...des Menschen als Humankapital im Dienste des Staates zieht sich extrem störend durch den gesamten Artikel. Ja, die Verzahnung von Staat und Gesundheitswesen stützt diesen Aspekt, und das Gesundheitswesen entwickelt sich durchaus zunehmend vom Individuum abstrahierend, aber ich als Individuum bin dennoch froh, dass mir ein umfangreicher Katalog an Gesundheitsleistungen zur Verfügung steht.
Ich glaube auch grundsätzlich nicht, dass man durch die Industrialisierung und Digitalisierung überhaupt erst erzeugten Risiken für die Gesundheit als erstes Kriterium für die grundsätzliche Notwendigkeit dieses Systems anführen kann, wie das hier suggeriert wird. Das ist schon alleine angesichts des individuellen Selbsterhaltungstriebes, oder auch wegen der hohen sozialgesellschaftlichen Stützungswirkung des Systems bereits eine höchst verengende und wenig legitime Perspektive. Und da sind wir dann noch nicht mal bei den rein biologistisch vorhandenen Gesundheitsbedrohungen (ja, auch Seuchen!), oder auch z.B. der Behandlung von Unfällen, der modernen Zahnmedizin, Geburtshilfe und vieles mehr. Alles Bereiche in denen sicher kaum jemand die Uhr gerne zurückdrehen möchte.
Obendrein steht diese Betrachtung einer konstruktiven Aufarbeitung im Weg. In der Art und Weise, wie "der Staat", "die Wirtschaft", aber auch "die Medien" als undifferenzierter, gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern als Endgegner installierter Block und als Urheber alles Schlechten skizziert wird, provoziert es nur Misstrauen gegen alles und jeden, und verstellt den Blick auf die Menschen, die tatsächlich absichtlich oder dilletantisch fragwürdige oder opportunistische Entscheidungen in der Pandemie getroffen haben. Die kann man vielleicht höchstens noch als "tiefer Staat" zusammenfassen, und es wäre viel besser genau dort anzusetzen, und die Akteure konkret zu benennen und deren Agenda und Motivation so gut es geht herauszuarbeiten.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.09.2024 19:31).