Wenn man die Entwicklung in den verschiedenen Ländern der letzten Jahrzehnte wirklich verstehen will, reicht es völlig aus, sich mit einigen wirtschaftlichen Grundparametern und Entwicklungstendenzen auseinanderzusetzen.
1.) Es gibt eine Armutswanderung bei ausentwickelten Industrieen. Der Kapitalismus und die Industrialisierung hatten in Manchester in der Bekleidungsindustrie angefangen. Davor besaßen fast alle Menschen nur die Bekleidung, die sie auf dem Leibe trugen. Kurz nach Manchester ging es auch in Westdeutschland los. Heute gibt es zwar noch Modekonzerne in Düsseldorf, aber das Gros der Kleidung wird längst woanders gefertigt. Jeans und T-Shirts kamen lange Zeit aus dem nahen Osten, insbesondere Ägypten. Heute sind Vietnam und Bangladesh angesagt, weil auch unsere Araber zu reich und teuer sind.
2.) Rohöl: Viele Jahrzehnte war Öl die Quelle von Reichtum und Wohlstand. Die Diktatoren Assad, Gaddafi und Saddam Hussein waren zwar fies, aber streuten die Gewinne aus dem Ölgeschäft unter dem Volk und finanzierten damit Volkswirtschaft und Wohlstand. Eine ähnliche Rechnung kann man auch für etliche Staaten Lateinamerikas aufmachen.
In den 2000'ern machte der Ölpreis eine rasante Kursentwicklung, welche die gleichzeitige Verteuerung der Nahrungmittel mehr als abfederte. Im Jahr 2008 kam die Bankenkrise, in Folge derer der Ölpreis 1/3 seines Wertes verlor. Zieht man vom Restwert die Produktionskosten ab, so war das für unsere Ölstaaten eine Katastrophe. Die Diktatoren in Nahost mussten kräftig die sozialen Ausgaben zusammenstreichen, während die Nahrungsmittelkosten noch stiegen.
Das und nichts anderes erzeugte den "Arabischen Frühling".
Die Jugend sah sich um "ihren Reichtum" betrogen und hatte keine Perspektiven.
Die ganzen ethnischen Probleme, welche die Diktatoren früher mit Geld zugekippt hatten, brachen auf. Auf den Punkt gebracht, ist das Syrische Problem, dass dort die Kurden gerne die anderen Völker vom Ölreichtum ausschließen wollten. Das wollten aber weder die Türken, noch die Russen.
Und heute? Der Ölpreis befindet sich schon länger auf Talfahrt und liegt in vielen Regionen kaum über den Produktionskosten. So, wie in den USA etliche Bohrlöcher geschlossen werden mußten, weil sich das Zeug nicht mehr wirtschaftlich aus den Boden holen läßt, sieht es kaum besser in der Levante aus.
Die goldenen Zeiten sind einfach vorbei.
Das sich die westarabischen Staaten, wie Tunesien, Algerien und Marokko relativ gut halten konnten, hatte einfach mit deren Armut zu tun: Die hatten alle kein Öl.
Und die Nahrungsmittelproduktion wirft relativ gute Erträge ab.
Unsere Autorin hat weniger Wirtschaftsverstand als ein Eichhörnchen und erzählt uns ein Märchen von Gut und Böse, bei dem wir natürlich wieder der Sünder für das Elend der Welt sind, während die Chinesen als "weißer Ritter" vorbeikommen.
Nebenbei: Wenn die Chinesen und Vietnamesen wirtschaftlich immer noch auf Sozialismus machen würden und mit der Handvoll Reis auskommen müßten, hätte die Levante die Probleme auch nicht.