xege schrieb am 20.04.2021 10:08:
Hatte das schon so verstanden und bin voll bei Dir. Wollte nur wieder auf meinen Punkt zurück. Sorry, Menschen sind auch Egozentriker. :-|
Das mag ja sein und ist wohl auch so, daß etliche Menschen sich ihrer eigenen, oft aber auch einer fremden Egozentrik unterwerfen (die im Grunde ein Symptom des weltweit grassierenden Narzißmus ist) und Überlegungen & Handlungen in der Hauptsache dadurch motiviert werden, das künstliche Ego zu erhöhen. Doch bekümmert mich das in diesem Zusammenhang nicht weiter, weil ich erkannt habe, daß man erstens niemandem sozusagen beweisen kann, daß er ein Egoist, Narzißt, Egozentriker usw. wäre, und weil mir zweitens schon lange bewußt geworden ist, daß diese Etikettierungen nicht weiterhelfen beim Herausfinden der Möglichkeiten, dieses zutiefst menschliche Dilemma aufzulösen.
Des weiteren ist mir klargeworden, daß ich tatsächlich niemanden ändern kann, außer mich selbst. Und das gilt für jeden anderen ebenso. Wir alle, jedes einzelne Individuum sollte sich damit befassen, daß und wie es tagtäglich manipuliert wird, vor allem aber, wie und warum diese meist unbemerkte Manipulation überhaupt greift. Leider scheinen die meisten Menschen, mit denen ich bislang irgendwie zu tun hatte, allein schon die Vorstellung, sie könnten nicht sie selber sein, kategorisch abzulehnen. Traumatisiert? Ich doch nicht. Konditioniert durch Erziehung und Schule? Nee, ich hatte eine glückliche Kindheit. Überangepaßt an kapitalistische Ausbeutungsverhältnisse und -paradigmen? Was bist du denn für einer? Oder vor dem Mauerfall: Geh doch rüber, wenn's dir nicht paßt! Was, ich bin durch Werbung beeinflußbar? Nee nee, ich hab Abitur und bin Akademiker, mich kriegen die nicht. Ich soll auf Propaganda reinfallen? Nee, ich erkenn doch Putin's Propaganda, das ist doch Allgemeinwissen, darauf fall ich nicht rein. Usw. usf. etc. pp ...
Verstehen Sie, es geht gar nicht darum, sich ständig im Außen zu bewegen, zu orientieren, die eigenen Entscheidungen und Handlungen danach auszurichten, ob man irgend einem Klischee genügt. Nein, es geht darum, die eigene Verstricktheit zu erkennen und vor allem auszuhalten, daß solche Erkenntnisse massive kognitive Dissonanzen hervorrufen, die den Betroffenen dazu drängen, von der weiteren Beobachtung abzusehen. Das will ich gar nicht so genau wissen, so hört man allenthalben, wenn man Leute mit unangenehmen Zusammenhängen und Hintergrundinformationen konfrontiert.
Wenn wir dieses System – von dem der Kapitalismus nur ein Teilaspekt, ein Ausdruck ist – ständig weiter mit Energie füttern, wird es weiterhin erhalten bleiben. Dagegen sind bloße Etikettierungen oder das Geplänkel in den Politriegen, die täglichen Säue, die durch's mediale Dorf getrieben werden usw. eigentlich nur Peanuts oder besser: Ablenkungsmanöver. Deshalb habe ich versucht, die Diskussion auf eine quasi höhere Ebene zu hieven. Daß Sie nun wieder zurück, sozusagen hinunter wollen, kann ich gut nachvollziehen, führt aber nicht wirklich weiter ...