Endlich, ich hatte schon fast die Hoffnung verloren, Telepolis könnte sich dann gelegentlich nicht nur ein wenig zurückhaltender an der allgemeinen Hetzkampagne beteiligen, sondern würde die Fakten auf den Tisch legen, wenn die Zeit dafür ist. Nämlich jetzt.
Dieser Text tut es. Dafür sei Scheidler herzlich gedankt.
Allerdings bleibt er bezüglich weiterer Afghanistan-Politik vor dem Ziel stehen. Ja, der Westen hat buchstäblich alles getan um den politischen Islam zu stärken. Nolens volens könnte man kommentieren. Und nun sind die Taliban die einzige politische Kraft in Afghanistan, die in der Lage ist, politisches Auseinanderfliegen und damit eine Fortsetzung des Bürgerkriegs zu verhindern. Der revanchistische Westen aber macht weiter - mit Wirtschaftskrieg und Unterstützung noch existierender kampfeswilliger Talibangegner. Tut alles, um eine Stabilisierung der Situation zu verunmöglichen, in erster Linie um die Ausbeutung mineralischer Vorkommen in Afghanistan durch die Chinesen zu be- oder gar zu verhindern. Offiziell natürlich weiterhin aus menschenfreundlichen Gründen, um die Frauen zu schützen - die u.s.-Regierung war schon immer eine Sammelstelle für Feministen... Wenn man eine Wirtschaft stranguliert, schadet man der betroffenen Bevölkerung, ob in Venezuela, Kuba, Iran, Syrien oder Afghanistan.
Es reicht daher nicht, die Taliban publizistisch zu verdammen, man muss die Realität akzeptieren. Sie sind nun mal da, man muss sie machen lassen, ohne ihnen mehr Steine in den Weg zu legen, als irgendeiner anderen Regierung. China, und Russland, haben moderierenden Einfluss. Die Taliban sind nicht dumm, das haben sie nun bewiesen, auch ihnen liegt das Hemd näher als die Jacke. (Wie auch immer sie ihre Kleidungsstücke nennen.) Dem Narrativ, die usa sei nicht mehr verlässlich und Europa müsse daher noch mehr ins Militär investieren, muss vehement widersprochen werden. Scheidler tuts verdankenswerterweise ansatzweise. Aber das muss noch entschiedener geschehen. Militarisierung ist ein Krebs, eine Krankheit zum Tode. Man muss sich ihr entgegenstellen.
Und nein, es ist nicht die Aufgabe des Westens die Saudis finanziell auszutrocknen. Es reichte, nicht beständig das Gegenteil zu tun. Proaktive Sicherheitspolitik ist ein anderer Name für Imperialismus.