the observer schrieb am 15. März 2006 12:04
> "Wenn die Menschen nicht so recht wissen, was sie selbst wollen, dann
> hat die Schule versagt. Und dann ist das eine neue, dringende und
> allgemeine Bildungsaufgabe des Schulsystems, sie dazu zu befähigen.
> Bildung hat zuerst und immer "Aufklärungsbildung" zu sein. Um das gut
> zu machen, braucht es auch einen eigenen Unterrichtsgegenstand
> "Verbraucherbildung" – was zugegeben in Deutschland mit seinem
> föderal verschlissenen Bildungssystem schwierig ist."
>
> Der Meinung bin ich überhaupt nicht. Die Aufgabe der Schulen kann
> nicht sein, Versäumnisse des Elternhauses auszubügeln...
Einverstanden. Es ist nicht Aufgabe der Schulen Versäumnisse des
Elternhauses auszubügeln (was meist auch gar nicht funktionieren
kann), aber wenn es denn doch notwendig ist, dann geht es nicht ohne
die Unterstützung aller, insbesondere der Eltern.
Das gilt aber auch umgekehrt. Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein,
Versäumnisse der Schulen nachzuholen. Dazu gehört nicht nur die reine
Vermittlung von Wissen, dazu würde auch das Auswendiglernen von
Lexika und Sachbüchern reichen, sondern auch die Vermittlung von
Fähigkeiten wie eigenständiges Lernen und kritische Beurteilung von
Wissen. Das können die Eltern meistens nicht leisten, manchmal
aufgrund der simplen Tatsache, weil sie es selbst in der Schule nicht
gelernt haben.
> oder
> Hilfestellung zu geben, wie man sich im Alltagsleben zurechtfindet.
Einspruch:
Schule ist eben nicht reine Wissensvermittlung sondern auch ein Teil
der Erziehung zu einem mündigen Bürger. Dazu gehört wiederum auch
sich im Alltagsleben zurechtzufinden.
> Vielleicht kommt gar noch jemand auf die Idee, ein Unterrichtsfach
> einzuführen, in dem man lernt Formulare für Hartz IV oder die
> Steuererklärung ausszufüllen?
Nein dafür gibt es ja Software:)
Im Ernst, was soll daran falsch sein (auch) in der Schule den
richtigen Umgang mit Behörden zu lernen? Dazu würde allerdings
weniger das Ausfüllen von Formularen gehören, als vielmehr das
Verständnis wie unsere öffentliche Verwaltung funktioniert, bzw. wie
ich mich darin zurechtfinde und welche Rechte und Pflichten ich als
Bürger habe.
> Nein, Lebensuntüchtige oder -unwille an die Hand zu nehmen, darf
> nicht die Aufgabe einer staatlichen Schule sein, auch wenns in den
> USA mittlerweile Usus geworden sein mag. All das geht zu Lasten der
> Bildung, und mit der stehts - glaubt man den Statistiken und
> Pisastudien - wirklich nicht zu besten.
[Zynismus an]
Daß wär ja auch noch schöner, wenn sich staatliche Organisationen um
'Lebensuntüchtige' kümmern würden, dafür gibt es ja schließlich
Ghettos:(
Nebenbei: wodurch ist für dich ein 'Lebensuntüchtiger' als solcher
gekennzeichnet? Ist daß genetisch bedingt oder weil er zu mehr als
50% behindert ist? Oder muß man ihm ein gut sichtbares Abzeichen
verpassen um ihn als solchen zu erkennen?
[Zynismus aus]
Das Bildungsniveau ist nicht deswegen schlecht, weil die Schulen
schlechtere Schüler mehr fördern (was ihre Pflicht ist) sondern auch
weil die allgemeine Bildung (=Bildung für Alle) von den führenden
Schichten gering geschätzt, nicht gefördert und kaputt gespart wird.
Die führenden Schichten diese Landes sind nämlich an mündigen,
kritischen Bürgern nicht interessiert, weil die wiederum kritische
und unbequeme Fragen stellen könnten.
Das Bildungsniveau mißt sich nicht an der Fähigkeit Fakten auswendig
zu lernen und vorgegebene Tests zu bestehen sondern am Willen
(Motivation) und der Fähigkeit selbstständig zu lernen und Spaß am
Wissenszuwachs zu haben. Ein Punkt warum dies in Deutschland nicht
funktioniert ist auch die Überbewertung materieller/monetärer Werte
gegenüber Bildung und Wissen, gepaart mit der Erkenntnis, daß häufig
nicht der Beste oder Fähigste eine Position bekommt, sondern
derjenige mit dem meisten Geld oder den besten Beziehungen. Wozu
sollte man dann noch lernen?
