Zynischer Beobachter schrieb am 20.05.2016 16:37:
Und sobald ich Artikel lese, in denen konsequent von "sexualisierter" Gewalt geschrieben wird, wenn Vergewaltigung und sexuelle Nötigung gemeint ist, stelle ich mir unweigerlich die Frage, ob die Autoren wirklich wissen, was sie da schreiben, oder nur mit Schaum vorm Mund einfach in die Tasten hauen, um auch mal mitzureden. Ich tendiere zu letzterem und nehme derlei Geschreibsel überhaupt nicht ernst.
ein guter und wichtiger Kommentar. Ich möchte diesbezüglich noch etwas hinzufügen.
1. Vergewaltigung wird oft auch nicht einmal als sexueller Akt im Sinne von "ich will Sex haben" ausgeübt (wie du ja auch schreibst), sondern z.B. als Akt, der andere betrifft, z.B. um die Kraft von Kriegsführenden zu schwächen weil diese durch den an der Frau ausgeübten Gewaltakt geschwächt werden (ich habe versagt und Frau X nicht beschützt)
um auch durch ggf. auf diese Weise gezeugte Nachkommen, die "halb Feind sind", den anderen zu schwächen
um gerade auch in Bezug auf Ehre und ähnliche Konstrukte die ganze Familie zu schwächen
2. Vergewaltigung ist oft auch in Beziehungen weniger rein sexuell, sondern extrem machtkonzentriert, sie soll dazu dienen, egal ob gegenüber dem Partner oder den Kindern ausgeübt, die eigene vermeintliche Macht zu zementieren indem der Körper auch "übernommen" und penetriert wird. Gleiches gilt ja auch für die Vergewaltigung in Gefängnissen, die bedeutet "du gehörst mir, ich komme in deinen Körper rein, wann immer ich will"
Zur sexuellen Nötigung:
gerade in Bezug auf den "Antanztrick", ich spreche nicht von dem in anderen Ländern stattfindendenden "wir gehen alle los und belästigen Frauen"-Ding, sondern von einem "ich lenke x ab und klaue x" hat die sexuelle Komponente oft schlicht und ergreifend einen untergeordneten Rang. Männer wie auch Frauen reagieren meist aber geschockt, Frauen insbesondere, wenn sie an der Intimregion angefasst werden, so dass es gewährleistet ist, dass sie dann nicht darauf achten, ob etwas gestohlen wird. Das kann also auch bedeuten, dass letztendlich hier der Griff zur Brust oder zwischen die Beine nur aus reiner Berechnung stattfindet, er kann also durchaus auch einfach einer reinen Rechnung "was lenkt x genug ab" entsprungen sein.
Dann wäre die sexuelle Komponente hier imho aber wenig gegeben. Ich finde weiterhin, dass im Bereich der Sexualität viel vermengt wird - egal ob Pädophilie mit sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen gleichgesetzt wird, die Dokumentation sexueller Gewalt gegenüber oder vor Minderjährigen mit Kinderpornographie gleichgesetzt wird oder aber derjenige, der dir sozusagen sabbernd an die Brust greift mit dem, der die an die Brust greift um dabei nichts zu fühlen, aber die Gunst der Stunde nutzend deine Brieftasche klaut, gleichgesetzt wird.
Mehr Differenzierung wäre notwendig, aber dazu reichen wohl in Zeiten des Internet die Zeilenlängen nicht.