Joshi schrieb am 20.05.2016 11:51:
So gesehen könnte man meiner Meinung nach den Blickwinkel des aktuellen "Nein heisst Nein"-Slogans auch mal umdrehen und stattdessen als etwas böse Anspielung darauf stattdessen sagen:
"Nur Nein heisst nein - also sprich es in Deinem eigenen Interesse explizit aus, denn manche Menschen werden es anders schlicht nicht verstehen!"
Das sehe ich auch als ein Problem dabei an - es wird praktisch gespielt aber gehofft bzw. gedacht, dass der andere mitspielt. Ein "neee, heute nicht" ist ein Spiel, es wird gesagt "heute nicht" aber gemeint "nein! niemals" und es wird einfach gedacht, der andere spielt das gleiche Spiel.
Der kann aber ein ganz anderes Spiel spielen weil er ja ein Verhalten ganz anders interpretiert.
Das ist dann wieder das loriotsche Verhalten, das er imho sehr schön darstellte.
Beispielsweise bei dem Sketch mit dem Kleid, bei dem er nur verlieren kann.
Bei dem "oft fragen" gibt es übrigens noch viele weitere Fallstricke:
je nach Befragter oder Befragtem kann ja ein "nein" durchaus auch heißen "aber bemüh dich weiter".
Oftmals ist das Beharren ja auch ein Zeichen für Interesse und das Konkurrieren um jemanden ist ja oft eben auch Teil des Spieles. Z.B. wenn jemand zeitgleich mehrere Menschen kennenlernt, die er interessant findet und die dann um ihn konkurrieren damit er sich entscheidet. Eigentlich eher peinlich - habe ich auch mal gemacht weil der Typ zeitgleich mit mir auch noch jemand anderen toll fand und so dann eine Art Schaulaufen begann. Warum eigentlich? Statt die Federn zu spreizen hätt ich sagen sollen "okay, wenn du dich entschieden hast, melde dich" und das Spiel gar nicht erst mitzumachen.
Oder es gibt Beziehungen, in denen erst nach langer Zeit aus Freundschaft eine Liebschaft wurde weil er nicht aufgab oder sie nicht aufgab usw. usf. Oder die dadurch zustandekamen, dass er/sie überhaupt nicht aufgab und immer wieder fragte.
All das würde so ja doch als Belästigung gelten können und daher flachfallen.
Ich denke, das "nein heißt nein" könnte manchen Menschen noch arg auf die Fueße fallen.
- Du, wollen wir mal einen Kaffee trinken gehen?
- na, ich weiß nicht.
- okay, wenn du es dir anders überlegst oder dich entschieden hast, melde dich.
- duuuuu, ich hätt schon Lust auf Sex.
- ich bin aber zu müde
- okay, falls du dich umentscheidest, gib Bescheid
- sag, wollen wir heute Abend weggehen?
- ach, ich weiß nicht, ich glaub, ich bin zu schlapp
- okay, sag was, wenn du dich umentscheidest, ansonsten geh ich allein
Das Leben besteht doch oft auch aus Umentscheiden, Überredetwerden, sich selbst überwinden und etwas tun, von dem man anfangs sagte "nö" usw.
"nein heißt nein" widerspricht letztendlich dem Leben, finde ich.
Dabei geht es ja nicht um Gewalt, Zwang, Drohung usw, aber wenn du dir z.B. mal den Film "Mondsüchtig" anschaust, da gibt es da eine sehr schöne Szene zwischen zwei alten Menschen. Er geht zu seiner Frau, die im Nachthemd im Bett liegt und macht irgendein unbeholfenes Kompliment und nähert sich ihr und sie sagt "nein, geh weg...", lacht aber, so dass klar ist, dass "nein" hier eben nicht auch wirklich "nein" heißt.