Gruß
Pseudolus
> "Wenn die Menschen nicht so recht wissen, was sie selbst wollen, dann
> hat die Schule versagt. Und dann ist das eine neue, dringende und
> allgemeine Bildungsaufgabe des Schulsystems, sie dazu zu befähigen.
> Bildung hat zuerst und immer "Aufklärungsbildung" zu sein. Um das gut
> zu machen, braucht es auch einen eigenen Unterrichtsgegenstand
> "Verbraucherbildung" – was zugegeben in Deutschland mit seinem
> föderal verschlissenen Bildungssystem schwierig ist."
>
> Der Meinung bin ich überhaupt nicht. Die Aufgabe der Schulen kann
> nicht sein, Versäumnisse des Elternhauses auszubügeln...
Einverstanden. Es ist nicht Aufgabe der Schulen Versäumnisse des
Elternhauses auszubügeln (was meist auch gar nicht funktionieren
kann), aber wenn es denn doch notwendig ist, dann geht es nicht ohne
die Unterstützung aller, insbesondere der Eltern.
Das gilt aber auch umgekehrt. Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein,
Versäumnisse der Schulen nachzuholen. Dazu gehört nicht nur die reine
Vermittlung von Wissen, dazu würde auch das Auswendiglernen von
Lexika und Sachbüchern reichen, sondern auch die Vermittlung von
Fähigkeiten wie eigenständiges Lernen und kritische Beurteilung von
Wissen. Das können die Eltern meistens nicht leisten, manchmal
aufgrund der simplen Tatsache, weil sie es selbst in der Schule nicht
gelernt haben.
> oder
> Hilfestellung zu geben, wie man sich im Alltagsleben zurechtfindet.
Einspruch:
Schule ist eben nicht reine Wissensvermittlung sondern auch ein Teil
der Erziehung zu einem mündigen Bürger. Dazu gehört wiederum auch
sich im Alltagsleben zurechtzufinden.
> Vielleicht kommt gar noch jemand auf die Idee, ein Unterrichtsfach
> einzuführen, in dem man lernt Formulare für Hartz IV oder die
> Steuererklärung ausszufüllen?
Nein dafür gibt es ja Software:)
Im Ernst, was soll daran falsch sein (auch) in der Schule den
richtigen Umgang mit Behörden zu lernen? Dazu würde allerdings
weniger das Ausfüllen von Formularen gehören, als vielmehr das
Verständnis wie unsere öffentliche Verwaltung funktioniert, bzw. wie
ich mich darin zurechtfinde und welche Rechte und Pflichten ich als
Bürger habe.
> Nein, Lebensuntüchtige oder -unwille an die Hand zu nehmen, darf
> nicht die Aufgabe einer staatlichen Schule sein, auch wenns in den
> USA mittlerweile Usus geworden sein mag. All das geht zu Lasten der
> Bildung, und mit der stehts - glaubt man den Statistiken und
> Pisastudien - wirklich nicht zu besten.
[Zynismus an]
Daß wär ja auch noch schöner, wenn sich staatliche Organisationen um
'Lebensuntüchtige' kümmern würden, dafür gibt es ja schließlich
Ghettos:(
Nebenbei: wodurch ist für dich ein 'Lebensuntüchtiger' als solcher
gekennzeichnet? Ist daß genetisch bedingt oder weil er zu mehr als
50% behindert ist? Oder muß man ihm ein gut sichtbares Abzeichen
verpassen um ihn als solchen zu erkennen?
[Zynismus aus]
Das Bildungsniveau ist nicht deswegen schlecht, weil die Schulen
schlechtere Schüler mehr fördern (was ihre Pflicht ist) sondern auch
weil die allgemeine Bildung (=Bildung für Alle) von den führenden
Schichten gering geschätzt, nicht gefördert und kaputt gespart wird.
Die führenden Schichten diese Landes sind nämlich an mündigen,
kritischen Bürgern nicht interessiert, weil die wiederum kritische
und unbequeme Fragen stellen könnten.
Das Bildungsniveau mißt sich nicht an der Fähigkeit Fakten auswendig
zu lernen und vorgegebene Tests zu bestehen sondern am Willen
(Motivation) und der Fähigkeit selbstständig zu lernen und Spaß am
Wissenszuwachs zu haben. Ein Punkt warum dies in Deutschland nicht
funktioniert ist auch die Überbewertung materieller/monetärer Werte
gegenüber Bildung und Wissen, gepaart mit der Erkenntnis, daß häufig
nicht der Beste oder Fähigste eine Position bekommt, sondern
derjenige mit dem meisten Geld oder den besten Beziehungen. Wozu
sollte man dann noch lernen?
Gruß
Pseudolus