuldet B
nun 1 Mrd. KN, kann diese aber natürlich nicht zahlen, ist also
bankrott. So weit, so what? Nun, A wird für systemrelevant erklärt,
muss also gerettet werden. D.h. die ZB stellt nun (auf politische
Weisung hin) eine frische 1 Mrd. KN-Banknote aus, händigt diese dem A
aus (rettet ihn also vor dem bankrott) und A gibt diesen an B weiter.
Sobald sich nun B entscheidet, mit einem nennenswerten Teil dieser
neu erhaltenen 1 Mrd. KN einkaufen zu gehen, wird eine Hyperinflation
ausbrechen. Warum? Weil die 1 Mrd. nicht durch einen entsprechenden
Leistungserbringungszwang von A gedeckt ist. Selbst wenn A sich
formal verpflichtet, die 1 Mrd. KN zurückzuzahlen, wird er dies
faktisch (zum bis dahin existierenden Preisniveau) nicht können.