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  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Der Unterschied zwischen Pessimist und Optimist ist ...

... im Grunde die Art, wie Menschen beurteilt werden.

Der Pessimist sieht in jedem Mitmenschen nur eine weitere Gelegenheit, sich die Laune verderben zu lassen. Er denkt von allem erst einmal das Schlechteste, entweder weil ihm seine Erfahrung gelehrt hat dass das gut ist oder weil er keine bösen Überaschungen mag.

Der Optimist ist dagegen jemand, der seine Mitmenschen eher als Gelegenheit sieht. Er findet sie interessant, freut sich neue Leute kennen zu lernen und steckt es auch mal weg, wenn die nix von ihm wissen wollen.

Was das mit dem Artikel zu tun hat? Eigentlich nur, dass da jemand auf eine ziemlich pessimistische Art den Artikel verfasst hat und meint, für alles und jeden nur die niedersten Motive annehmen zu können. Das macht natürlich nur dann Laune, so etwas zu lesen wenn man eh' schon in der passenden Grundstimmung ist.

Was mir auffällt: Es gibt im Artikel einige Aspekte, die komplett ausgeblendet werden und (wenn man sie berücksichtigen wollte) vieles was staatliche Aktivitäten angeht in ein ganz anderes Licht rücken würden.

Beispiele:
Es wird im Artikel im Abschnitt "Wenn ein Gesundheitswesen auf eine Volksseuche trifft" so getan, als sei nur der Kapitalismus und unser Lebenswandel (Kunsumgesellschaft) Schuld daran, dass wir ein Gesundheitssystem benötigen. Dem ist beileibe nicht so. Einen mindestens genauso großen Anteil daran hat auch das Gesundheitswesen selbst: Indem die Menschen durch das Behandeln von früher tödlichen Erkrankungen länger leben, zeigen sich dann erst die Wehwehchen, die das Alter so mit sich bringt. Dadurch, dass sich eben anders als vor 40, 50 Jahren nicht mehr 5% aller jungen Männer im Straßenverkehr totfahren und nicht mehr ein ebenso großer Anteil an Arbeitskräften bei ausübung ihres Berufs sterben werden die Leute halt älter.

Im Abschnitt "Gegen die Corona-Viren setzt der Staat Bewährtes ein: Gewalt und Geld" wird dann der Eindruck erweckt, dass die Notwendigkeit eines Gesundheitswesens ja nur eine Frage des Volkseinkommens sei. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Weil wir ein so hohes Volkseinkommen haben, können wir uns das Gesundheitssystem leisten. Für das Volkseinkommen ist es ziemlich belanglos, ob Menschen die arbeitslos sind überhaupt medizinische Versorgung erhalten, ebenso wie Rentner. Trotzdem unterstützt der Staat auch diese Personen und lässt ihnen Gesundheitsdienste angedeihen.
Der Verweis auf die Zwangsmaßnahmen als "Gewalt" ist eine sehr einseitige Betrachtung. Auch dass Verweis, dass zwar vielfach kulturelle Angebote eingeschränkt waren, Wirtschaftsunternehmen aber keine Einschränkungen unterlegen hatten ist schlicht falsch: Wenn man als Unternehmer nicht das Ansteckungsrisiko für seine Mitarbeiter drastisch reduzieren konnte, dann war man bei den Gesundheitsämtern sehr schnell mit einer Betriebsschließung.

Man darf bei der ganzen Bewertung aus dem Nachhinein nicht vergessen, dass z.B. China am Ende des ersten Jahrs der Pandemie ebenso wie Australien scheinbar sehr gut dastanden: Zwar faktisch totaler Lockdown, aber kaum Corona-Fälle und wo welche auftraten kaum schwere Erkrankungen und Tote. Es gab auch hier in Deutschland damals viele Stimmen, die eine "Zero Covid"-Strategie forderten und meinten, mit einem totalen Lockdown und Hausarrest für alle notfalls über Monate wäre es möglich, die Pandemie ein für alle mal auszurotten - das war zum Glück (auch wegen unseres Grundgesetzes) kein gangbarer Weg in Deutschland.

Auch die Ärzte waren bei einer Vielzahl von Fragestellungen nicht einer Meinung. Daraus jetzt zu konstruieren, dass es ja ohnehin nur die Politik war und nur die ihren Willen durchgesetzt haben wollte lässt sich im Nachhinein leicht behaupten - ich hätte nicht in der Lage derer sein wollen, die damals Entscheidungen treffen mussten.

Auch Biontech als einzigen Impfstoffhersteller zu erwähnen ist mehr als einseitig: Erstens gab es mit Astra Zeneca und Moderna fast zeitgleich weitere Impfstoffe, die alle in Deutschland verfügbar waren und vom Gesundheitssystem bereitgestellt wurden, zum anderen wurde mit CureVac auch ein Kandidat mit viel Staatsgeld versehen, bei dem es dann zum Schluss mit der Wirksamkeit gehapert hat und der deswegen keine Zulassung erhiehlt.

Dass es keine Zulassung von Impfstoffen anderer Regionen gab, mag u.A. daran gelegen haben, dass z.B. die regionalen Zulassungsverfahren nicht 100% identisch sind und deswegen Unterlagen nicht anerkannt wurden. Russland hatte beispielsweise schon große Impfstoffmengen produziert und begonnen, Massenimpfungen durchzuführen als die Stufe III-Versuche für die Zulassung gerade angelaufen waren. Menschen, die sich auf mehreren Kontinenten hin- und herbewegen wollten mussten sich damals z.T. mit drei verschiedenen Impfstoffen impfen lassen...

Der Ausdruck "Obwohl die üblichen Vorsichtsregeln bei der Einführung von Impfstoff nicht eingehalten wurden" ist sehr tendenziös formuliert.

Beim Einführen eines neuen Impfstoffs gibt es keine "Vorsichtsregeln" die "eingehalten werden". Es sind Zulassungsvorassetzungen zu erfüllen, und wenn die Zulassung erfolgt ist dann kann der Imfstoff eingesetzt werden. Ein Grippeimpfstoff hat auch in der Regel keine 3 Jahre Vorlaufzeit, der wird auch erst im Frühsommer definiert, da auch schon vom Gesundheitssystem bestellt und dann läuft schon im Herbst die Impfung an.

Dem Satz "Alle Grundrechte stellen eben Erlaubnisse des Staates dar." kann ich so nicht zustimmen. Es zeigt eine grundsätzliches Missverständnis in unseren Staat und in unser Rechtssystem: Nicht der Staat definiert die Grundrechte. Sondern unser Staat baut auf dem Fundament auf, das das Grundgesetzt legt.

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