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  • :o) Dirk W.

326 Beiträge seit 01.10.2000

Nebelkerzen fordern die Medienkompetenz heraus

olephant schrieb am 6. Februar 2007 14:38

> Dem Lob kann ich mich nur anschließen.

Ich mich nicht.

> Es ist schon erstaunlich, wer
> und wieviele sich zu diesem Thema äußern, aber nicht den blassesten
> Schimmer einer hauchdünnen Ahnung von dem haben, worüber sie
> palavern.

Zum Beispiel der Autor des Artikels.

> Eine grandiose Analyse.

Mitnichten. Eher ein Beispiel für grandiose Verwirrung.

> Hoffentlich lernen dabei
> viele Medienkonsumenten, doch zunächst kritisch mit Meldungen und
> deren Inhalt umzugehen.

Ja, das wünsche ich auch. Dabei schließe ich dich und deinen
Vorposter ausdrücklich ein.

Im ersten Moment dachte ich beim Lesen des Artikels auch, dass der
Auto da einem bedenkenswerten Phänomen auf der Spur sei. Aber am Ende
des Artikels angekommen, musste ich dann doch ernüchtert feststellen,
dass der Autor sich ziemlich verrannt hatte und den Wald vor lauter
von ihm selbst aufgestellten Bäumen nicht mehr sah.
Der Autor vermischt leider verschiedene Ebenen und springt wahllos
zwischen ihnen hin und her, vorgeblich um seine These eines Hoax zu
stützen. Das tut er sicherlich in guter Absicht, aber so stolpert er
dann halt über seine eigenen Füße.

Die wichtigsten inhaltlichen Ebenen des Artikels dürften sein:
a) Das Thema "Online-Durchsuchung" ist ein medialer Hype, der auf
Missverständnissen beruht.
b) Das Thema Fraglichkeit der "Technischen Machbarkeit".

Zu a) sei angemerkt, dass die Begriffe "Online-Durchsuchung" und
"Bundestrojaner" selbstredend zur sprachlichen Vereinfachung
eingeführt wurden. Dass deren technische Bedeutung mehr oder weniger
schwammig ist, darüber braucht man sich nicht weiter zu unterhalten.

Dessen ungeachtet wären eben *auch* Online-Durchsuchungen und
Bundestrojaner von dem geplanten Verfassungsschutzgesetz abgedeckt,
weil in den entsprechenden Paragrafen eben *keine* explizite
Anwendungsbeschränkung getroffen wird: "sowie der heimliche Zugriff
auf informationstechnische Systeme auch mit Einsatz technisches
Mittel."

Anfangs behauptet der Autor auf der "Medienhype"-Ebene, dass solche
Mittel wie ein wie auch immer gearteter "Bundestrojaner" weder
existiere, noch jemals existieren werde; am Ende des Artikels
schreibt er - auf der "Technischen Machbarkeit"-Ebene dann plötzlich
von der schweizer Spionagesoftware, die genau das tut, was angeblich
nicht geht. Nur, dass er das Argument aus Sicht eines Pro-Linuxers an
der späteren Stelle lediglich für ein primitives Windows-Bashing
verwendet, ohne dabei einzugestehen, dass er seiner anfänglichen
These damit den Boden unter den Füßen weggezogen hat.

Selbstverständlich ist es möglich, sich seinen Rechner so
einzurichten, dass ein Eindringen von außen nahezu unmöglich wird.
Aber erstens ist das eine völlig andere Frage, die mit dem "Hoax" an
sich nichts zu tun hat, und zweitens hält das Juristen, Politiker und
Ermittlungsbehörden nicht davon ab mit ihrem geballten technischen
Unverstand Mittel zu fordern, die sich aus technischer Sicht als
beschränkt einsetzbar erweisen werden.

Und schließlich ist das Hochstilisieren des Themas zu einem
angeblichen medialen Hirngespinst durch den Autor ja spätestens mit
dem Urteil des BGH (http://www.heise.de/newsticker/meldung/84776) von
der Realität widerlegt worden. Der BGH wird sich ja wohl kaum so
ausführlich einem Hirngespinst widmen.

Gruß,
:-)  Dirk

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