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  • Alexander Durin

mehr als 1000 Beiträge seit 21.03.2013

Solche unterirdische Rants machen erst recht skeptisch

Anscheinend kann es der Autor nicht lassen. Man spürt sie in fast jedem Satz, die heilige Mission, die ihn treibt. Es gibt nahezu keinen Absatz, indem anders Denkende nicht persönlich abqualifiziert werden:

von seltener intellektueller Brillanz

selbst ernannten "Skeptikern"

wahre Leuchttürme argumentativer Überzeugungskraft

Da ist ein Einwand schlauer als der andere

geistigen Opfer dieser Indoktrination

absurden Formen der Realitätsverweigerung

einzelne Spinner

Das war nur ein kleiner Ausschnitt, die Sprache spricht für sich.

Dem Autor muss aber schon aufgefallen sein, dass es unangenehme Assoziationen weckt, wenn Kritiker, die der verkündeten Wahrheit widersprechen, als Leugner bezeichnet werden. Da kommt dann der retorische Eiertanz. Er verwendet nicht den Begriff Leugner, sondern Skeptiker - in Anführungszeichen - und behauptet im Abschnitt "Leugner oder Skeptiker", dass die Skeptiker ja gar keine seien, sondern was? Richtig, er nennt sie nicht expressis verbis Leugner, sondern legt das nur sublim nahe. Da fehlte wohl der Mut zu klaren und prägnanten Aussagen. Man muss sich schon winden, um ein Bäh-Wort zu vermeiden und anders darzustellen.

Am frappantesten ist aber der Versuch, Kritiker mittels Vulgärpsychologie Unzurechnungsfähigkeit zu unterstellen:

Aus der Psychologie ist bekannt, dass Personen, die anderen haltlos eine gewisse persönliche Motivation unterstellen, von sich selbst sprechen [...] [das] lässt es mit gewisser Berechtigung darauf schließen, dass [...] die Frage der anthropogenen Klimaerwärmung nicht die von Fakten und Wissenschaft, sondern zu einer des Glaubens verkommen ist.

Und:

geistigen Opfer dieser Indoktrination [verhalten sich] wie Abergläubige

Das ist ein alter Trick, um sich gegen Kritik zu immunisieren, genauso wie die Redewendung vom "Leugner". Ein kritisch denkender Mensch hingegen, der sich in Sachen Medienkomptenz und Demagogie aus kennt, fragt sich zu Recht, weshalb ein Autor zu solch schäbigen Mitteln greifen muss, wenn doch, wie behauptet, alle Argumente auf seiner Seite hat.

Bei kritisch denkenden Menschen schrillen da die Alarmglocken und man wird vorsichtig, wenn nicht gar skeptisch. Frappierend in diesem Zusammenhang ist, dass dem Autor, wie auch gewissen anderen Autoren, nicht klar ist, dass die unterirdische Art ihrer Argumentation, die jeglichen Erkenntnissen der Aufklärung widerspricht, erst recht für Skeptizismus sorgen, auch wenn sie vielleicht im Recht sind und die Argumente auf ihrer Seite haben.

Und der Autor führt ein noch unangenehmeres "Argument" ein, das zu Skeptik geradezu auf ruft:

Abgesehen von den bezahlten Maulhuren, die im Sinne ihrer Auftraggeber (Ölkonzerne & Kohleindustrie) bewusst Desinformation verbreiten [...]

Einem kritisch gebildeten Menschen kräuslen sich die Zehnägel, wenn er von angeblichen Bezahlschreibern schreibt. Da kommen unangenehme Erinnerungen auf, wie deutsche Politiker mitsamt ihren gleichgeschalteten Qualitätsmedien von russischen Trollfabriken fantasierten, um die Kritik der Mehrheit der Bevölkerung an der Propaganda gegen Russland als reine Propaganda und nicht als Meinungsäußerung der Bevölkerung abzutun.

Vertrauen erweckt der Autor auch nicht gerade - um einen Euphememismus zu benutzen - wenn er unter Anderem Strohmannargumente an erster Stelle anführt. Nehmen wir die:

Aber CO2 ist in Wahrheit gar nicht giftig!

CO2 ist doch notwendig für die Natur / Pflanzen. Aber CO2 ist doch lebenswichtig!

Ich kenne eine Vielzahl kritischer Argumente (die Mehrheit ist tatsächlich haltlos), aber die beiden genannte entspringen wohl eher der Fantasie des Autors, es sei denn, es sind irre geleitete Einzelmeinungen, die der Autor nur als unwissenschaftliche Anekdoten heran zieht.

Um ein Fazit zu ziehen: der Autor mag die Argumente auf seiner Seite wissen, aber er bedient sich propagandistischer Mittel und die wecken - rein formal, ohne auf den Inhalt eingehen zu müssen - eine gewisse Skepsis.

Damit hat er der Sache, für die er eintritt (ein Journalist sollte niemals für eine Sache eintreten) - keinen Dienst getan. Eher genau das Gegenteil. Ich fürchte aber, dass der Autor in seinem Eifer, für die "Gute" Sache zu kämpfen, das nicht einmal merkt.

Wer die Wahrheit auf seiner Seite hat, hat es nicht nötig, Kritiker herabzuwürdigen. Und aus nichts anderem als der Herabwürdigung bestand dieser Artikel.

Kein Wunder, dass so ein Schriftwerk den Eindruck erweckt, dass da "etwas nicht stimmt".

Der Autor bringt übrigens selbst expressis verbis zum Ausdruck, dass es nur noch um religiöses Anschauungsdenken geht:

Aber solche Typen en masse in Euren Reihen zu haben, lässt Euch das nicht im Sinne einer Kontraindikation am "rechten Glauben" zweifeln?

Besser kann man ideologisches Denken nicht beschreiben.

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