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  • Stephan Schleim

mehr als 1000 Beiträge seit 27.01.2005

Vielen Dank für die Erfahrungen!

haschmich schrieb am 20.05.2016 12:30:

Das dient alles nur dazu, dass sich die Leute mit solchen treubraven Beschäftigungen abarbeiten. Es kanalisiert Energie in die Irrelevanz hinein. Während wir jahrelang Statistiken besprechen, beschliesst der Bundestag völlig unberührt von jeder Kompetenz wie in einem Wahntraum…

In etwa zeitgleich mit meinem Artikel erschien ja der Arno Kleinebeckels, in dem es um die Frage geht, inwiefern die BRD ein Obrigkeitsstaat nach dem Modell der SED geworden ist: "Wir wollen unser Land zurück" http://www.heise.de/tp/artikel/48/48296/1.html

In gesellschaftskritischen Gesprächen höre ich hin und wieder den Hinweis, wie toll es sei, sich offen über solche Themen austauschen zu können (anders als vielleicht in China oder Russland). Tja, doch mit dem Sprechen allein ändert man die Welt oft nicht...

Es gibt ja inzwischen genügend Berichte darüber, dass die vom Parlament verabschiedeten Gesetze allenfalls formal die Ergebnisse einer Diskussion sind. In der Praxis schreibt die Parteiführung die Entscheidung vor und lädt in einem Ausschuss jede Fraktion genau diejenigen Sachverständigen ein, die die Meinung der Parteiführung repräsentieren.

An Hochschulen, etwa bei Stellenvergaben, Evaluationen usw., funktioniert das oft genauso.

Die Entscheidung ist dann nicht etwa das Ergebnis einer Debatte, sondern die Debatte ist das Ergebnis der vorweggenommenen Entscheidung; es ist eine Art Theateraufführung.

Herr Schleim, wenn Sie eines Honorars wegen so schreiben, machen Sie weiter. Wenn Sie es tun, um Meinungen zu verbreiten, etwas zu erreichen, eine Diskussion sachlich zu führen, dann lassen Sie es, das ist Zeitverschwendung und frustriert über kurz oder lang.

Ich schreibe vor allem, weil es mir Spaß macht; ebenso wie das Diskutieren hier.

In meinem Blog ("Menschen-Bilder") hatte ich im Zeitraum 2008-2014 ca. 150 Beiträge mit rund 5000 Kommentaren. Das hat auch Spaß gemacht, ja, aber in der Konsequenz im Sinne einer Debattenkultur oft nichts gebracht.

Indem eine Seite sachlich bleibt, wird eine Diskussion noch nicht sachlich. Im Gegenteil, während Sie Zahlen zählen und sich an Fakten abarbeiten, freut sich der unsachliche Teil über die freie Bahn. Unbremsbar.

Ich weiß nicht, ob ich Ihren Pessimismus teile.

Denken wir an die Kritik an der Ukraineberichterstattung zurück. Während ein Teil der Journalistinnen und Journalisten den Kopf in den Sand gesteckt hat, hat sich ein anderer Teil damit auseinandergesetzt – auch wenn es lange dauerte.

Im Ergebnis denke ich schon, dass wir heute in einer anderen Welt leben, als wenn damals niemand widersprochen hätte.

Steigt aus den Zahlen aus. Und aus vielem Anderen, das nur dazu da ist, euch das Leben, Geld und Energie zu klauen. Nehmt euch selbst wieder ernst. Rennt nicht gegen Lügen an, umgeht sie. Gerne auch destruktiv. Lasst euch nicht einspannen und nicht mit "sachlichen Diskussionen" blockieren.

Würden Sie diesen Absatz noch etwas ausführlicher Erklären?

Ein schönes Zitat von einer inspirierenden Feministin: Erst werden sie dich auslachen; dann werden sie böse auf dich werden; dann werden sie sehr lange schweigen; und schließlich werden sie sagen, dass es schon die ganze Zeit ihre Meinung gewesen sei.

Aus einem Artikel von mir in einem anderen Blog: "Aletta Jacobs – A Dutch Feminist" http://mindwise-groningen.nl/aletta-jacobs-a-dutch-feminist/

Denken Sie daran, wie lange Frauen beispielsweise für das Wahlrecht kämpfen mussten.

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