Twistie2015 schrieb am 20.05.2016 21:18:
Zynischer Beobachter schrieb am 20.05.2016 20:55:
Nein, Gewalt, ob nun physischer oder psychischer Natur, hat in meinen Augen noch nie Konflikte lösen können. Der Stärkere gewinnt, das ist alles. Die Ursachen des Konflikts werden so nur unterdrückt.
Ich finde nur, man sollte nicht unbedingt jeden tätlichen Übergriff (klingt auch zu brutal dafür) als Gewalt zur Lösung eines Konfliktes bezeichnen. Was ist dann beispielsweise mit der viel zitierten schallenden Ohrfeige, die Frau ja gerne mal austeilt?das sehe ich genauso als Körperverletzung an, egal ob nun zur Konfliktlösung gedacht oder als Machtinstrument oder als Frustrationsablass.
Und wer nicht ganz blöd ist, der sollte wissen, dass ein Tritt, egal in welche Körperregion, Schmerzen verursacht. Bedauerlich ist, dass der Tritt zwischen die Beine, gerne auch ausgeführt von Frauen, gerade auch in der Öffentlichkeit, eher komödiantisch angesehen wird oder gar bejubelt wird wenn nur der Empfänger der Körperverletzung aus welchem Grund auch immer genug unankzeptabel erscheint.
So auch z.B. bei Big Bang Theory usw.
In anderen Filmen wird die von dir erwähnte Ohrfeige geradezu als Standard angesehen, das ist dann kaum eine Erwähnung wert - ich stelle mir in solchen Situationen immer vor wie es wäre, wenn der Film eine genau gegensätzliche Konstellation hätte. Also z.B. kommt in BBT dann der sexy Typ zu einer dicklichen Onlinespielerin und sagt "gib die virtuellen Sachen frei, sonst trete ich dir zwischen die Beine/auf den Busen" oder z.B. der Herr in der Serie dauernd, egal wie berechnend, kaltherzig usw. die Frau ist, ihr Ohrfeigen gibt.
Interessanter Gedankengang, aus der Warte hatte ich es noch nicht betrachtet.
Gewalt, auch sexuelle Gewalt, gegen Männer, hat in Filmen oft eher komödiantischen Character und wird ja auch im realen Leben oft eher mit Amüsement bedacht.
Ja, so in etwa war auch die Reaktion im Freundeskreis. Aber Gegenfrage, wenn das vermeintliche Opfer keine Probleme damit hat, ist es dann wirklich ein Opfer?
Ist ein bisschen wie die Frage nach dem Baum, der im Wald umfällt. Macht er ein Geräusch, wenn keiner da ist, um es zu hören?
Interessant finde ich, dass du physische Gewalt erfahren hast, die aber imho eher lässig abtust und die Beziehung an sich ok findest, während du die Beziehung der Tante, die ja auch auf der Akzeptanz von Gewalt basiert bzw. darin mündet, nicht nachvollziehen kannst.
Nachdem was ich so mitbekommen habe, kam es irgendwann durch Zufall bei der Familie raus. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch und leidet wirklich, hat sichtbare Verletzungen etc. Und wenn die dann so darüber reden, sieht sie auch, dass sie Opfer der Gewalt ist. Ich sehe da wirklich eine traumatisierte Frau in den Beschreibungen meiner Bekannten. Und trotzdem kann sie nicht ohne ihn, glaubt das zumindest.
Bei mir war das eher harmlos, die andern Mädels hatten halt ihren kurzen Lacher, die Jungs ein paar dumme Sprüche und spätestens nach ner halben Stunde war der Schmerz ja weg und wir hatten uns wieder ehrlich lieb. Das halte ich also nicht für vergleichbar. Und ich hätte sie auch wirklich verlassen, wenn das so weiter gegangen wäre. Aber sie hat ja aufgehört. Die Beziehung ging dann noch eine ganze Weile weiter, ohne Gewalt.
Vielleicht denkt sie ja auch oder sieht es so, dass sie ein Arschloch ist und es daher okay ist, dass es mal Schläge gibt, die Konflikte werden ja anders gelöst bzw. entstehen erst, wenn der geschlagene oder der, der den Tritt in die Eier bekommt, sein Handeln nicht ändert.
OK, die Vorlage habe ich wohl selbst geliefert. :)
Aber hey, ich sprach von einer eher harmlosen Ohrfeige, erhältlich für, sagen wir, einen unwillkommenen Kuss oder zu frühes Anfassen beim Anbandeln z.B., evtl. auch als reiner Reflex. Hände hoch, peinlich berührt entschuldigen und verschwinden. Sollte ich ein Signal falsch gedeutet haben oder eins gesehen wo keins war, dann ziehe ich eine Ohrfeige der Staatsgewalt doch vor. Letztere ist ja auch Gewalt, nur eben staatlich sanktioniert. So herrscht dann ja Gleichstand. Mir könnte sexuelle Belästigung vorgeworfen werden, ihr Körperverletzung oder tätlicher Angriff. Man kann dann sagen, das beide quitt sind oder die Mühlen der Justiz anlaufen lassen, was ich für Overkill halten würde.
Aber anders herum hast Du recht, wenn Du sagst, dass die gleiche Reaktion eines Mannes bei umgekehrten Vorzeichen in unserer Gesellschaft nicht zulässig wäre. Ein Mann, der eine Frau aufgrund einer nicht willkommenen sexuellen Avance ohrfeigt, kann nur verlieren. Das wäre dann total unamüsant. Nur, was dann? Ich hätte keine Lust wegen Kleinigkeiten der Art, die Staatsgewalt zu bemühen.