Gänzlich einverstanden mit Verhaeghe. Bezüglich des Schlussteils könnte man sagen, dass die Pathogenität gesellschaftlicher Verfassungen unterschiedlich hoch und dass jene der heute vorherrschenden besonders schlecht abschneidet. Die Hypertrophierung, ja Verabsolutierung der menschlicher conditio humana eingeschriebenen Agonistik, also die wettbewerbsförmige Umgestaltung der Lebenswelt, erzeugt erstens Dauerstress und zweitens eine Mehrheit an Verlierern, also hoch pathogene Verhältnisse und in der Folge dann in hohem Mass auch als psychische Störungen identifiziertes Verhalten.
Die C-19-Pandemie beschleunigt eventuell den Zusammenbruch dieser radikalisierten Form des Kapitalismus, was im Hinblick auf die Psyche aber zuerst einmal eine schlechte Nachricht ist. Es wird dauern, bis eine andere gesellschaftliche Form mit anderen Leitwerten sich durchsetzt, die dann hoffentlich nicht von einem Extrem ins andere verfällt.