Zetscho schrieb am 15. März 2006 13:20
> Für mich ist "Lebensfähigkeit" Teil der Bildung. Dass hier viele
> Eltern versagen ist tragisch, aber nicht nur ihre Schuld, schließlich
> müssen sie sich gegen eine mediale und soziale (Gleichaltrige)
> Übermacht stellen.
Schuld oder nicht; Eltern heißen Erziehungsberechtigte, und ich
finde, man müßte sie langsam umbenennen in Erziehungspflichtige. Es
kann nicht angehen, daß der Staat Fehler in der Erziehung der Kinder
ausmerzt.
> Einfach zu sagen "Die Eltern sind Schuld" reicht
> nicht und reine Fachbildung reicht eben zum Leben auch nicht. Die
> einzige Institution, die die gesellschaftlichen Versäumnisse
> auffangen kann, ist die Schule.
Nein. Zu einen ist es überhaupt nicht gewünscht, daß Lehrer allzu
großen Einfluß nehmen auf die Kinder. Das beginnt bereits vor der
Schule, im Kindergarten. Was die Eltern oft erwarten ist eine
Aufbewahrungsanstalt, in der sie ihre Sprößlinge mal schnell
abkippen, wenn sie ein paar Stunden Ruhe vor dem Balg brauchen. Aber
wehe, man tut nicht, was das Kleine gern möchte ("Unser Kind darf das
zuhause tun, und wir möchten nicht, daß Sie es ihm hier verbieten!").
Weiter gehts in der Schule in dem Stil. Es beginnt bereits damit, daß
Schule und Lehrer einen unglaublich schlechten (und wie ich finde
ungerechtfertigt schlechten) Ruf haben. Das bin ich ehrlich gesagt
aus dem Osten, wo ich aufwuchs, nicht gewohnt, daß man die Schule
(und zwar in einträchtiger Gemeinsamkeit und quer durch die Medien)
in ein derart schlechtes Licht stellt. Nachdem man also ausreichend
Rufmord betrieben hat, erwartest Du, daß die Lehrer ohne Einfluß und
Rückendeckung durch die Gesellschaft nachholen, was das Elternhaus
versäumt hat? Wie soll denn das biiteschön gehen?
Das war nur dieser Aspekt; zum Tema Bldung oder Hinternabwischen habe
ich mich bereits geäußert.
> Wenn diese Versäumnisse aber nicht
> aufgefangen werden, ist es zum Nachteil der Gesellschaft.
Ein staatlich subventieniertes Bildungssystem, in das alle letztlich
einzahlen, soll sich sozialer Problemfälle zuungunsten der anderen
Lehrfächer, in denen wirklich Bildung vermittelt werden soll,
annehmen? Nein, die Schule ist kein Lückenbüßer, und sie hat wirklich
wichtigere Aufgaben zu erfüllen. Die Bedeutung einer fundierten
Allgemeinbildung - ich sehe das immer wieder in Diskussionen, gerade
was den Themkreis um Wissenschaft, Pseudowissenschaft, Esoterik
betrifft - kann gar nicht genug betont werden.
> Außerdem
> verliert eine rein fachbildungsorientere Schule ihre Attraktivität
> für Schüler, was ich für eine Hauptursache der schlechten
> PISA-Ergebnisse in Deutschland halte.
Die Schule soll ja auch keine Fachidioten heranzüchten. Schon allein
deshalb nicht, weil die Lehrer ja niemals wissen können, ob der
Schüler naturwissenschaftliche, künstlerische oder andere Neigungen
entwickelt. Aber es ist (wir leben nicht mehr im Zeitalter des
Grammpohons und der Pferdekutsche) notwendig, sich gewisse
Grundkenntnisse in den Fächern anzueignen, die unsere Gesellschaft
prägen. Und es ist erforderlich, das Lernen zu lehren, die Fähigkeit
zu vermitteln, sich Wissen anzueignen und überhaupt erst einmal
herauszuarbeiten, was Wissen überhaupt ist.
> Daher wäre ich für eine
> Ganztagsschule, in der neben dem Fachwissen, auf Wahlpflichtbasis
> lebensnahe Fächer angeboten werden (Ernährungslehre, Medienkompetenz,
> Psychologie etc.):
Ich hielte das für eine fatale Fehlentscheidung. Über Ganz- oder
halbtags möchte ich dabei gar nicht mal diskutieren, obwohl ich der
Meinung bin, daß gerade Kinder nicht den ganzen Tag auf die Schulbank
gehören. Aber Lebensnähe dürfen sie nicht aus der Schule erwarten.
Das ist (und sollte bleiben) traditionell Aufgabe der Erzieher, und
diese Aufgabe beginnt schon weit vor Schuleintritt. Ja - ich bin
sogar der Auffasung, was die Kinder bis zum Schulbeginn nicht schon
intus haben, wird ihnen in der Schule nur noch schwer bis gar nicht
mehr zu vermitteln sein.
> http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=10043659&forum_id=94668
Sorry, aber darauf vielleicht später eine Antwort.
