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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Du hast in einen Spiegel geblickt

Angstroem schrieb am 8. März 2012 15:37

> Hier werden allen Ernstes Alltagsnichtigkeiten (und 20km/h schneller
> wo 120km/h vorgeschrieben *ist* i.a. eine Nichtigkeit, sofern nicht
> Gefährdung damit einhergeht) als Rechtfertigung für eine korrupte,
> maßlose Regierungskaste angeführt?

Genau über diese Auffassung habe ich in einem Parallelbeitrag
geschrieben.

> Der Schüler, der in der Schule mal spickt, ist die Wurzel allen
> Übels? 

Das hast Du wohl gründlich mißverstanden.

Interessant an dieser Auflistung ist nicht das Spicken, sondern die
Beurteilung des Spickens durch die Menschen im Vergleich mit anderen
Schummeleien. Ist es nicht interessant, daß man fremde Schwarzarbeit
so gut wie gar nicht (6%)durchgehen lassen will, für Schwarzarbeit
aber, wenn sie das eigene Wohl betrifft, ein Vielfaches (42%) an
Zustimmung besteht?

> Oder die Schwarzarbeit, wohlgemerkt nicht die organisierte
> Schwarzarbeit sondern die individuelle, wo man dem Heizungsbauer dann
> mal die Kohle so zuschiebt, anstatt den Betrag mit 100% zu
> beaufschlagen, damit dann auch entsprechend erst MWSt und dann
> Lohnsteuer abgeführt werden können, zusätzlich von
> Zwangssozialabgaben, bei denen im Leistungsfall die Menschen um ihre
> Rechte vor Gericht kämpfen müssen?

Ich kann keinen grundsätzlichen Unterschied erkennen, vor allem nicht
bei Deiner seltsamen Unterscheidung von "organisiert" und
"individuell". Jeder möchte einen finanziellen Vorteil für sich
herausschlagen. Die Unterschiede bestehen lediglich in den
verschiedenen Ausgangspositionen; in den Dimensionen von dem, was man
zu bieten (bzw. zu ergattern) hat.

> All das ist der Grund, wieso sich jemand, der ohnehin schon mit
> etlichen 1000€ pro Monat vom Steuerzahler alimentiert wird, noch
> nebenher dick das Geld reinschieben läßt, um schließlich aus dem Amt
> gejagt zu werden und nicht mal *dann* kapiert, wie maßlos er war,
> sondern stattdessen nochmal extra einen draufsetzt?

> Herr Autor, Sie haben ein sehr seltsames Weltbild.

Das Entscheidende ist, daß Du kein Entscheidungsträger bist. Niemand
wird an Dich herantreten und Dir Gelder zahlen, damit Du ihm einen
Vorteil verschaffen kannst - denn dazu bist Du nicht in der richtigen
Position.

Ich gehe sogar noch weiter: Jeder, der kleine Schummeleien oder
Schwarzarbeit  im Privaten gutheißt, ist prädestiniert dafür, sich
ebenso wie die "korrputen Politiker" zu verhalten, würde er in die
entsprechede Situation kommen. In einer Welt, in der materieller
Wohlstand als das erstrebenswerte Ideal gilt, ist die Versuchung für
jeden groß, der diesem Ideal nachläuft. Wer würde da nicht schwach
werden?

Und noch eines: Weshalb hast Du unterschlagen, daß Korruption ein
Geschäft auf Zweiseitigkeit ist? Dir fallen immer nur nur die
maßlosen, gierigen Geldnehmer ein, aber niemals die nicht minder
maßlosen, gierigen Geldgeber.

Soweit zum Thema "seltsames Weltbild".

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