In der Praxis sind diese Strategien jedoch nicht einfach durchzusetzen. In vielen Betrieben werden produktive Vorschläge vom Management ignoriert.
Betriebsräte in vielen Unternehmen sind die Dauerschleife zwischen Managementfehlern und Standortdiskussion leid. Sie fordern mehr Mitsprache bei Investitionen und langfristiger Unternehmensplanung.
Eine Alternative zur Verlagerung von Arbeitsplätzen kann darin bestehen, bestehende Strukturen zu verbessern und gemeinsam mit den Beschäftigten neue Ideen zu entwickeln. Denn die Probleme vieler Unternehmen liegen nicht bei den Personalkosten, sondern in der Produkt- und Marktpolitik.
Das entspricht meiner persönlichen Erfahrung aus inzwischen 35 Jahren in Grossunternehmen, auch bei VW. Wenn die Kosten aus dem Ruder laufen und die Produkte am Markt nicht mehr erfolgreich sind, dann sind in erster Linie nicht die Personalkosten oder die ach so schlimme Steuer- und Bürokratiesituation schuld, sondern in erster Linie sind es Managementfehler und eine gewisse Arroganz, mit der die Unternehmensführung glaubt, alles besser zu wissen und gegen den Markt und die Zukunft agieren zu können.
Dass das nicht gutgehen kann, dafür ist die deutsche Autoindustrie ein gutes Beispiel, aber bei Weitem nicht das einzige.
Dazu kommt, dass die deutsche Politik, insbesondere die seit dem Sieg des Neoliberalismus in den 80er Jahren, den fatalen Hang hat, im Namen des freien Marktes jegliche Innovation und notwendige Disruption zu unterdrücken. Ein Paradebeispiel ist der Umgang mit den Erneuerbaren Energien und der Elektromobilität. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz haben die Großen Koalitionen in der Folgezeit alles dafür getan, die Erneuerbaren zu sabotieren, zu hintertreiben und zu verzögern. Als Resultat davon sind die Solar- und Windenergieunternehmen, die in Deutschlang einmal zur Weltspitze gehörten, abgewandert oder haben dichtgemacht. Zehntausende Arbeitsplätze in einer Zukunftsbranche wurden so vernichtet.
Das Gleiche gilt für die Elektromobilität, die die Politik im Auftrag der deutschen Autokonzerne so lange verzögert hat, wie es nur ging, damit die Autohersteller und Mineralölkonzerne so lange im alten Trott weiterwursteln konnten, wie es nur möglich war. Im Gegensatz dazu haben die Chinesen klar erkannt, wohin die Reise gehen würde, haben einen strategischen Plan über mehrere Jahrzehnte entwickelt und brilliant durchgezogen, mit tätiger Beihilfe der deutschen Autobauer, die im Gegenzug zu riesigen Profiten in China bereit waren, ihr Know-How und ihre Technologie mit den Chinesen zu teilen, die das natürlich dankend angenommen haben. Das Ergebnis aus diesem unschönen Konglomerat aus Arroganz, Ignoranz, Inkompetenz und Unwillen, sich zu verändern, können wir jetzt besichtigen und erleben.