Mein Nick ist länger als Deiner. schrieb am 23. August 2006 11:31
> und nur zur sicherheit: das war ironisch gemeint; im Gegensatz
> zu meinem Vorredner bin ich der Überzeugung, dass die Menschen
> in Afrika sehr wohl einschätzen können, wie gut die Zukunft
> im eigenen Land aussiehen kann - wobei es natürlich wahr
> ist, dass häufig zu rosige Vorstellungen über das Leben
> in Europa oder den Weg dahin vorhanden sind. dennoch macht
> sich keiner freiwillig auf so einen Weg, wenn er zu Hause
> eine realistische Chance auf ein gutes Leben hat.
Beides: Einerseits hat man in Afrika (wobei ich das "nur" für West-
und Zentralafrika beurteilen kann) wirklich keine Chance auf ein
besseres Leben. Sogar die sogenannt obere Mittelschicht darbt und hat
einen erschreckend tiefen Lebensstandard. Und auch wer reich ist,
lebt sehr bescheiden (denn "unseren" Lebensstandard kann man sich
nicht einmal als Reicher leisten).
Anderseits haben die Afrikaner auch ein völlig unrealistisches Bild
von Europa. Kein Wunder. Was sehen Sie im täglichen Fernsehprogramm:
Daily Soaps, in denen nur reiche Familien vorkommen, die auf riesigen
Landgütern mit vielen Bediensteten leben (Denver, Dynastie, Top
Model). Gut diese Soaps sind zwar amerikanisch, aber das sehen die
dort nich so eng. Vor allem aber sehen sie auch die Werbung von "uns"
(man empfängt im frankophonen Afrika bevorzugt französische
Fernsehstationen) Europäern.
Und dann sehen sie natürlich auch die Bilder, die die Emigranten nach
Hause schicken: Autos, die keine Beulen haben und fast neuwertig
sind. Strassen, die geteert und sauber sind. Trams und Busse und
Bahnen, die funktionieren, etc. usw.
Und die Emigranten, die wieder ihr Heimatland besuchen, kommen mit
vollen Händen und einem Mercedes Benz zurück, bauen sich zu Hause
schicke Villen und verteilen ihre aussortierten Kleider und
halbdefekten Haushaltsgeräte an die Verwandschaft und verschweigen
geflissentlich, unter welchen Umständen sie so "reich" geworden sind.
Und wenn trotzdem jemand die traurige Wahrheit über das Leben in
Europa erzählen will, möchte das niemand hören und man wird
beschuldigt, man sei bloss neidisch auf die, die in Europa so reich
geworden seien und gönne es ihnen nicht, ebenfalls nach Europa zu
kommen, um reich zu werden.
Und diese Mischung aus völliger Chancenlosigkeit und völliger
Illusion bringt dann eben tausende dazu, ihr Leben aufs Spiel zu
setzen.
> und nur zur sicherheit: das war ironisch gemeint; im Gegensatz
> zu meinem Vorredner bin ich der Überzeugung, dass die Menschen
> in Afrika sehr wohl einschätzen können, wie gut die Zukunft
> im eigenen Land aussiehen kann - wobei es natürlich wahr
> ist, dass häufig zu rosige Vorstellungen über das Leben
> in Europa oder den Weg dahin vorhanden sind. dennoch macht
> sich keiner freiwillig auf so einen Weg, wenn er zu Hause
> eine realistische Chance auf ein gutes Leben hat.
Beides: Einerseits hat man in Afrika (wobei ich das "nur" für West-
und Zentralafrika beurteilen kann) wirklich keine Chance auf ein
besseres Leben. Sogar die sogenannt obere Mittelschicht darbt und hat
einen erschreckend tiefen Lebensstandard. Und auch wer reich ist,
lebt sehr bescheiden (denn "unseren" Lebensstandard kann man sich
nicht einmal als Reicher leisten).
Anderseits haben die Afrikaner auch ein völlig unrealistisches Bild
von Europa. Kein Wunder. Was sehen Sie im täglichen Fernsehprogramm:
Daily Soaps, in denen nur reiche Familien vorkommen, die auf riesigen
Landgütern mit vielen Bediensteten leben (Denver, Dynastie, Top
Model). Gut diese Soaps sind zwar amerikanisch, aber das sehen die
dort nich so eng. Vor allem aber sehen sie auch die Werbung von "uns"
(man empfängt im frankophonen Afrika bevorzugt französische
Fernsehstationen) Europäern.
Und dann sehen sie natürlich auch die Bilder, die die Emigranten nach
Hause schicken: Autos, die keine Beulen haben und fast neuwertig
sind. Strassen, die geteert und sauber sind. Trams und Busse und
Bahnen, die funktionieren, etc. usw.
Und die Emigranten, die wieder ihr Heimatland besuchen, kommen mit
vollen Händen und einem Mercedes Benz zurück, bauen sich zu Hause
schicke Villen und verteilen ihre aussortierten Kleider und
halbdefekten Haushaltsgeräte an die Verwandschaft und verschweigen
geflissentlich, unter welchen Umständen sie so "reich" geworden sind.
Und wenn trotzdem jemand die traurige Wahrheit über das Leben in
Europa erzählen will, möchte das niemand hören und man wird
beschuldigt, man sei bloss neidisch auf die, die in Europa so reich
geworden seien und gönne es ihnen nicht, ebenfalls nach Europa zu
kommen, um reich zu werden.
Und diese Mischung aus völliger Chancenlosigkeit und völliger
Illusion bringt dann eben tausende dazu, ihr Leben aufs Spiel zu
setzen.