Stephan Schleim schrieb am 20.05.2016 17:51:
Mein Bild vom Feminismus ist ein anderes. Viele Frauen haben hervorragende Analysen der gesellschaftlichen Verhältnisse geliefert. Man denke an Simone de Beauvoirs Meisterwerk; ein Augenöffner war mir auch das TP-Interview mit Christine Bauer-Jelinek ("Eindeutig ein Stellvertreterkrieg", http://www.heise.de/tp/artikel/38/38368/1.html) sowie danach ihr Buch "Der falsche Feind - Schuld sind nicht die Männer" (2012).
Man kann sich ähnlich wie in einer wirren Religion immer seine Propheten heraussuchen oder ablehnen - typischer Satz "das ist doch gar kein Feminismus". Anything goes, beweisbar ist alles. Man kann auch umgekehrt katastrophale Analysen feministischer Frauen und Männer endlos auflisten: Andrea Dworkin, Catharine MacKinnon, ein Frl. Schwarzer, ein oft gedrucktes Manifest einer Valerie Solanas, Michael Kimmel, Germaine Greer, Michael Flood, Shulamith Firestone und tausende weitere.
Ebenso Beauvoirs zuweilen kluge Sätze - und gleichzeitig die bis heute katastrophal-grandiose Fehlaussage von ihr in ihrem Hauptwerk mit weitreichendster Bedeutung, Geschlechter seien reine soziale Konstrukte. Das brennt bis heute Schneisen in die Gesellschaft. Zäh ignoriert wird der Satz und seine dahinterstehenden Gedanken mit grosser Konstanz jedoch immer dort, wo es Privilegien für Frauen zu verteidigen gibt - Sorgerecht, das gesamte Familienrecht, Wehrpflicht, Gewaltschutzgesetz, Strafrecht, Umgang mit psychischen Krankheiten....
Dieses Wissen ist für Frauen wie Männer wichtig. Darum schreibe ich; und in der festen Überzeugung, dass gesellschaftliche Verbesserungen nur gemeinsam möglich sind, nicht im (oft sinnlosen) Kampf gegeneinander.
Wenn dafür ein Fenster offen gewesen wäre, dann bis vor etwa zehn Jahren. Seither tröpfelt und strömt zumindest die Seite der Männer Richtung opt out und nicht mehr Richtung "gemeinsam". Ein Effekt, der in Japan zuerst beschrieben wurde, auch längst in anderen Ländern Asiens stark angewachsen ist, insbesondere Südkorea. In den USA siehe "Men on strike", in Europa ist Grossbritannien am weitesten und wird dort auch explizit thematisiert. Ist doch erfreulich in manchen Punkten, solche Männer belästigen garantiert keine Damen, vielleicht schaffen es dann die nächsten Verschärfungen des Sexualstrafrechts (wie sie Grüne, LINKE und AfD einmütig fordern) uns doch noch zu Kriminellenund Vergewaltigern zu machen.
Nun ja, "Sand ins Getriebe" ist für mich kein Selbstzweck.
Das ist es nie. Es geht ja nicht darum, neues Leid zu erzeugen, sondern Veränderungsdruck. Den erzeugt man niemals mit Konzilianz und alles wie geschmiert laufen lassen, sondern indem man Kosten produziert, Folgen öffentlicher Schwachsinnigkeiten zurückspiegelt.
Zwar nicht im Unterhaltsrecht, doch im Verwaltungsrecht habe ich eine größere Sache durch alle Instanzen bis zum obersten Verwaltungsgericht gefochten und gewonnen. Das hat sehr viel Kraft gekostet, war aber auch sehr lehrreich. Was das eigentlich gebracht hat, werde ich wohl erst in ein paar Jahren wissen.
Wahrscheinlich hat es auch viel Geld gekostet, Anwaltskosten. Ausser, man kann dafür Verfahrenskostenhilfe verbrennen :-)