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  • mind.dispersal

mehr als 1000 Beiträge seit 02.03.2010

Vorwärts und schnell vergessen

Die Coronakrise ist die Schweißnaht des progressiven Neoliberalismus. Die linke Wählerschaft aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich geht nun Hand in Hand mit der Wirtschaft und drängt auf Lockerungen, weil ihre alternativen Wirtschaftsmodelle, öffentliche Anstellungen und Lebensentwürfe unter den Maßnahmen genauso dahin erodieren, wie der Absatz von Autos.

Einer Wirtschaft, die sich wie eh und je über die Lobbyisten und PR-Agenturen in Politik und Wissenschaft einschleust und dabei ihren Einfluss spielen lässt. Trotz ihrer Maximalforderungen, die über Leichen gehen, werden sie dabei äußerst verständnisvoll behandelt, wie ein hungriges Kind, das auf sein Essen wartet, während man sich Tag für Tag an Gestalten, wie Atilla Hildmann, Ken Jebsen und Xavier Naidoo abreagiert und sich Scheingefechte liefert mit Themen wie "Wann darf blühende und morbide Fantasie einfach wieder so benannt werden oder müssen wir alles ernst nehmen?"

Die eigentliche Diskussion hätte sich vielleicht um Erich Fromms "Haben oder Sein" gedreht, um den Unterschied von Existenz und wirtschaftlicher Existenz.

Wie sagte ein schöner Tweet neulich? "Kapitalismus ist, wenn die Wirtschaft zusammenbricht, weil die Leute ein paar Wochen lang nur das kaufen, was sie wirklich brauchen."

Gleichzeitig wird gesagt, es könne niemand mehr nachvollziehen, dass nun Restaurants aufgemacht werden, Kinos, Theater, aber die Kindergärten nicht. Ganz so als wäre es keine Allerweltserfahrung, dass Kindergärten Seuchenschleudern sind, die Erkältungen, Kinderkrankheiten und Magen-Darm-Infektionen in die Familien streuen. Da entstehen nun mediale Kleinkriege darüber, ob ein Virologe der Meinung ist, es gäbe keine fundierten Hinweise darauf, dass Kinder weniger häufig infiziert oder infektiös sind. Weil niemand mehr auf seine Alltagserfahrungen und Instinkte hören kann. Weil wir zugedröhnt werden mit ökonomischer Bedeutung, weil die Maschine nicht mehr läuft.

Das alles ist so lächerlich, asozial und offensichtlich, dass es in puncto Krassheit wirklich nur noch von Qanon und 5G-Bill-Theorien übertroffen wird. Genau deswegen rauscht dieser Schwachsinn auch 24/7 durch alle Kanäle. Damit man lachend vergisst, dass man für den Profit mal wieder in die Kreissäge getrieben wird.

Deswegen werden jetzt linke Narrative mit heißer Nadel gestrickt, über Kinderrechte und Grundrechte und Gleichgültigkeitsrechte und Freiheit und Ethik und Moral, nur diesmal zur Rettung der Wirtschaft. Denn ohne Wirtschaft auch keine Arbeit und ohne Arbeit kein Marx. Also alle mal wieder "Die Augen rechts auf die bösen Verschwörungstheoretiker!"

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