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  • stafsej

mehr als 1000 Beiträge seit 25.04.2002

Ein oder zwei einwände gegen den autor

In der nachfolge des faschismus in deutschland ist intensiv
nachgedacht worden, wie dieser hat geschehen können.

Zunächst einmal wurde nachgewiesen, er war nicht etwa ein
betriebsunfall der deutschen geschichte und zum anderen war er nicht
voraussetzungslos.

Dabei konzentrierte sich *ein* teil der wissenschaftlichen forschung
auf studien zum autoritären charakter - also ein
individualpsychologischer ansatz.

Mit der berechtigten annahme, das ein individuum, welches der führung
bedarf am ehesten nach einem führer(staat) verlangen würde.

Solche individuen müssen jedoch samt ihren bedürfnissen erst einmal
institutionell produziert und reproduziert werden.
Was zwangsläufig den blick auf erzieherische institutionen, wie
solche der bildung und familie lenkte.

Ein *anderer* teil der forschung befasste sich mit der fragestellung,
welche zurichtung institutionen (und individuen) erfahren, deren
hauptzweck die produktion von individuen für bestimmte zwecke in
einer bestimmten gesellschaft ist.

Diese stellten also den klassencharakter des kapitalismus und damit
die (diesen reproduzierenden) institutionen wie schule, universität
etc. in den vordergrund.

Immer bezogen auf das offensichtliche (und empirisch so evidente):
das zuteilung von ressourcen, zubilligung von bildungschancen oder
deren entzug entlang der gesellschaftlichen stellung der individuen
erfolgt.

Beiden ansätzen gemeinsam war die aversion gegen die *zurichtung* von
individuen durch die "unsichtbare hand" ihnen äusserlicher und
notwendigerweise verborgen bleibender interessen.

Beiden ansätzen gemeinsam war die zugrundeliegende erkenntnis, das
"mündige" bürger, aufgeklärte, oder wirkliche individuen nur mit
demokratischen methoden in demokratischen verhältnissen entstehen
können.

Das problem ist, dass diese erkenntnisse im *maximalfall* halbherzig
in den siebzigern umgesetzt wurden und das die letzte reformpädagogik
in diesem sinne die verankerung der neuen ausbildungsordnung durch
die ig metall in der mitte der achtziger war.

Danach - also in den letzten zwanzig jahren - erfolgte lediglich ein
konservativer rollback.
Der zusammenhang von bildung und gesellschaft kommt bestenfalls
instrumentell vor; also bildung als erwerb von nützlichen
eigenschaften.

Das selbst dies nicht umsetzbar ist mit den mitteln, die bildung zur
verfügung gestellt werden und das die konservierung der klassischen
paukschule hochgradig ineffektiv ist, ist den konservativen nicht
beizubringen.

Gruss, Staf


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