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  • pehar

mehr als 1000 Beiträge seit 21.09.2016

Re: Jaja, der Kapitalismus ist schuld ...

Islaender schrieb am 15.08.2017 06:53:

Kannst Du mir bitte mal Geräte (mit Elektronik) nennen die kein "Verfallsdatum" haben?

Mein ältester PC ist 20 Jahre alt und hat vor 10 Jahren oder so eine CF-Karte als Festplattenersatz bekommen. Ist ein guter Schnitt.

Ich habe auch noch 10 Jahre alte Notebooks, die noch funktionieren, und ein 5 Jahre altes Tablet. Die Ersatzteilversorgung durch den Hersteller wird natürlich irgendwann fraglich, aber dafür gibt es dann im Idealfall einen Gebrauchtmarkt: Aus drei mach eins.

Natürlich hält nichts ewig - auch ein Spaten braucht mal einen neuen Stiel und den alten kann man dann nur verbrennen.

Die Idee der EU, das ein Gerät reparierbar sein muss, und das auch von externen Fachbetrieben, ist ein netter Wunsch.

In der Praxis wird es diesen Fachbetrieben so schwer gemacht an Anleitung und Ersatzteile zu kommen, das dies nicht funktioniert.

Das kommt sehr auf das Produkt an. Bei IBM war es üblich, dass man sämtliche Reparaturanleitungen samt Ersatzteilnummern für Thinkpads auf der Webseite herunterladen konnte. Es spricht also prinzipiell nichts dagegen.

Ich weiß nicht, ob Lenovo das beibehalten hat und wie es bei anderen Herstellern aussieht. Irgendein HP-Notebook gibt es, das bei ifixit mal die volle Punktzahl erreicht hat, glaube ich.

Davon abgesehen hängt Nachhaltigkeit ja nicht davon ab, dass externe Reparaturbetriebe etwas reparieren können, sondern dass ein Gerät überhaupt reparabel ist. Apple zum Beispiel kann viele Komponenten seiner Geräte austauschen, auch durchaus noch relativ lange nach Produktionsende - während Microsofts Surface-Tablets Gerüchten zufolge regelmäßig komplett ausgetauscht werden, weil sie praktisch nicht mal durch den Hersteller reparierbar sind.

Nicht Umsonst werden zum Beispiel Fernseher weg geworfen, wenn nur ein Bauteil auf so "einer 3-7 Layer Platine" defekt ist. Reparatur ist ausgeschlossen und auch so gewollt.

Tja - die Leute haben eben lieber zu Samsung gegriffen als zu Loewe, obwohl Loewe reparierbar war und sogar modular aufgebaute Geräte im Angebot hatte. Nun ist Loewe pleite und die Konkurrenz wird versuchen, nicht denselben Fehler zu machen. Dem Kapitalismus kann man hier nur vorwerfen, dass er so viel Auswahl hervorbringt, dass Menschen sich frei entscheiden können.

Gesetze könnten das ändern, aber angesichts der Beeinflussbarkeit und der geringen Weitsicht von Politikern bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich wünschenswert wäre.

Wenn Du mir dann bitte mal Beispiele nennst die über eine Petroleumlampe technisch hinaus gehen fände ich das toll. Und dann bräuchte ich auch noch die Fachbetriebe.

Da habe ich was schön ironisches: Meine Zahnbürste, die als das Beispiel für geplante Obsoleszenz gilt, weil der Akku sehr schnell kaputtgeht, lässt sich mit einem Lötkolben, einem Ersatzakku und einer halben Stunde Arbeit sehr schnell reparieren. Sogar das "Spezialwerkzeug", um das Gehäuse beschädigungsfrei (!) zu öffnen, ist dabei.

Ein wirklich langlebiges Produkt, hervorragend reparabel - aber es gilt als Inbegriff der kapitalistischen Fehlentwicklung.

Also muss man (besser der Gesetzgeber), wie Du schon geschrieben hast, Druck ausüben. Wir das mit den Parteien in D gehen? nein, mit keiner einzigen!

Vielleicht sollte man weniger auf den Kapitalismus schimpfen und mehr auf die Demokratie ... SCNR.

Vor allem sollte man vielleicht selbst mal anfangen, nachhaltige statt Wegwerfprodukten zu kaufen, sich um Reparatur zu bemühen und alte oder teildefekte Geräte nicht zu entsorgen, sondern engagierten Bastlern zur Verfügung zu stellen. Wie mehrfach geschrieben, noch gibt es in vielen Fällen die Auswahl. Es ist halt teurer und unbequemer.

Natürlich ist es viel einfacher, auf den Kapitalismus zu schimpfen.

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