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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Über Inhalte kann man diskutieren

Pseudolus schrieb am 15. März 2006 14:34
> the observer schrieb am 15. März 2006 12:04

> > ...Die Aufgabe der Schulen kann
> > nicht sein, Versäumnisse des Elternhauses auszubügeln...

> Einverstanden. Es ist nicht Aufgabe der Schulen Versäumnisse des
> Elternhauses auszubügeln...

> Das gilt aber auch umgekehrt. Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein,
> Versäumnisse der Schulen nachzuholen. Dazu gehört nicht nur die reine
> Vermittlung von Wissen, dazu würde auch das Auswendiglernen von
> Lexika und Sachbüchern reichen, sondern auch die Vermittlung von
> Fähigkeiten wie eigenständiges Lernen und kritische Beurteilung von
> Wissen. Das können die Eltern meistens nicht leisten, manchmal
> aufgrund der simplen Tatsache, weil sie es selbst in der Schule nicht
> gelernt haben.

Das ist richtig. Über Lerninhalte, über Methodik kann und muß man
diskutieren. Allerdings - Kinder kommen mit 6 Jahren in die Schule;
ihre erziehung beginnt aber bereits mit ihrer Geburt.

> > oder
> > Hilfestellung zu geben, wie man sich im Alltagsleben zurechtfindet.

> Einspruch:
> Schule ist eben nicht reine Wissensvermittlung sondern auch ein Teil
> der Erziehung zu einem mündigen Bürger. Dazu gehört wiederum auch
> sich im Alltagsleben zurechtzufinden.

Wenn Du es so siehst, gebe ich Dir recht. Ich meinte etwas anderes.

> Im Ernst, was soll daran falsch sein (auch) in der Schule den
> richtigen Umgang mit Behörden zu lernen? Dazu würde allerdings
> weniger das Ausfüllen von Formularen gehören, als vielmehr das
> Verständnis wie unsere öffentliche Verwaltung funktioniert, bzw. wie
> ich mich darin zurechtfinde und welche Rechte und Pflichten ich als
> Bürger habe.

Das im vollen Umfang in der Schule zu lehren, halte ich für falsch.
Einige dieser Themen gehören eindeutig in die Berufsausbildung.

> > Nein, Lebensuntüchtige oder -unwille an die Hand zu nehmen, darf
> > nicht die Aufgabe einer staatlichen Schule sein, auch wenns in den
> > USA mittlerweile Usus geworden sein mag. All das geht zu Lasten der
> > Bildung, und mit der stehts - glaubt man den Statistiken und
> > Pisastudien - wirklich nicht zu besten.

> [Zynismus an]
> Daß wär ja auch noch schöner, wenn sich staatliche Organisationen um
> 'Lebensuntüchtige' kümmern würden, dafür gibt es ja schließlich
> Ghettos:(

> Nebenbei: wodurch ist für dich ein 'Lebensuntüchtiger' als solcher
> gekennzeichnet? Ist daß genetisch bedingt oder weil er zu mehr als
> 50% behindert ist? Oder muß man ihm ein gut sichtbares Abzeichen
> verpassen um ihn als solchen zu erkennen?
> [Zynismus aus]

Bitte jetzt keinen falschen Zungenschlag. Ich meine nicht Behinderte
oder andere irgendwie unverschuldet Benachteiligte. Ich will auch
niemanden stigmatisieren. Es liegt mir fern, solchen Menschen Hilfe
und Unterstützung verweigern oder absprechen zu wollen.

> Das Bildungsniveau ist nicht deswegen schlecht, weil die Schulen
> schlechtere Schüler mehr fördern (was ihre Pflicht ist) sondern auch
> weil die allgemeine Bildung (=Bildung für Alle) von den führenden
> Schichten gering geschätzt, nicht gefördert und kaputt gespart wird.
> Die führenden Schichten diese Landes sind nämlich an mündigen,
> kritischen Bürgern nicht interessiert, weil die wiederum kritische
> und unbequeme Fragen stellen könnten.

Du machst es Dir zu einfach. Freilich ist Wissen immer auch
Herrschaftswissen. Niemand aber zwingt Menschen eine Lebensweise auf;
sie wählen sie sich selbst, und keiner entbindet sie von dieser
Verantwortung. Und daß der Staat sienen Bürgern Bildung vorethält -
wir reden hier wohlgemerkt von Allgemeinbildung - hale ich für ein
Gerücht. Eine Gesellschaft, die sich vorwiegend aus mehr oder weniger
ungebildeten Menschen rekrutiert, kann nicht im Interesse einer
Gesellschaft sein, die den Anspruch hat, einer der führenden
Industrienationen zu sein, und die ihr Gesellschaftssystem
demokratisch nennt.

> Das Bildungsniveau mißt sich nicht an der Fähigkeit Fakten auswendig
> zu lernen und vorgegebene Tests zu bestehen sondern am Willen
> (Motivation) und der Fähigkeit selbstständig zu lernen und Spaß am
> Wissenszuwachs zu haben.

Beides ist notwendig. Und gerade in einer Spaß- und
Vergnügungsgesellschaft wie der unseren müssen die Schüler lernen,
daß Sich-Bildung-Aneignen auch Mühen und Anstrengung, Überwindung
kostet. "Bildung für Dummies" oder "Schulbildung in zehn Tagen" -
diese Bücher werden wohl nie geschrieben werden.

> EiPunkt warum dies in Deutschland nicht
> funktioniert ist auch die Überbewertung materieller/monetärer Werte
> gegenüber Bildung und Wissen, gepaart mit der Erkenntnis, daß häufig
> nicht der Beste oder Fähigste eine Position bekommt, sondern
> derjenige mit dem meisten Geld oder den besten Beziehungen. Wozu
> sollte man dann noch lernen?

Richtig. Und an diesem Bild arbeiten alle aus Leibeskräften mit,
sowohl der, der seine Waren verkauen will, als auch der, der sie
letztendlich kaufen will.

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