Auch wenn es so sein sollte, wie es im Artikel steht, und der
Auslöser für die aktuelle Aufregung nur eine urban legend sein
sollte, hat sich das Thema bereits verselbstständigt. Und die
Frage, ob es technisch möglich sein sollte bzw. welcher Aufwand
zu treiben ist, um auch auf Rechnern privater Nutzer kontrollie-
ren zu können ist mittlerweile nebensächlich.
Wichtig ist aus meiner Sicht(!), dass sich die Politik einge-
schaltet hat und sich eine gesellschaftliche Wertediskussion
entwickelt hat. Daraus erwächst ein Selbstverständnis, was gut
und was böse ist bzw. wie weit die Befugnisse des Staates prin-
zipiell gehen sollen. Sollten sich aus dieser Diskussion dann
Gesetze ergeben, die diese Art von Abhören gestatten, dann
kann immer noch überlegt werden, ob und wie man das realisie-
ren könnte.
Sich hinzustellen und zu behaupten "Missverständnis", "Hoax",
"Zeitungsente", "technisch unmöglich" ist spätestens dann
irrelevant, wenn die Annahmen - uns seien sie noch so falsch -
zu konkreten Gesetzen führen, die recht langlebig sind. In 5,
10 oder 20 Jahren können diese dann zu völlig anderen Konse-
quenzen führen können, als wir es uns gegenwärtig vorzustel-
len imstande sind. Jedem, der ein paar Jahre im IT-Umfeld
unterwegs ist/war, sollte die Dynamik dieser Branche klar
sein. Die IT "im Ganzen" wird sich den Gesetzen natürlich
unterordnen (müssen) und somit kommt es wahrlich nicht auf
die aktuellen technischen Möglichkeiten an, die vermutlich
wirklich viel begrenzter sind, als es angesichts der Diskus-
sion zu erwarten wäre. Der Attraktor ist somit aber gerade
nicht die Technologie und deren Entwicklung sondern das
Selbstverständnis der staatlichen Administration. Entspre-
chend ist es sehr wohl von großer Bedeutung, dass die Admi-
nistration eine Rückmeldung aus der Öffentlichkeit bekommt,
was akzeptabel, was inaktzeptabel und was als Verrat empfun-
den wird.
Wenn ein Lauschangriff prinzipiell erlaubt ist, aber Aufla-
gen ihn soweit unpraktikabel machen, bis der Aufwand mit
wirklich großen und fundierten Ermittlungen zu rechtfer-
tigen ist, dann ist (IMO) auch eine derartige Bespitzelung
nicht unvernünftig. Wichtig ist dabei halt die Wahrung demo-
kratischer Grundwerte, entsprechend dürfen solche Maßnahmen
nicht von einem Dorfpolizisten angeordnet werden (auch wenn
ds zukünftig sogar technisch denkbar wäre), jeder Einzelfall
muss geprüft und richterlich genehmigt sein und nach Ab-
schluss der Maßnahme müssen die Ergebnisse mit nachweis von
Erfolg/Misserfolg veröffentlicht werden. Solange das nicht
gegeben bzw Praxis ist, bin ich strikt gegen derartige Maß-
nahmen. Andererseits sollten auch diejenigen, die nachweis-
lich(!) eklatant gegen unsere Werte verstoßen auch damit
rechnen müssen, das große Geschütze gegen sie aufgefahren
werden. Die Demokratie soll schließlich bleiben und muss
ihre Werte auch verteidigen können.
Gruß,
HM
Btw.: Nur weil man einen Router und ubuntu verwendet soll-
te man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen:
1.
Wie gut kennt man alle Code-Review-Prozesse aller Pakete
die man installiert hat? Ein schickes neues OS-Projekt mit
einigen nicht ganz offensichtlichen Fehlern kann schon ein
prima Türöffner sein. Ein apt-get install und schon isses
passiert.
2.
Wie schaut's mit so netten Kleiigkeiten wie Skype, den
proprietären GrKa-Treibern, dem Acrobat-Reader o.ä.
Tools aus? Wer kennt den Source und was kann man machen,
außer dem Hersteller zu vertrauen?
