Twistie2015 schrieb am 20.05.2016 12:28:
4. Gewalt nicht als legitimes Mittel verstehen
... "tritt ihm halt in die Eier, dann versteht er schon, dass er Scheiße gebaut hat" ...
Hier möchte ich mal meine Erfahrung mit dieser Art der "Erziehung des Partners" teilen und ein paar eigene Gedanken liefern, warum Gewalt gegen Männer ein größeres Dunkelfeld darstellen kann. Achtung, es geht ausdrücklich nicht um sexuelle Gewalt.
Als ich im Alter zwischen 16 und 18 Jahren war, hielt meine damalige Freundin es für durchaus legitim, mir mit einem solchen Tritt zu verstehen zu geben, dass ihr eine Äußerung meinerseits nicht gefiel. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, was ich genau gesagt hatte. Es waren eher schlechte Scherze, auch um sie herauszufordern, z.B. einfach um zu sehen, ob sie eifersüchtig wäre, also ein indirekter Liebesbeweis.
Es war nicht nur ein Tritt, es kam mit guter Regelmäßigkeit vor und bei doch eher kleinen Anlässen, zumindest nach meinem Dafürhalten. Und es war durchaus schmerzhaft, mag sie auch nicht mit voller Kraft getreten haben.
Anfangs habe ich das, mein eigenes Fehlverhalten anerkennend, auch über mich ergehen lassen. Ich habe zumindest verstanden, dass sie sich verletzt fühlte - was ja, s.o., in gewisser Weise das Ziel war - und mich dies spüren lassen wollte. Ich war, um ehrlich zu sein, manchmal ein richtiges Arschloch. Gut, ist jetzt die Frage, ob mein Verhalten nach "heutiger Sicht" schon als "psychische Gewalt" gewertet würde.
Es nahm dann aber überhand. Wenn ich einen bösen Blick ignorierte, der mir zu verstehen geben sollte, dass ihr z.B. die Wochenendplanung meiner Freunde und mir nicht gefiel, dann war die nächste Eskalationsstufe eben ein solcher Tritt. Übrigens geschah das, soweit ich mich erinnere, immer "öffentlich", also im Beisein der ganzen oder Teilen unserer Clique.
Irgendwann war es mir dann zu viel und es gab heftigen Streit, ausschließlich verbal wohlgemerkt. Die Beziehung stand zur Disposition. Dabei kam auch zum Vorschein, dass sie nicht im Ansatz eine Vorstellung davon hatte, wie schmerzhaft das wirklich ist. Danach gab es, glaube ich mich zu erinnern, noch zwei oder drei solcher Tritte aber schlussendlich hörte sie damit auf; das mögliche Ende der Beziehung war eine wirksame Abschreckung.
Und es wäre mir auch im kühnsten Traum nicht eingefallen, in irgendeiner Form rechtlich dagegen vorzugehen.
Langer Rede, kurzer Sinn: auch nach meinem heutigen Verständnis, sehe ich mich nicht als Opfer. Ich habe keine Narben davongetragen, weder körperliche noch psychische. Bei Befragungen der Art, wie sie im vorliegenden Artikel beschrieben werden, müsste ich aber mit "Ja" auf die Frage antworten, ob ich schon einmal Gewalt in einer Beziehung erfahren hätte. Damit wäre ich automatisch Opfer, im Gegensatz zu meinem Selbstbild.
Das bringt mich zu dem oben erwähnten vermeintlich größeren Dunkelfeld bei den männlichen Opfern. Ich schließe jetzt von mir auf die Allgemeinheit und behaupte ein Großteil von Männern hat ähnliches schon erlebt, wenigstens einen Tritt zw. die Beine, fühlt sich deswegen aber längst nicht als Opfer und hängt es schon gar nicht an die große Glocke. Mann kann in der Tat mehr wegstecken und ist sich nicht einmal bewusst, dass er auch eine Selbstdarstellung als Opfer wählen könnte. Oder, dass ihm die Entscheidung der Fragesteller abnehmen kann.
Und nun projiziere ich das mal auf diese Opfer-sind-Frauen-Debatte. Da wird eine Agenda gefahren, mit der sich die vermeintlichen Opfer nicht unbedingt identifizieren müssen. Nur weil sie wahrheitsgemäß eine Frage beantwortet haben und ihnen damit in den Mund gelegt wird, dass sie Opfer sind, heißt das längst nicht, dass sie das selbst auch so sehen.
Ich meine: "Nachpfeifen, schmutzige Bemerkungen oder angestarrt werden" sind sexuelle Belästigung?! Dann würde ich sagen, dass jede halbwegs attraktive Frau, die schon einmal an einer Baustelle vorbeigegangen ist, "Opfer" ist. Und so mancher Pfiff hat auch schon ein Lächeln der Bepfiffenen als Reaktion hervorgerufen. Das ist ein Kompliment, wenn auch plump, aber keineswegs eine Belästigung.
Wenn das so weiter geht und das Sexualstrafrecht, so wie jetzt geplant, ausgeweitet wird, dann muss Deutschland aussterben, denn jedwede Form der sexuellen Werbung dem gebärfähigen Geschlecht gegenüber wäre mit Freiheitsstrafe bedroht.
My 22¢ ;)