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  • From Hell

718 Beiträge seit 14.01.2021

Makulatur

Putin habe als Liberaler begonnen, im Blick auf Peter I. aus dem frühen 18. Jahrhundert, der damals entstandenen großen Metropole Sankt Petersburg, damals einer Stadt der Aufklärung, Ort der administrativen, politischen und ideologischen Rationalität - und ihrem Einfluss auf Katharina II. In den Anfangsjahren seiner Herrschaft zitiert er vor allem den Aufklärer Immanuel Kant (!).

Er erinnert an Kants Zum ewigen Frieden; er klingt überzeugt darin, dass es die ökonomische Entwicklung der riesigen Territorien und die Zusammenarbeit mit Europa und der übrigen zivilisierten Welt brauche. Von einer Konfrontation mit der übrigen Welt ist noch nirgendwo die Rede.

Im Jahr 2004 verhält sich Putin allerdings schon zurückhaltender. Es geht ihm weniger um das aufgeklärte Europa als um das christliche und die Wahrung russischer Identität. Inzwischen kritisiert er den Vormarsch Europas nach Osten – nach dem drei frühere Sowjetrepubliken, die baltischen Staaten, der Europäischen Union beigetreten waren - und sieht Russland an den Rand der europäischen Politik gedrängt.

Zwischen 2004 und 2012 habe Putin die konservative Wende vollzogen und mit ihr die Ablehnung einer europäischen Bestimmung Russlands.

In einem autistischen Vakuum könnte man das so skizzieren.
Der Autor sieht wohl keinen Zusammenhang bei der Entwicklung der Haltung Putins zu den USA und seinen Vasallen mit den mehrfach gebrochenen Versprechen zur NATO-Erweiterung, Raketenschildinstallationen, gekündigten Abrüstungsvereinbarungen, Destabilisierungsversuchen, Anschauungsunterricht wie der Westen mit Ländern umspringt, die sich nicht vollständig unterwerfen, während Russland sich zuverlässig an Verträge und Vereinbarungen hielt und konstruktiv im Sicherheitsrat mitwirkte.

Der Autor möchte eine Entwicklung beschreiben und lässt die diese Entwicklung beeinflussenden Faktoren einfach weg? Wie absurd ist das denn?
Das erinnert mich an die völlig-unverständliche-Selbstradikalisierung-Thesen bei Moslems, die dann mit Hass auf westliche Werte begründet wird, aber die Millionen Opfer in deren Familien- und Freundeskreisen durch westliche Gewalt für die Motivation überhaupt keine Rolle spielen können.
Obwohl man es besser weiss, denn in jedem Hollywood-Rache-Streifen wären diese Täter Helden, weil sie den Verlust ihrer Familien gegen Aggressoren rächen.

Solche Analysen sind nicht nur völlig wertlos, wenn in die "Analyse" nur die zum gewünschten Narrativ passenden Faktoren einfließen, sondern sie führen zudem zu falschen Reaktionen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.07.2023 14:43).

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