Emrymer schrieb am 01.02.2023 15:49:
Also warum dann nun genau diese Polemik?
Weil die Argumentation einerseits bestimmte Voraussetzungen hat, die nicht genannt werden, und andererseits teils falsch ist.
Falsch ist z.B. die Behauptung, Pendeln würde nicht zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beitragen. Wenn ein Doppelverdiener-Haushalt auf Stellen in geringer Nähe angewiesen ist, wird aber in vielen Fällen wenigstens einer der beiden auf eine qualifizierte Stellung verzichten müssen, eventuell sogar beide (bei Arbeitsplatz-Wechsel, wenn der andere seine Stelle nicht sofort auch aufgeben kann / will).
Du argumentierst mit Sonderfällen.
Aber ja, ich habe Kollegen die pendeln Tag für Tag 300km hin, 300km zurück. Kein Witz. Dann habe ich Kollegen denen 5h pro Tag auf der Autobahn zu dämlich sind, die mieten sich wochenweise im Hotel ein. Pendeln aber immer noch pro Woche z.T. 1000km+. Der gesamte Standort verpendelt pro Tag 50.000 Liter Diesel. 250.000 Liter pro Woche.
Was passierte mit Covid? 2% Anwesenheitsquote im Schnitt.
Falsch ist auch die Annahme, Autobahnen wären nur dazu da, unnötige Luxusprodukte zu befördern. Es braucht sie z.B. auch zum Materialtransport, damit örtliche Firmen arbeiten können, ebenso dazu, Lebensmittel zu bringen, die nicht zum überflüssigen Luxusbereich gehören.
Richtig, z.B. das Evian oder die Alpenmilch, die in Flensburg zum guten Ton gehören. Schonmal darüber nachgedacht wie die Menschen 1960 überleben konnten?
Im Luxussegment läßt sich sicher einiges einsparen, aber für die wenigen braucht es keine Autobahn.
Fangen wir doch erst einmal an Luxus zu definieren:
- Raumtemperaturen >19 Grad. Bürotätigkeiten sind selbst bei 15 Grad dauerhaft möglich, sofern man angemessene Kleidung trägt.
- Getränke die aus Entfernungen >5km heran geschafft werden. <1km wären ebenso möglich, sofern man nicht auf bestimmte Marken wert legt.
Die können sich ihre Sachen auch mit einem Kleinbus über Landstraßen liefern lassen. Auf den Autobahnen kommen die Sachen, die "der kleine Mann" zu moderaten Preisen braucht, damit er über die Runden kommt. Und zwar ohne hungern und frieren zu müssen, selbst wenn das noch nicht unmittelbar tödlich endet.
Der kleine Mann wähnt immer alles zum überleben zu benötigen. Das liegt daran, dass der kleine Mann klein ist.
Der große Mensch begreift, dass der tägliche Aktionsradius über die Generationen von <1km bei der Uroma, über <2km bei der Oma, über <20km bei den Eltern nunmehr auf <200km gewachsen ist. 20km waren früher für reisende eine Tagesreise und für die allermeisten die größte Entfernung die im Leben zurück gelegt wurde.