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  • Benjamin Benoni

227 Beiträge seit 28.11.2010

Ben Gurion International Airport Tel-Aviv

Bin diesen Oktober mal wieder mit El Al  nach Israel über Ben Gurion
International Tel-Aviv geflogen. El Al gilt als die sicherste
Fluglinie der Welt und Ben Gurion International als der sicherste
Flughafen der Welt.

Wie schaffen die Israelis das?

Ich bin da also angekommen und hatte ein fünfminütiges Gespräch mit
zwei netten Frauen von der Security. Das war alles an
Sicherheitskontrollen. Dann konnte ich weiter.

Dabei hatte ich in meinem Pass jordanische Einreisestempel von 98-02.
Es heißt immer, arabische Stempel im Pass seien das absolute no-go
für Israel. Längerer Aufenthalt in einem bösem islamitischen Land und
so weiter. In den USA wäre ich dafür mindestens fünf Stunden von
einem Einreisebeamten unter verschärften Bedingungen verhört worden.

Und in Israel? Fünf Minuten rasendes Frage und Antwort Spiel: Was ich
mache, wohin ich will, woher ich komme, wen ich besuche, was in
Jesaja 64, 10 steht und so weiter. Jesaja 64, 10 ist kein Witz, haben
die wirklich so gefragt. Dann war klar, ich bin in Israel auf
Einladung einer franziskanischen Bruderschaft. .

Katholiken werfen in Israel keine Bomben. Also konnte ich einfach so
ohne jede weiter Kontrolle durch die Security. Noch nicht mal meinen
Koffer wurde gescannt. Okay, das wurde wahrscheinlich schon in
München gemacht.

Das war also die Sicherheitskontrolle auf dem sichersten Flughafen
der Welt. Und bezüglich Paranoia kann man den Israelis nix vormachen.

Und bezüglich gesunden Menschenverstandes auch nicht. Die Gruppe, die
richtig Ärger macht, kann man ziemlich leicht rausfiltern.

Großmütter aus Illinois, USA werfen keine Bomben. Katholiken werfen
keine Bomben. Evangelikale Spinner werfen keine Bomben. Buddhistische
Spinner werfen keine Bomben. Und diese Gruppen werden durch einfach
Frage & Antwort identifiziert. Die Israelis sind da richtig gut.
Überzeugend eine Rolle bei der israelischen Security zu spielen ist
praktisch unmöglich.

Wer merkwürdig wirkt, rumlügt, den falschen Glauben hat, bei dem
wird's a bisserl schwieriger. So einem Freund von mir passiert, der
ein halbstündiges Gespräch mit der Security hatte, wo dann _sehr_
genau nachgefragt & rumtelefoniert wurde und dann war's aber auch
gut.

Dieses System funktioniert sehr gut. Und ist selbstverständlich im
Westen nicht anwendbar, weil es auf gesunden Menschenverstand beruht
und diskriminierend ist. Die Israelis gehen davon aus, dass nicht
alle Menschen gleich gefährlich sind. Sondern einige sind völlig
ungefährlich, andere dagegen potentiell sehr gefährlich. Und
dementsprechend handeln die Israelis.

Wir leben in einer Welt, bei dem die Anwendung des gesunden
Menschenverstandes als reaktionär, faschistisch und
was-weiß-ich-noch-alles gilt. Alle müssen gleich sein, gleich
behandelt werden, gleich verdächtig oder unverdächtig sein, völlig
unabhängig davon, was man als Erfahrungswerte hat.

Die Erfahrung sagt einem: 85jährige Baptisten werfen keine Bomben.
25jährige Islamiten dagegen schon. Also stellt man durch ein paar
einfache Fragen & Antworten fest, ob der Herr tatsächlich 85jährig & 
Baptist ist und sparrt sich eine weiter Kontrolle.

Dumm gelaufen für 25jährige Islamiten, die haben's auf israelischen
Flughäfen nicht leicht. In unserem System ist es _schwieriger_, weil
alle ohne Ausnahme gleich behandelt werden, ohne dass jemals die
Frage gestellt wird, ob das überhaupt notwendig ist.

Unser 'westliches' Sicherheitssystem ist zwar offiziell
nicht-diskriminierend, führt aber geradewegs in den Kontrollstaat.
Das ganze ist absurd. Dadurch das wir unter keinen Umständen
realistisch handeln wollen, weil das angeblich unser Wertesystem in
Frage stellt, schaffen wir dieses System schnurstracks ab.

Notwendig sind Körperscanner & Co. nicht. Gesunder Menschenverstand
würde auch helfen. Aber der ist bei uns wg. 'Diskrimierungsgefahr'
verboten.
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