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  • benu13

501 Beiträge seit 10.06.2015

Eine Wertedebatte ist nützlich, sollte aber tiefer greifen

Erfrischend am Beitrag Hajo Funkes ist die Thematisierung des in Russland verbreiteten Werteverständnisses, das vielfach unterbelichtet wird. Allerdings erkennt er darin keine positiven Elemente, sondern betrachtet es als „Rückschritt“ gegenüber unseren westlichen Werten. Da er ihnen das Etikett „imperialistisch“ anhaftet, suggeriert er, dass sie eine Bedrohung für unsere liberal-demokratischen Grundwerte darstellen.

Damit bewegt sich Funke auf einer vergleichbaren Ebene wie EU-„Außenminister“ Borrell, der die westliche Welt als Garten sieht, der sich vor dem ihm umgebenen Dschungel schützen muss. Ist hier nicht das Motiv verborgen, weshalb der Westen die russischen Kooperationsangebote ausgeschlagen hat und stattdessen seine Wehrfähigkeit stärkte? Funke selbst erkennt darin lediglich einen „Fehler“ des Westens – ohne dass er erklären kann, wie dieser unterlaufen konnte.

Ist unser auf Maximierung individueller Freiheiten gerichtetes Wertesystem, in dem materieller Reichtum, Konkurrenzdenken, Marktorientierung und Gewinnmaximierung einen natürlichen Platz einnehmen, tatsächlich das optimale? Eine Debatte darüber wäre durchaus angebracht, auch gerade im Vergleich mit dem Werteverständnis anderer Kulturkreise, anstatt diese als zivilisatorisch rückständig zu brandmarken.

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