"Stunden" bedeutet nicht "aufheben".
Stunde ich meine Mietzahlung um einen Monat, muss ich eben nächsten Monat zwei Mieten zahlen können. Stunde ich ein viertel Jahr, kommt eine Welle von vier Monatsmieten auf mich zu. Das Stunden von Zahlungsverpflichtungen ist nur dann eine Lösung, wenn im Stundungszeitraum eine Finanzierungsmöglichkeit der gestundeten Zahlungen gefunden werden kann - was aber während des Shutdowns nicht gegeben ist.
Ein Vermieter hat ebenfalls laufende Kosten, die er aus den Mieteinnahmen bestreitet. Fallen die aus, kann der Vermieter ggf. seine Kosten nicht decken und muss stunden (Problem s.o.) oder es droht eben die Insolvenz. Tja.
Der größte Teil des Monatsbudgets eines Haushalts geht drauf für Fixkosten. Mieten, Versicherungen, Strom, Gas, Wasser, Internet und Telefonie - you name it. Das kann in Summe mehr als die Hälfte der Haushaltseinnahmen auffressen. Und hier liegt der Hund begraben: ich kann zwar weniger essen und trinken, aber wenn ich weniger Strom, Gas und Wasser verbrauche, ist die Ersparnis erst bei der nächsten Jahreabrechnung drin. Und auch bei der Miete kann ich nichts sparen. Fixkosten sind Fixkosten, weil sie "unveränderlich" sind.
In Deutschland ist das insofern ein Problem, als dass immer mehr Menschen kaum Rücklagen haben und sehr schnell ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Wer hat denn noch zwei, drei Monatsgehälter Rücklagen rumliegen? Und wenn die Krise länger anhält als ein Quartal, sind dann nicht auch diese Rücklagen aufgezehrt?
Was uns das Genick bricht, sind die Fixkosten. Eine Stundung ist keine Option, weil dann eben nur der Tag des Genickbruchs verschoben wird. Eine Alternative, aktuell noch mit Denkverbot belegt, wäre es, die komplette Finanzwelt einzufrieren, keine Verpflichtungen mehr, keine Schulden, keine Zinsen, nix, für die Dauer eines Quartals oder bis die Krise vorüber ist. Der Mieter zahlt keine Miete, der Vermieter muss seine laufenden Kosten nicht begleichen, die Versicherungen setzen aus. Aber auch: Supermärkte sind zu, Amazon liefert nicht mehr. Essen und Getränke gibt's per Carepaket an die Tür geliefert, Strom, Wasser, Gas sind staatlich finanziert für die Dauer, Internet und Telefonie wird reduziert auf höchstens 16Mbits und ist kostenlos. GEZ wird ausgesetzt. You name it. Runterfahren auf Notbetrieb und Quasi-Stillstand.
Wäre das nicht eine Idee gewesen für den Notstand?
Oder macht es mehr Sinn, die Leute mit ihren finanziellen Sorgen im Regen stehen zu lassen - und die Grundlage für soziale Unruhen zu schaffen (siehe Italien)?