pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
Edelman ist nach eigener Darstellung ein PR-Consultant, der Firmen dabei hilft, durch Vertrauen Kunden und Mitarbeiter an sich zu binden.
Das ergaben auch meine Recherchen. PR-Firmen ist grundsätzlich zu misstrauen. Stichwort Brutkastenlüge. Soweit ich mich erinnere, stammen über 80 Prozent aller Zeitungsmeldungen von PR-Firmen.
pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
Der Zyniker in mir sagt, dass niemand Vertrauen verdient hat, der eine PR-Firma braucht, um es aufzubauen, aber das tut hier nichts zur Sache.
Mein Zyniker sagt das auch, weitet dieses Urteil aber auf die PR-Firmen selber aus und meint, dass das sehr wohl was zur Sache tut.
pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
Der Punkt ist: Es handelt sich nicht um eine Studie, sondern um Werbung.
Korrekt. Genauer gesagt handelt es sich um Propaganda. Werbung, die man früher Reklame nannte und die auch nichts anderes ist als Propaganda (die man heute als Public Relations bezeichnet), ist Produkt-Propaganda. Die Umbenennung der Begriffe Reklame und Propaganda in Werbung und PR wurde vorgenommen, um der schon damals in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlechten Konnotation dieser beiden Begriffe auszuweichen. Werbung war vordem hauptsächlich im Zusammenhang mit Brautwerbung geläufig, der Begriff löst noch immer eher angenehme, im Zusammenhang mit Sexualität oder zu erwartendem Sex stehende Empfindungen aus. Reklame erinnerte zu sehr an das Reklamieren des Marktschreiers (und ist auch nichts anderes): Der Marktschreier reklamiert sozusagen die Kaufunlust der Marktbesucher, seiner potenziellen Kunden, als hätte er ein Recht darauf, dass sie bei ihm was kaufen. Reklamation ist eigentlich eine Beanstandung, ein Schrei nach Recht auf Wiedergutmachung und so weiter.
pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
Die Definitionen über "Märkte" und "18-64-Jährige Akademiker mit hohem Einkommen" sind nicht für Soziologen gedacht, sondern sollen Firmen überzeugen, die PR-Dienste von Edelman in Anspruch zu nehmen:
Wenn ich F. Rötzer richtig verstanden habe, wurden sowieso nur diejenigen befragt, die sich noch kapitalistisch verwerten lassen, die anderen interessieren nicht:
Die "informierte Öffentlichkeit" muss 16 Prozent der Gesamtbevölkerung über 18 Jahre ausmachen. Junge und Alte gehören da offenbar nicht hin, nur wer zwischen 25 und 64 Jahre alt ist, also vermutlich arbeitet.
Wo kämen wir auch hin, wenn die arbeitende Bevölkerung den Medien und den staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen zu misstrauen begänne? Schliesslich sind es diese Menschen, die alles erarbeiten, wovon auch der Superreiche und die PR-Firmen leben. Die dürfen auf keinen Fall das Vertrauen verlieren, die muss man überzeugen oder bei der Stange halten. Die muss man täglich so auspowern, dass sie abends nur noch vor der Glotze sitzen können, bevor sie ins Bett gehen.
Zudem ist Voraussetzung eine Hochschulausbildung und ein Haushaltseinkommen, das im obersten Viertel liegt. Dazu gehört auch, wer den vorherigen Kategoeiren genügt und von sich behauptet, er nutze in starkem Umfang Nachrichtenmedien und ebschäftige sich mit Politik und Wirtschaftsnachrichten.
Sind also Hochschulbildung und ein Einkommen im oberen Viertel Bedingung, um von den PR-Firmen überhaupt als Mensch angesehen zu werden? Dabei weiss ich doch schon lange, dass akademische Bildungsabschlüsse nicht grundsätzlich ein Zeichen von Intelligenz sind, schon gar nicht, wenns darum geht, die gesellschaftliche Realität akkurat zu erfassen.
pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
- "Märkte" sind die Standorte, wo Edelman (und dessen Kunden) seine Dienste anbietet
- "18-64-Jährige Akademiker" sind potenzielle Angestellte der Edelman-Kunden
- "hohes Einkommen" ist die Abgrenzung zu Akademikern, die nichts wirtschaftstaugliches studiert haben und damit als Angestellte uninteressant sind.
Hohe Einkommen sind eigentlich fast immer Schweige- und Schmiergeld. Google hat in den letzten Jahren weltweit gut ausgebildete IT-Kräfte abgeworben, ganz speziell die, die sich mit der Verarbeitung und Erschliessung riesiger Datenmengen auskennen. Diese Fachleute fehlen heute weltweit, um sich gegen die ausufernde Überwachung durch Google und Dienste zur Wehr setzen zu können.
pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
Rötzer ist auf Werbung hereingefallen und tut mit seinem Artikel alles, um auch die Leser von Telepolis in die Falle zu locken.
Rötzer fällt ständig auf Reklame herein, muss er ja auch als Redaktionsleiter von Telepolis, Heise lebt ja wie andere Printmedien auch nicht vom Verkauf seiner Hefte, sondern von den Anzeigenkunden, die dort Reklame schalten, und das kostet. Immerhin springt dabei auch das wohl einzige einigermassen freie Diskussionsportal Telepolis dabei heraus. Wie lange das wohl noch existiert im Zeitalter verbotener Fake-News? Ich glaub nicht, dass Rötzer hier eine nennenswerte Masse an Leuten zu überzeugen vermag. Vermutlich sind seine Artikel Alibi-Veranstaltungen, um den Bedürfnissen der Werbetreibenden, die ja auch Telepolis mitfinanzieren, wenn mans genau nimmt, entgegenzukommen. In seiner Haut möchte ich nicht stecken.
pehar schrieb am 05.02.2019 03:58:
Man kann den Medien eben einfach nicht mehr vertrauen. Edelman dagegen scheint sein Geschäft zu verstehen. SCNR.
So pauschal würde ich das nicht sagen. Edelman und Genossen fragen ja nicht nach dem Vertrauen in alternative Medien. Aus Sicht des täglichen TV- und Mainstreamkonsumenten gehören wohl auch gesellschaftskritische Sachbücher zu den alternativen Medien, die gemieden werden. Nachrichten und News-Sendungen sind Propaganda, und deshalb fragt die Studie indirekt auch nach dem Vertrauen in Propaganda, in Reklame und wohl auch in politische Äusserungen.