Wenn einer einen Gedanken eines anderen hernimmt und so umformuliert, dass der Text nur noch in den wenigen unvermeidlichen Schlüsselwörtern mit dem Original übereinstimmt, wird es kein Plagiatsjäger monieren. Und dennoch ist es ein Plagiat.
In den Naturwissenschaften (und in der Mathematik) gilt so etwas auch offiziell als Plagiat. In den Geisteswissenschaften ist es offenbar anders. Das liegt vermutlich daran, dass es dort schwieriger ist zu bestimmen, ob zwei Aussagen denselben Gedanken ausdrücken oder nicht. Drum muss man sich an den Wortlaut halten. Was andererseits inhaltlichen Plagiaten Tür und Tor öffnet. Aber bezeichnenderweise sind die Plagiatoren oft zu faul oder zu dumm, diesen Weg zu beschreiten.
Das ist kein Zufall, denn in den Geisteswissenschaften geht es über weite Strecken um die Apologie der bestehenden Verhältnisse, und gerade aus solchen Bereichen stammen die typischen Plagiatsfälle. Wenn es darum geht, zum x-tausendsten Mal die Vorzüge von Demokratie und Marktwirtschaft zu preisen und die Ideale von Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit zu beschwören, dann lässt sich auch schwer ein neuer Gedanke fassen. Das Neue kann da nur noch die Formulierung sein. Und dementsprechend betreffen Plagiate dann eben die Formulierung.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.03.2023 12:20).