Auslöser für die aktuelle Aufregung nur eine urban legend sein
sollte, hat sich das Thema bereits verselbstständigt. Und die
Frage, ob es technisch möglich sein sollte bzw. welcher Aufwand
zu treiben ist, um auch auf Rechnern privater Nutzer kontrollie-
ren zu können ist mittlerweile nebensächlich.
Wichtig ist aus meiner Sicht(!), dass sich die Politik einge-
schaltet hat und sich eine gesellschaftliche Wertediskussion
entwickelt hat. Daraus erwächst ein Selbstverständnis, was gut
und was böse ist bzw. wie weit die Befugnisse des Staates prin-
zipiell gehen sollen. Sollten sich aus dieser Diskussion dann
Gesetze ergeben, die diese Art von Abhören gestatten, dann
kann immer noch überlegt werden, ob und wie man das realisie-
ren könnte.
Sich hinzustellen und zu behaupten "Missverständnis", "Hoax",
"Zeitungsente", "technisch unmöglich" ist spätestens dann
irrelevant, wenn die Annahmen - uns seien sie noch so falsch -
zu konkreten Gesetzen führen, die recht langlebig sind. In 5,
10 oder 20 Jahren können diese dann zu völlig anderen Konse-
quenzen führen können, als wir es uns gegenwärtig vorzustel-
len imstande sind. Jedem, der ein paar Jahre im IT-Umfeld
unterwegs ist/war, sollte die Dynamik dieser Branche klar
sein. Die IT "im Ganzen" wird sich den Gesetzen natürlich
unterordnen (müssen) und somit kommt es wahrlich nicht auf
die aktuellen technischen Möglichkeiten an, die vermutlich
wirklich viel begrenzter sind, als es angesichts der Diskus-
sion zu erwarten wäre. Der Attraktor ist somit aber gerade
nicht die Technologie und deren Entwicklung sondern das
Selbstverständnis der staatlichen Administration. Entspre-
chend ist es sehr wohl von großer Bedeutung, dass die Admi-
nistration eine Rückmeldung aus der Öffentlichkeit bekommt,
was akzeptabel, was inaktzeptabel und was als Verrat empfun-
den wird.
Wenn ein Lauschangriff prinzipiell erlaubt ist, aber Aufla-
gen ihn soweit unpraktikabel machen, bis der Aufwand mit
wirklich großen und fundierten Ermittlungen zu rechtfer-
tigen ist, dann ist (IMO) auch eine derartige Bespitzelung
nicht unvernünftig. Wichtig ist dabei halt die Wahrung demo-
kratischer Grundwerte, entsprechend dürfen solche Maßnahmen
nicht von einem Dorfpolizisten angeordnet werden (auch wenn
ds zukünftig sogar technisch denkbar wäre), jeder Einzelfall
muss geprüft und richterlich genehmigt sein und nach Ab-
schluss der Maßnahme müssen die Ergebnisse mit nachweis von
Erfolg/Misserfolg veröffentlicht werden. Solange das nicht
gegeben bzw Praxis ist, bin ich strikt gegen derartige Maß-
nahmen. Andererseits sollten auch diejenigen, die nachweis-
lich(!) eklatant gegen unsere Werte verstoßen auch damit
rechnen müssen, das große Geschütze gegen sie aufgefahren
werden. Die Demokratie soll schließlich bleiben und muss
ihre Werte auch verteidigen können.
Gruß,
HM
Btw.: Nur weil man einen Router und ubuntu verwendet soll-
te man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen:
1.
Wie gut kennt man alle Code-Review-Prozesse aller Pakete
die man installiert hat? Ein schickes neues OS-Projekt mit
einigen nicht ganz offensichtlichen Fehlern kann schon ein
prima Türöffner sein. Ein apt-get install und schon isses
passiert.
2.
Wie schaut's mit so netten Kleiigkeiten wie Skype, den
proprietären GrKa-Treibern, dem Acrobat-Reader o.ä.
Tools aus? Wer kennt den Source und was kann man machen,
außer dem Hersteller zu vertrauen?