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Avatar von Oerge Gorwell
  • Oerge Gorwell

62 Beiträge seit 27.12.2021

Re: Es würde reichen, wenn die Mitte erstmal wieder in die Mitte rutschen würde.

Das sollte man nicht verwechseln.
Einige kulturellen Themen, die in der Breite der Bevölkerung kontrovers gesehen werden, wurden gezielt durch Rechtspopulisten besetzt und auf ein anderes Niveau gezogen. Themen wie Gendersprache oder Ernährungsempfehlungen werden zum Überlebenskampf hochstilisiert und mit Verbotsphantasien begleitet, um Fronten aufzubauen, die so eigentlich gar nicht existierten.
Diese Übertreibung gehört dann sehr wohl in den Katalog der von Rechtsextremen besetzten Themen. Gleichzeitig werden sie mit tatsächlich kritischen Infragestellung von Menschenwürde oder Gleichbehandlung vermischt, um diese zu verharmlosen.

Sie kapern damit gleichzeitig eine Diskursseite für sich, obwohl es z.B. viele Menschen aus allen Lagern gibt, die Gendersprache nicht nutzen, nicht brauchen oder nicht wollen.
Nun können sie behaupten, als rechtsextrem bezeichnet zu werden, weil sie etwas gegen Gendern haben.
Das ist aber unwahr. Niemand wird alleinaus einem kulturellen Grund in die Rechte Ecke gestellt. Die tatsächlich ursächlichen Aussagen werden dann verschwiegen.

Schön, dass wir uns in vielen Punkten einig sind.
Ja die Rechtsextremen ihren Anteil an den vergifteten Diskursen derzeit.
Wir müssen uns aber auch fragen, warum die AfD z.B. so erfolgreich ist mit dem Kapern von Themen. Dahinter stecken ja zumeist reale politische Versäumnisse, die dann aber aus dem Diskurs an diese abgegeben werden wie ein kontaminiertes Artefakt und nicht einmal mehr mit der Kneifzange angefasst, wenn es das "Thema" der AfD ist. Vieles verschwindet so aus dem Diskurs, den wir an vielen Stellen so dringend bräuchten.
Gleichzeitig passieren auch affektive Gegenpositionen, die ebenso extrem sind und die Spaltung der Gesellschaft weiter vorran treiben. Mir fällt da spontan die Meldestelle Antifemismus ein, bei der u.a. Genderkritische Menschen gemeldet werden sollen.
Gemäßigte Stimmen werden m.E. kaum noch gehört und viele trauen sich auch nicht mehr ihre Meinung zu äußern, aus Angst in die rechte Ecke gestellt zu werden. Diese Angst ist leider mitlerweile objektiv begründbar, aber ihr sollte entschieden entgegen getreten werden.
Insgesamt ist das politische Klima vergiftet, woran die AfD mitschuld hat, aber eben nicht nur.
Man muss sich dazu auch die Entwicklungen in den USA von akademischer Seite aus ansehen und die Wokeness-Bewegungen und Identitätspolitik in das Gesamtbild einbeziehen, um zu sehen, welche radikalen Weltbilder hierzulande gerade von den Universitäten aus Einzug in den gesellschaftlichen Betrieb gewinnen. Diese sind Anti-Aufklärerisch, richten sich gegen den Universalismus und ebenso wie der Rechtsextremismus gegen unsere Grundwerte

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