Weniger Auto ist sicherlich wünschenswert, aber dafür braucht es auch praktikable Lösungen. Einfach nur "verbieten und der Pöbel soll zusehen, wie er auf Arbeit kommt" kann keine Lösung sein, auch wenn in Großstädten mit ordentlich ausgebautem ÖPNV das Auto eher redundant ist, als auf dem Land.
Lösungsansatz No 1 wäre, die Arbeitswoche um einen Tag zu reduzieren und auf 35 Wochenarbeitsstunden zu begrenzen. Dann fahren automatisch weniger PKW und LKW rum, weil eben einen Tag weniger gearbeitet wird. Dabei muss nicht unbedingt gelten, dass alle am gleichen Tag frei haben: der Einzelhandel könnte beispielsweise am Montag geschlossen bleiben und der Samstag bliebe ein "Arbeitstag". Für die meisten ist nach 4 Tagen schluss, entweder Mo bis Do oder Di bis Fr - wie das gelöst wird, hängt von der Praktikabilität ab. Man könnte ja auch Mo bis Do Lieferverkehr betreiben, gearbeitet wird aber Di bis Fr, dann hätte man einen Tag Produktionspuffer im Haus statt "Just in Time".
Andere Lösungsansätze insbesondere für Städte wären, den LKW-Verkehr an "Terminals" am Stadtrand abzuwickeln und dann unterirdisch mit Liefersystemen die Waren bis zum Bestimmungsort verteilen. Dann muss kein LKW mehr rein und verstopft die Straßen.
Auch die vielen Lieferdienste könnte man reduzieren mit dem System, etwa, indem an jedem Straßeneck eine Packstation als Empfängereinrichtung aufgestellt wird. Wieviel weniger Verkehr allein durch die Abwesenheit von Lieferdiensten eingespart werden könnte, kann man sich vielleicht vorstellen, wie oft im zweiter Reihe geparkt wird, um Pakete zuzustellen. Auch ein echt lästiges Thema in Städten.
Gegen die vielen Parkflächen könnte man mit Parkhäusern gegenarbeiten und diese nach japanischem Vorbild mit Ports und Robotern ausstatten, so dass man gar nicht erst reinfahren muss. Wer 45,- Euro monatlich für die kleine Garage ausgibt, kann auch 45,- Euro monatlich für den Platz im Parkhaus bezahlen, welches zur Siedlung gehört. Weniger parkende Autos im öffentlichen Raum bedeutet breitere Straßen und damit mehr Platz für den rollenden Verkehr, einschließlich Radfahrer, die jetzt genügend Luft haben.
Das Elektroauto ist dagegen kaum eine Lösung, solange das Paradigma lautet "groß und Luxus". Lieber sollte auf kleine Cityflitzer mit Leistungseffizenz gesetzt werden: 25PS für 300 Kilo Auto sind genauso sportlich, wie 250PS bei 3 Tonnen und es passen zwei Leute rein und der Wocheneinkauf. Thema durch. Für die Pendler reicht das aus. Und wenn so'n Fahrzeug mit 8000,- Euro zu haben wäre und per Solar-Wallbox geladen werden kann, habts ihr einen Käufer. Reichweite sollte 200km betragen, für's Pendeln reichts.
Für die längeren Strecken bleibe ich aber lieber "konventionell" beim Verbrenner. Die Alternative dazu, Zugfahren, ist viel zu teuer, wenn man schnell mag (ICE) oder man bummelt für bezahlbarere Tarife den ganzen Tag rum, um 500km Strecke abzuleisten. Das ist aber zu langsam. Ziel sollte schnell und kostengünstig sein - und zwar nicht nur für die Einzelperson, sondern die Familie. 80 Euro für 4 Personen ICE sehe ich als angemessener an, als 120 Euro für eine Person. Wer soll sich diese Flugzeugpreise leisten? Da ist das Auto vierfach billiger als der Zug.
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