> Für mich ist "Lebensfähigkeit" Teil der Bildung. Dass hier viele
> Eltern versagen ist tragisch, aber nicht nur ihre Schuld, schließlich
> müssen sie sich gegen eine mediale und soziale (Gleichaltrige)
> Übermacht stellen.
Schuld oder nicht; Eltern heißen Erziehungsberechtigte, und ich
finde, man müßte sie langsam umbenennen in Erziehungspflichtige. Es
kann nicht angehen, daß der Staat Fehler in der Erziehung der Kinder
ausmerzt.
> Einfach zu sagen "Die Eltern sind Schuld" reicht
> nicht und reine Fachbildung reicht eben zum Leben auch nicht. Die
> einzige Institution, die die gesellschaftlichen Versäumnisse
> auffangen kann, ist die Schule.
Nein. Zu einen ist es überhaupt nicht gewünscht, daß Lehrer allzu
großen Einfluß nehmen auf die Kinder. Das beginnt bereits vor der
Schule, im Kindergarten. Was die Eltern oft erwarten ist eine
Aufbewahrungsanstalt, in der sie ihre Sprößlinge mal schnell
abkippen, wenn sie ein paar Stunden Ruhe vor dem Balg brauchen. Aber
wehe, man tut nicht, was das Kleine gern möchte ("Unser Kind darf das
zuhause tun, und wir möchten nicht, daß Sie es ihm hier verbieten!").
Weiter gehts in der Schule in dem Stil. Es beginnt bereits damit, daß
Schule und Lehrer einen unglaublich schlechten (und wie ich finde
ungerechtfertigt schlechten) Ruf haben. Das bin ich ehrlich gesagt
aus dem Osten, wo ich aufwuchs, nicht gewohnt, daß man die Schule
(und zwar in einträchtiger Gemeinsamkeit und quer durch die Medien)
in ein derart schlechtes Licht stellt. Nachdem man also ausreichend
Rufmord betrieben hat, erwartest Du, daß die Lehrer ohne Einfluß und
Rückendeckung durch die Gesellschaft nachholen, was das Elternhaus
versäumt hat? Wie soll denn das biiteschön gehen?
Das war nur dieser Aspekt; zum Tema Bldung oder Hinternabwischen habe
ich mich bereits geäußert.
> Wenn diese Versäumnisse aber nicht
> aufgefangen werden, ist es zum Nachteil der Gesellschaft.
Ein staatlich subventieniertes Bildungssystem, in das alle letztlich
einzahlen, soll sich sozialer Problemfälle zuungunsten der anderen
Lehrfächer, in denen wirklich Bildung vermittelt werden soll,
annehmen? Nein, die Schule ist kein Lückenbüßer, und sie hat wirklich
wichtigere Aufgaben zu erfüllen. Die Bedeutung einer fundierten
Allgemeinbildung - ich sehe das immer wieder in Diskussionen, gerade
was den Themkreis um Wissenschaft, Pseudowissenschaft, Esoterik
betrifft - kann gar nicht genug betont werden.
> Außerdem
> verliert eine rein fachbildungsorientere Schule ihre Attraktivität
> für Schüler, was ich für eine Hauptursache der schlechten
> PISA-Ergebnisse in Deutschland halte.
Die Schule soll ja auch keine Fachidioten heranzüchten. Schon allein
deshalb nicht, weil die Lehrer ja niemals wissen können, ob der
Schüler naturwissenschaftliche, künstlerische oder andere Neigungen
entwickelt. Aber es ist (wir leben nicht mehr im Zeitalter des
Grammpohons und der Pferdekutsche) notwendig, sich gewisse
Grundkenntnisse in den Fächern anzueignen, die unsere Gesellschaft
prägen. Und es ist erforderlich, das Lernen zu lehren, die Fähigkeit
zu vermitteln, sich Wissen anzueignen und überhaupt erst einmal
herauszuarbeiten, was Wissen überhaupt ist.
> Daher wäre ich für eine
> Ganztagsschule, in der neben dem Fachwissen, auf Wahlpflichtbasis
> lebensnahe Fächer angeboten werden (Ernährungslehre, Medienkompetenz,
> Psychologie etc.):
Ich hielte das für eine fatale Fehlentscheidung. Über Ganz- oder
halbtags möchte ich dabei gar nicht mal diskutieren, obwohl ich der
Meinung bin, daß gerade Kinder nicht den ganzen Tag auf die Schulbank
gehören. Aber Lebensnähe dürfen sie nicht aus der Schule erwarten.
Das ist (und sollte bleiben) traditionell Aufgabe der Erzieher, und
diese Aufgabe beginnt schon weit vor Schuleintritt. Ja - ich bin
sogar der Auffasung, was die Kinder bis zum Schulbeginn nicht schon
intus haben, wird ihnen in der Schule nur noch schwer bis gar nicht
mehr zu vermitteln sein.
> http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=10043659&forum_id=94668
Sorry, aber darauf vielleicht später eine Antwort.