Ich finde es ja immer lohnenswert, einen Blick auf die Herkunft von Worten zu werfen. Das ist besonders bei einer etymologisch so reichen und vor allem logischen Sprache wie Deutsch (fast) jedesmal erhellend. Der Begriff Volk stammt eigentlich aus der Völkerwanderung der Germanen und bedeutet nix weiter als "viele" oder eben jene, die folgen, also gemeinsam wandern. Das ist in der Tat ein sehr pragmatischer Begriff, vor allem, wenn man um die Geschichte der Völkerwanderungen weiß, z.B. dass sich viele Stämme erst durch die Wanderungen zu "Völkern" zusammengetan haben. Europa ist ein Land der Völker, ein Flickenteppich aus ein-, um- und ausgewanderten Scharen von Menschen, deren kultureller Ursprung vor allem keltisch, germanisch und slawisch war und ist. Das sind die indigenen Kulturen Europas, die alle auch noch recht ähnlich sind. Die griechisch-römischen Zivilisationen und deren Folgen waren ja eher ein kultureller Import aus dem Mittleren Osten, was für mich bedeutet, dass wir seit jeher eigentlich mit der Traumatisierung als Folge von Imperialismus ringen. Aber das nur am Rande.
Ich erwähne das deshalb, weil sich die Linksliberalen (es sind ja gar keine Linken, auch wenn sie sich auf Grund der Auswahl ihrer plakativen Labels dafür halten) doch so gerne am Begriff "völkisch" und damit an "Wir sind das Volk" stören. Dabei müsste jeder "echte Linke" wissen, was z.B. der olle Karl von Marx über die Nation zu sagen hatte, wobei die moderne Nation als elitäres Projekt eher mit der EU als mit dem alten Begriff von Volk (den vielen) verwandt ist. Wem nutzt es denn, wenn kulturelle Begriffe und Empfinden wie "Volk" zerstört werden? Sicher nicht dem Arbeiter, und auch nicht dem Flüchtling.
Diese Pseudolinken, für die "links" nur aus Abgrenzung nach "rechts" besteht, merken selber gar nicht, wie blind sie folgen. Ob die sich noch an den alten Schlachtruf der Alten Linken Schule erinnern? Hoch die internationale Solidarität? Mit diesem Ruf nach Solidarität zwischen den Nationen (und damit Völkern) erkennt die linke doch die Existenz von Nationen (und damit Völkern) implizit an. Warum nur soll "wir sind das Volk" jetzt nicht im Kontext einer solchen Solidarität gemeint sein? Ich will damit gar nicht die paranoid-selbstmitleidige Art des typischen AfD-Anhängers als harmlos abtun, denn das ist sie nicht, nur haben wir deren Existenz vor allem dem Versagen jener zu verdanken, die sich fälschlicherweise für "links" halten, obwohl sie nur liberale Mitläufer sind (wie auch die AfD). Es sind halt unterschiedliche liberale Labels: linksliberal (Gutmensch, Refugees Welcome, Gender und natürlich Nazis boxen), "neoliberal" (der einfache Mainstream) oder rechtsliberal (AfD). Echte Linke oder echte Konservative gibt es praktisch kaum noch und sie fehlen beide.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.04.2020 17:10).